Ehemann für eine Nacht?
ihr Kampfgeist erneut die Oberhand.
„Warum tust du das?“ Es war Zeit, mit diesem ganzen Theater aufzuhören.
„Vielleicht möchte ich gern als derjenige in die Geschichte eingehen, der endlich die Wentworth-Granville-Fehde begraben hat.“ Wenigstens tat er nicht so, als habe er ihre Frage nicht verstanden, doch sein Blick blieb rätselhaft.
„Wenn du diesen Konflikt zwischen uns beenden willst, dann brauchst du nur die Papiere zur Auflösung unserer Ehe zu unterschreiben.“
„Das wäre kaum eine Heldentat – viel zu passiv.“
„Du könntest dich ja jederzeit wegen Ehebruchs von mir scheiden lassen.“
„Wessen Ehebruch, deiner oder meiner?“
„Meiner natürlich.“
„Du bist eine schlechte Lügnerin.“
„Was soll das heißen?“
„Das weißt du ganz genau. Du hast nie mit Dillingham geschlafen.“
Seine Unverfrorenheit nahm Belinda den Atem.
„Ach ja?“, erwiderte sie verächtlich. „Und woher willst du das wissen? Glaubst du etwa, nach dir wäre mir kein anderer Mann mehr gut genug?“
Colin lächelte träge. „Nein, aber eine Ehe, die geschlossen wird, um das Gut der Familie zu retten, ist wohl kaum besonders leidenschaftlich.“
Belinda sog scharf den Atem ein.
„Und dann wäre da noch die Tatsache, dass du vor drei Jahren hier in Vegas erst mit mir Sex hattest, nachdem wir verheiratet waren. Was hast du noch gesagt? Du suchst einen Mann, dem es ernst ist? Deshalb hast du Todd vermutlich auch warten lassen.“
Belinda merkte, dass sie auf ihrer Unterlippe herumkaute, und bremste sich abrupt – jeder, der sie gut kannte, wusste, dass diese Angewohnheit verriet, dass sie nervös war. Vor drei Jahren hatte sie noch unter der Trennung von einem Freund gelitten.
„Und ich habe dir mit Dillingham alles verdorben, nicht wahr? In seiner Verzweiflung hat Onkel Hugh die Dinge nun selbst in die Hand genommen. Ich wette, du hattest keine Ahnung, dass es um die Finanzen der Wentworths ähnlich prekär steht.“
Erschrocken riss Belinda die Augen auf. „Was meinst du damit?“
Sie hätte sich denken können, dass Colin noch ein Ass im Ärmel hatte. Schließlich hatte sie drei Jahre zuvor seinen Erfolg beim Pokern miterlebt. Und durch seine Immobiliengeschäfte wusste sie, dass er ein unglaubliches Händchen für Zahlen und Geldanlagen hatte.
„Hast du in letzter Zeit mit deinem Onkel gesprochen?“
„Nein. Was ist denn mit Onkel Hugh?“
„Nichts weiter, aber er hat sein Stadthaus in Mayfair aufgegeben.“
Belinda wusste, dass ihr Onkel regelmäßig seinen Wohnsitz wechselte. „Es ist nichts Ungewöhnliches, dass er woanders …“
„Auf Dauer.“
„Warum sollte er das tun?“
„Weil das Stadthaus in Mayfair jetzt mir gehört.“
„Das ist unmöglich.“
Erst wenige Monate zuvor war sie im Haus in Mayfair gewesen, das seit Generationen im Besitz der Familie Wentworth war. Ihr Onkel hatte zwar einen gedankenverlorenen und besorgten Eindruck gemacht, aber sie hätte nie gedacht …
„Im Gegenteil, die Übertragung wurde ordentlich durchgeführt … anders als unsere Annullierung. Dein Onkel kann gern dort wohnen bleiben, aber das steht in meinem Ermessen.“
„Wieso, um alles in der Welt, sollte Onkel Hugh das Stadthaus an dich verkaufen? Du bist der Allerletzte, an den er verkaufen würde.“
„Ganz einfach. Er war sich nicht bewusst, dass ich der eigentliche Käufer war. Das Stadthaus wurde an eine meiner Firmen verkauft. Vermutlich wusste er nicht, dass ich deren Hauptaktionär bin. Ich kann mir gut vorstellen, dass er geglaubt hat, an einen dieser neureichen russischen Oligarchen zu verkaufen, die Immobilien in London sehr zu schätzen wissen, aber auch Diskretion.“
Belinda sah Colin höchst überrascht an. Es konnte nicht sein …
Colin zuckte mit den Schultern. „Der Verkauf ging rasch und zu einem angemessenen Preis über die Bühne. Dein Onkel brauchte anscheinend schnell Geld.“
„Und was hat das alles mit mir zu tun?“
„Ich besitze auch schon das größere der beiden Anwesen in Berkshire.“
Belinda ließ die Schultern hängen. Die Wentworths hatten zwei Landgüter in Berkshire, was etwas ungewöhnlich war. Das kleinere war erst durch die Heirat ihrer Ururgroßmutter in den Besitz der Familie gekommen. Das Größere dagegen – das Colin offenbar gekauft hatte, wenn seine Behauptung stimmte – befand sich schon seit der Zeit, als Edward III. König war, in Familienbesitz. Downlands, wie das Landgut hieß, grenzte an Granville-Land und
Weitere Kostenlose Bücher