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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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Männer fertig waren, trat Ludolf vor. »Bernhardt, habt Ihr noch einmal Zeit für mich?«
    Der Angesprochene drehte sich herum. »Sofort! Gleich bin ich bei Euch.« Er gab noch ein paar Anweisungen an die anderen Arbeiter und kam dann zu Ludolf. »Was kann ich für Euch tun?«
    »Könntet Ihr etwas hier herüberkommen? Ich hatte eben einen kleinen Disput mit der Witwe Bode. Sie soll nicht merken, dass ich mich noch hier herumtreibe.«
    Der Lagerverwalter lächelte verschmitzt. »Da seid Ihr nicht der Erste, der heute sein Fett abbekommt. Ich habe mir auch schon ’n Anranzer eingefangen. Kommt mit!«
    Die beiden Männer schlichen zu einem Holzverschlag, hinter dem sie vom Haus aus nicht mehr gesehen werden konnten.
    »Habt Ihr ihr gegenüber etwas von dem Ballen erwähnt?«, wollte Bernhardt sofort wissen.
    Ludolf schüttelte den Kopf. »Wozu? Wenn überhaupt, werde ich das höchstens dem Rat gegenüber erwähnen.«
    Er atmete erleichtert auf. »Danke.«
    Ludolf nickte zustimmend und kam sofort zum Thema. »Wie schätzt Ihr den Ulrich Rehkopf ein?«
    Der Lagerverwalter schaute kurz um sich. »Der? Das ist eine ganz hinterhältige Sau. Anmaßend und beleidigend. Als wär’ er der Herr höchst persönlich. Wär’ am liebsten wohl selber Händler. Wie gestern. Kommt in den Speicher und schnüffelt überall herum, um was zu finden, was ihm nicht gefällt. Standen ’n paar Ballen schief. Ja und? Aber der Lump wirft die Ballen um und verlangt, dass wir se sofort wieder ordentlich aufstapeln sollen. Dabei war’n wa gerade beim Abladen. Der Fuhrwerker war sauer, weil er wieder loswollte, wir, weil wa doppelte Arbeit hatten. So ein blöder Affe!« Bei den letzten Worten war er immer lauter geworden.
    »War der schon immer so? Oder spielt er sich erst seit dem Tod des Händlers so auf?«
    »Komisch war er schon immer. Aber seit ein paar Tagen is’ er noch schlimmer. Richtig unerträglich.«
    »Hatte denn der Händler Bode nichts zu Rehkopfs Verhalten gesagt?«
    Bernhardt kratzte sich am Kopf. »Puh … Schon … Aber nich so richtig. Nur so nach der Art: Mach das bloß nicht wieder. Und das war’s dann auch.«
    »Gab es dafür einen Grund?«
    »So war der Herr halt. Er glaubte an das Gute in den Menschen.«
    Ludolf überlegte einen Moment. Hatte das überhaupt eine Bedeutung? Ein anmaßender Kontorsgehilfe, der sich recht viel herausnahm, aber vom Herrn nur sacht angefasst wurde. Vielleicht war Bode wirklich von Natur aus so nachsichtig. Aber eigentlich wollte Ludolf ja etwas ganz anderes wissen. »Könntet Ihr mir sagen, welchen Wert das Geschäft hier hat?«
    Bernhardt verdrehte die Augen und klatschte in die Hände. »Mit so was kommt Ihr zu mir?«
    »Ihr habt doch einen guten Überblick über die Waren hier.«
    »Schon. Aber das könnte der Rehkopf bestimmt besser sagen. Der muss doch bloß die Zahlen in den Büchern durchgehen und hat die schnell zusammen.«
    »Das dachte ich auch. Aber entweder er will nicht so richtig oder er kann nicht. Er hält sich jedenfalls ziemlich bedeckt.«
    »Ja klar! Der faule Hund! Der hat bloß keine Lust, eine Handbewegung zu viel zu machen. Er könnte ja was Falsches sagen. Und tut dann immer so, als würde ihm keiner was sagen woll’n.«
    Ludolf lachte. »Das habt Ihr gut getroffen. Aber wie hoch schätzt Ihr den Wert hier?«
    Bernhardt kratzte sich wieder am Kopf. In Gedanken schien er die einzelnen Lagerböden durchzugehen. Er sprach leise vor sich hin, zählte ab und zu an seinen Fingern mit, wiegte seinen Kopf. Schließlich hielt er inne, überlegte noch einmal kurz und sagte dann vorsichtig: »Tausendfünfhundert Gulden. So ganz grob. Wenn man das mit ’ner Liste durchgehen würde, könnte man’s sicher besser sagen.«
    Ludolf war überrascht und zog die Augenbrauen hoch. »Seid Ihr Euch sicher?«
    »Jau. So ziemlich. Warum?«
    »Ulrich Rehkopf schätzte auf höchstens siebenhundert. Und ohne die Schulden auf neunhundert.«
    »Was?« Der Lagerverwalter sackte förmlich in sich zusammen. »Das verstehe ich nicht. So schlecht können unsere Sachen doch nicht sein. Oder?« Er schüttelte den Kopf.
    »Gibt es eigentlich viele offene Rechnungen?«
    Bernhard wiegte seinen Kopf hin und her. »Kaum. Der Herr Bode war immer darauf bedacht, schnell zu bezahlen. Deshalb hatte er auch viele gute Verbindungen. Ich war immer der Meinung, dass die Zahl der Leute, die ihm noch was schulden, höher ist.«
    Warum gab es hier so große Unterschiede in der Bewertung des Geschäfts? Ludolf

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