Ehemann für eine Nacht?
Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Wir haben eine Vereinbarung. Darin versprichst du, keine Wentworth-Immobilie zu verkaufen.“
„Ich verspreche, die Wentworth-Immobilien, die ich besitze, an dich zu überschreiben. Das Haus in der Elmer Street habe ich später erworben.“
Belinda war wütend. „Kein Wunder, dass Onkel Hugh nicht auf die Idee gekommen ist, du könntest der Käufer sein. Er dachte, du wärst an unsere Scheidungsvereinbarung gebunden.“
„Ich bin daran gebunden, und ich habe nicht dagegen verstoßen.“
„Trotzdem hast du gegen den Geist der Vereinbarung verstoßen, wenn nicht gegen den Inhalt selbst. Wir haben vereinbart, verheiratet zu bleiben, um die Immobilien der Wentworths zusammenzuhalten.“
„Und das geschieht ja auch. Der Erlös aus dem Verkauf des Hauses in der Elmer Street wird gut angelegt sein, wenn damit die anderen Wentworth-Immobilien modernisiert werden.“
„Welche Garantie habe ich denn, dass du das Geld wirklich zum Renovieren verwendest? Schließlich hast du das Haus verkauft, ohne mich darüber zu informieren.“
Nun wurde auch Colin langsam ärgerlich. Er versuchte doch nur, ihren dämlichen Verwandten aus ihrem finanziellen Desaster herauszuhelfen. „Ich habe nie zugesagt, dich ständig über alles auf dem Laufenden zu halten.“
„Dann gibt es nichts weiter zu sagen, nicht wahr?“
Belinda machte auf dem Absatz kehrt und ging.
Belinda sah, wie Onkel Hugh die Stirn runzelte.
„Es geht das Gerücht durch die Presse, dass du Colin verlassen hast“, erklärte ihr Onkel, „und sie stellen dich in wenig schmeichelhaftem Licht dar, fürchte ich.“
Ihre Mutter, die im Sessel rechts von Onkel Hugh saß, nickte zustimmend.
Ehrlich gesagt, kümmerten Belinda Gerüchte wenig. Sie fühlte sich unglücklicher als je zuvor, einschließlich des Tages, an dem sie aus einem gewissen Hotel in Vegas geflüchtet war.
Sie befanden sich im Salon von Onkel Hughs Stadthaus in Mayfair – oder vielmehr, dem Stadthaus ihres Mannes.
Nachdem sie Halstead Hall am Vortag verlassen hatte, hatte sie die Nacht in Tamaras und Sawyers leerer Londoner Wohnung verbracht. Tamara hatte ihr die Wohnung gern überlassen, da sie, Sawyer und das Baby auf den Landsitz der Familie in Gloucestershire zurückgekehrt waren.
Ihre Freundin hätte gern die Gründe für ihren unerwarteten Anruf erfahren, doch Belinda war viel zu aufgewühlt gewesen, um darüber zu reden.
Sie war froh, keine Zeugen für ihre schlaflose, tränenreiche Nacht zu haben. Ruhelos hatte sie sich hin und her gewälzt, und die Tränen hatten gar nicht mehr versiegen wollen.
Im Morgengrauen hatte sie die Wahrheit nicht mehr leugnen können.
Sie liebte Colins Intelligenz, seinen Humor und ja, auch seine sexuellen Finessen. Sie hatten gemeinsame Interessen, aber was noch wichtiger war: Sie ergänzten einander perfekt. Wenn sie mit ihm zusammen war, fühlte sie sich lebendiger als jemals zuvor in ihrem Leben.
Sie hatte sich rettungslos in Colin verliebt.
Deshalb war sein Verrat für sie besonders schmerzlich.
Aber offenbar war sie nichts weiter als eine Eroberung für ihn. Wenn sie ihm etwas bedeuten würde, dann hätte er das Haus in der Elmer Street nicht so unbekümmert weiterverkauft.
Onkel Hugh trommelte mit den Fingern auf den Armlehnen seines Sessels herum.
Er war vor ein paar Stunden von London nach Downlands gekommen. Und da auch Belinda in Berkshire war, hatte er sie eingeladen, mit ihm und ihrer Mutter Tee zu trinken.
„Ich bin mir sicher, dass die Granvilles die Geschichten in die Presse gebracht haben. Na, vielleicht haben sie jetzt zu Anfang die Oberhand, aber wir werden den Krieg letzten Endes gewinnen.“
Belinda krampfte sich das Herz zusammen. Revanchierte sich Colin in der Presse und feuerte so den ersten Schuss in einer Scheidungsschlacht ab?
Onkel Hugh rieb sich die Hände. „Wir werden die besten Anwälte engagieren, um Colins Weiterverkauf des Hauses anzufechten. Wir werden darauf klagen, dass er gegen eure Scheidungsvereinbarung verstoßen hat, und fordern, dass du bei einer Scheidung alle ursprünglich den Wentworths gehörenden Immobilien überschrieben bekommst. Wenn sie erst wieder unter meiner Verwaltung stehen, werde ich dafür sorgen, dass die Granvilles künftig die Finger davon lassen.“
„Nein.“
Belinda war von ihrem Widerspruch fast so überrascht wie ihr Onkel und ihre Mutter.
„Nein?“ Ihr Onkel runzelte die Stirn. „Was meinst du damit?“
Belinda holte tief
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