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Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman

Titel: Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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Häschen vor aufdringlichen Verehrern beschützt.«
    Lämmchen, Rose, Häschen – herrje, da verging man jaschon beim Zuhören vor Peinlichkeit! Ich war sehr froh, dass Tante Patti, vollgepumpt mit Nikotin, von der Terrasse kam und lautstark nach Kaffee verlangte.
    »Sie können doch sicher auch ein Tässchen vertragen«, sagte sie zu Pfarrer Hoffmann. »Oder dürfen Sie im Dienst nichts trinken?« Sie lachte schallend über ihren eigenen Scherz, wurde aber gleich wieder ernst. »Ich sagte gerade zu Amelie, dass Roberts Grab ziemlich verkommen aussieht. Was sagen denn Sie als Fachmann dazu? Darf die letzte Ruhestätte eines Toten ungepflegt aussehen?«
    Pfarrer Hoffmanns Antwort bekam ich nicht mit, weil ich mich in der Küche um den Kaffee kümmerte. Als ich Minuten später mit einem voll beladenen Tablett wieder ins Wohnzimmer trat, waren alle drei ins Gespräch vertieft. Es ging immer noch um den Herrn, der meine Mutter im Schwanenhof angeblich angebaggert hatte.
    »Hat dieser Mensch dich sehr bedrängt?«, erkundigte sich Pfarrer Hoffmann besorgt.
    Meine Mutter lachte. »Mein Gott, Benedikt, wenn man dich hört, dann könnte man denken, ich sei eine dreizehnjährige Jungfrau, frisch aus dem Kloster entlassen. Das war nicht das erste Mal, dass ich mir einen aufdringlichen Verehrer vom Hals schaffen musste.«
    »Was hattest du auch ganz alleine dort zu suchen?«, fragte Tante Patti, als wäre der Schwanenhof kein Nobelrestaurant, sondern ein ganz mieser Aufreißerschuppen.
    »Ich hatte ein Rendezvous mit Pfarrer Hoffmann«, erklärte ihr meine Mutter liebenswürdig. Tante Patti schwieg verdutzt, Pfarrer Hoffmann ebenfalls.
    »Sag bloß, du wusstest nichts davon, Patti«, sagtemeine Mutter. »Und ich dachte, die ganze Gemeinde weiß Bescheid, dass er versucht hat, mich ins Bett zu kriegen.«
    Pfarrer Hoffmann errötete bis unter die Haarwurzeln. »Du weißt ja nicht, was du sagst.« An Tante Patti gewandt setzte er hinzu: »Amelie und mich verbindet in erster Linie eine zutiefst spirituelle Beziehung.«
    »Richtig, aufs Bett warst du ja gar nicht so scharf. Wenn’s nach dir gegangen wäre, hätten wir’s gleich auf Bauer Bosbachs Heupfad hinter uns gebracht«, sagte Mama. »Guck nicht so schockiert, Patti. Ich hab’s ja nicht getan.«
    Tante Patti guckte in der Tat so, als würde es mindestens grüne Männchen regnen. Ich guckte vermutlich auch nicht viel besser.
    »Du scheinst mir heute ein wenig überdreht zu sein, Amelie«, sagte Pfarrer Hoffmann.
    Mama ignorierte ihn. »Ich habe mit dem Gedanken gespielt, ja«, fuhr sie fort. »Er sieht doch auch einfach zum Anbeißen aus, oder?« Sie seufzte. »Aber das taten die Eunuchen ja auch, die das Serail bewachten, habe ich gelesen.«
    Pfarrer Hoffmann wollte etwas sagen, aber meine Mutter ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Damit meine ich natürlich nicht, dass du ein Eunuch bist, Benedikt. Aber auf mich hast du zunehmend – wie soll ich sagen? – geschlechtslos gewirkt! Kennst du das, Patti? Es war ein bisschen wie damals, als sich herausstellte, dass Rock Hudson schwul war.«
    »Womit ich natürlich auch nicht sagen will, dass du schwul bist, Benedikt«, setzte sie schnell hinzu. »Ganz bestimmt nicht! Und irgendwo auf dieser Welt gibt es sicherauch eine Frau, die dich genau so mag, wie du bist.«
    »Ich glaube nicht, dass wir ein solches Gespräch in aller Öffentlichkeit führen sollten«, sagte Pfarrer Hoffmann etwas verschnupft. »Du bist verwirrt, du bist gedemütigt, du hast offenbar …«
    Mama tat, als habe er gar nichts gesagt. »Für jeden Topf gibt es einen Deckel, hat meine Mutter immer gesagt, also auch für dich, Benedikt«, fiel sie ihm ins Wort. »Schließlich vergleicht dich ja nicht jede Frau mit einem Mann von Roberts Format.« Sie wandte sich wieder an Tante Patti, die vor lauter Anspannung an einer Zigarette zog, aber vergessen hatte, sie anzuzünden.
    »Würdest du deinen Heiner nicht sofort gegen unseren Benedikt hier eintauschen, Patti? Sag nichts, ich kenne die Antwort, denn ich kenne deinen Heiner! Aber bei mir liegt der Fall anders. Wenn ich mich mit einem neuen Mann trösten werde, dann muss er es verstehen, leidenschaftliche Gefühle in mir zu wecken. Ich meine, er sollte wenigstens annähernd an Roberts Niveau heranreichen. Unser Benedikt hier« – zärtlich tätschelte sie Pfarrer Hoffmanns sonnengebräunte Wange – »ist trotz seiner Jahre mehr ein kleiner Junge als ein echter Mann. Romantisch, verspielt, voller nostalgischer

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