Ehemann für eine Nacht?
Luft. „Ich meine, dass ich die Kontrolle über die Wentworth-Immobilien nicht mehr aus der Hand geben werde.“
Onkel Hugh entspannte sich. „Nein, natürlich nicht, meine Liebe. Genau das versuchen wir doch mit etwas Glück und der Hilfe guter Anwälte zu erreichen, nicht wahr?“
Plötzlich sah Belinda die Dinge ganz klar.
Ihr Onkel würde die Immobilien erneut verkaufen oder mit Hypotheken belasten, wenn sie unter seiner Verwaltung standen. Er war unfähig, die Häuser und Ländereien der Wentworths zu verwalten.
In gewisser Weise hatte Colin ihr und den Wentworths einen Riesengefallen getan. Wenn Onkel Hugh nicht unwissentlich einen begierigen Käufer in Colin gefunden hätte, hätte er die Immobilien bis zur Zahlungsunfähigkeit und Kündigung der Hypotheken heruntergewirtschaftet. Und damit wäre das Ansehen der Wentworths in Adelskreisen endgültig ruiniert gewesen.
Ihre Familie war erpicht darauf gewesen, dass sie Todd heiratete, und sie hatte angenommen, dass sie einfach wollten, dass sie eine gute Partie machte. Sie hatte nicht gewusst, wie verzweifelt ihre Familie darauf angewiesen war, dass sie, Belinda, das Familienvermögen rettete.
Zwischen der Erwartung, durch eine Heirat gesellschaftlich aufzusteigen, und sich zu opfern, um der Familie den finanziellen Ruin zu ersparen, bestand ein großer Unterschied.
Sie liebte ihre Familie, aber die hatte ihre Fehler – sehr große Fehler sogar.
Was hatte Colin noch gesagt? Sie habe die Wahl, entweder ein Feigling zu sein, der sich den Ansprüchen der Familie beugte, oder eine Frau, die ihr Leben nach ihren eigenen Spielregeln lebte.
Ihr Onkel sah immer noch verständnislos drein. „Natürlich wirst du in mir einen Immobilienverwalter haben oder in Todd, wenn du ihn heiratest.“
„Nein, Onkel Hugh, Todd kommt nicht mehr infrage – endgültig. Mehr noch, wenn ich mich von Colin scheiden lasse und wieder Kontrolle über die Immobilien der Wentworths habe, werden wir die Dinge auf meine Art handhaben.“
Was für ein neuer Gedanke – auf ihre Art.
Ihre Mutter wirkte irritiert. „Belinda, das ist absurd.“
„Nein, das ist es nicht.“ Sie stand auf, um zu gehen. „Vielmehr ist es die beste Idee, die ich seit Langem hatte. Ich freue mich direkt darauf, Immobilienbesitzerin zu werden.“
Ihr Mann hatte ihr viel beigebracht. Und dazu gehörte, dass sie mehr Macht hatte, als sie glaubte.
Diese Macht hatte sie eben ihrer Familie gegenüber demonstriert. Jetzt musste sie überlegen, was in Bezug auf Colin zu tun war.
Sie war unfair zu ihm gewesen. Er hätte ihr wegen des Hauses in der Elmer Street Bescheid sagen müssen, doch mittlerweile verstand sie, warum er beim Weiterverkauf so gehandelt hatte und nicht anders.
Die Frage war nur: Wie sollte sie sich mit ihm versöhnen? Und würde er sie überhaupt zurückhaben wollen, nachdem sie für Onkel Hugh Partei ergriffen zu haben schien?
12. KAPITEL
„Mutter, was hast du getan?“
„Keine Angst, mein Lieber. Heutzutage dreht sich alles um die Medien.“
„Ob du es glaubst oder nicht“, erwiderte Colin ungeduldig, „ich gehöre zu den Menschen, die immer noch an eine Wahrheit jenseits der öffentlichen Wahrnehmung glauben.“
„Unsinn. Was für eine antiquierte Vorstellung.“
Die Ironie des Ganzen ist nur, dachte Colin, dass ich die Granvilles in ein neues Jahrtausend geführt habe, indem ich das Familienvermögen durch clevere Immobiliengeschäfte gesichert habe.
Sie saßen beim Lunch im kleinen Esszimmer, dem früheren Musikzimmer, das einen herrlichen Blick in die Gärten von Halstead Hall bot.
Kurz vor dem Lunch hatte Colin erfahren, dass seine Mutter zu Besuch gekommen sei und mit ihm essen würde. Wie immer war seine Mutter tadellos gekleidet und frisiert.
Er dagegen fühlte sie irgendwie angeschlagen. Am Morgen hatte er sich nicht rasiert, und obwohl er lediglich keine Krawatte trug, so wie immer, wenn er zu Hause arbeitete, kam er sich ungepflegt vor.
Natürlich kannte er den Grund für seine Laune. Belinda war zwei Tage zuvor gegangen.
Seine Mutter trank einen Schluck Tee. „Du solltest dir wirklich ein Beispiel an deinem Freund Melton nehmen. Er ist doch in der Medienbranche tätig, nicht wahr?“
„Es wird Melton kränken, dass du nicht eines seiner Blätter für eine öffentliche Stellungnahme gewählt hast“, meinte Colin. „Ich werde ihm jedoch sagen, dass er die Sache nicht persönlich nehmen soll.“
Die Dowager Marchioness machte eine wegwerfende
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