Ehebrecher und andere Unschuldslaemmer - Roman
alles kaputtgemacht.«
»Mir tut es auch leid«, sagte Martin.
Ein paar Sekunden standen sie sich mit hängenden Armen gegenüber.
»Es ist zu spät für uns«, sagte Carola schließlich.
Martin nickte. »Das weiß ich schon länger. Ich werde dir keinen Ärger machen.«
»Ich dir auch nicht«, sagte Carola. »Du kannst den Kirschbaumsekretär haben. Und das Meißner Porzellan.«
»Gut, dass wir keinen Hund haben«, sagte Martin. Er hatte immer einen haben wollen, aber Carola war dagegen gewesen. »Mach dir um mich keine Sorgen. Ich komme schon klar.«
Carola grinste schwach. »Grüß den Meller von mir.«
»Mach ich.« Martin schloss den Kofferraum. »Ich geh mich noch von Irmi verabschieden.«
Als Martin weg war, holte Carola tief Luft. Ihr Kopf war wieder klar, die wütende Hitze in ihren Gedanken hatte sich verflüchtigt.
Sie hatte sich mies verhalten und die Quittung dafür bekommen. Das war in Ordnung.
Martin war anständig geblieben und trotzdem bestraft worden. Das war ungerecht, aber nicht zu ändern.
Pfarrer Hoffmann hatte sich verhalten wie ein Schwein und blieb völlig unbehelligt. Das stank zum Himmel!
Mein ist die Rache, spricht der Herr , ging es Carola durch den Kopf. Aber darauf konnte man sich in diesen unsicheren Zeiten nicht verlassen. Sie fand, es gebührte Hoffmann bereits in diesem Leben eine Strafe.
In Carolas zunehmend abgekühltem Kopf formte sich eine kühne Idee. Heute abend würde er seinen kostbarsten Besitz, seinen silberfarbenen Luxusschlitten, zum Autohaus von Presbyter Lohmann bringen. Aus Liebe. Und wenn er mit Lohmann über den Preis verhandelte, würde er sich großmütig und edel fühlen, weil er seiner Liebe ein solches Opfer darbrachte.
Wenigstens dieses Gefühl konnte sie ihm vermasseln.
Voll neuerwachter Energie schnappte Carola sich Autoschlüssel und Handtasche und machte sich auf den Weg. Soviel sie wusste, gab es in der Stadt immer noch diesen Laden von Beate Uhse, gleich neben dem Kino. Die hatten die ganze Nacht geöffnet. Carola hoffte das Beste und drehte das Radio voll auf.
» I will survive «, sang ihr Gloria Gaynor aus dem Herzen. Carola stimmte mit ein. Hoffentlich gab es vor dem Beate-Uhse-Shop freie Parkplätze, sie hasste es, in Parkhäuser zu fahren. Obwohl es dunkel war und regnete, setzte sie ihre Sonnenbrille auf. Man wusste ja nie, wem man in einem Sexshop so alles begegnen würde.
Irmi
I
rmi strahlte, als sie Martin die Tür öffnete.
»An dich habe ich gerade gedacht!«, sagte sie, als sie sich in der Küche gegenübersaßen. Georg saß nebenan vorm Fernseher, man hörte gedämpfte Musik durch die geschlossene Küchentür. »Ich habe nämlich eben mit meinem Bruder telefoniert.«
»Dann weißt du es ja schon«, sagte Martin. »Die Säcke haben tatsächlich gezahlt. Ich bin jetzt ein reicher Mann. Arbeitslos zwar, aber reich!«
»Das ist toll!« Irmi griff nach seiner Hand und drückte sie ganz fest. »Ich freue mich ja so für dich.«
»Das habe ich alles nur dir zu verdanken«, sagte Martin und streichelte mit seiner freien Hand über ihre, bis sich die kleinen Härchen auf ihrem Handrücken aufrichteten. Etwas verlegen ließ er sie wieder los und lächelte sie an. »Wenn du mir nicht deinen Bruder empfohlen hättest …«
»… dann hättest du dich mit dem Gartenschlauch in dein Auto gesetzt, ich weiß.« Irmi lachte. »Gut, dass das Thema jetzt vom Tisch ist. »Was wirst du mit dem vielen Geld anfangen?«
Martin zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht. Vielleicht ein Haus im Süden kaufen, wo man die Zitronen direkt vom Baum pflücken kann?«
»So viel?«, fragte Irmi.
»Na ja, für ein renovierungsbedürftiges Haus irgendwo auf den Balearen würde es gerade so reichen«, sagte Martin und sah auf einmal todernst aus. »Kommst du mit, Irmi? Ich bau uns auch einen Pool. Unter den Zitronenbäumen.«
»Haha«, sagte Irmi. Die Ernsthaftigkeit in seinen Augen ließ sie erröten. »Meinst du nicht, dass Carola den Pool lieber für sich haben will?«
»Nein.« Martin schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben uns gerade getrennt.«
Irmi schlug sich die Hand vor den Mund. »Martin! O nein. Das ist ja schrecklich!«
»Es ist schrecklich«, stimmte Martin zu. »Aber wie sagt man so schön: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Es war höchste Zeit.«
»Nein, nein, sag doch nicht so etwas. Ihr werdet wieder zueinanderfinden. Dafür gibt es Fachleute. Eheberater, Therapeuten – ihr dürft nicht so schnell
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