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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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wie viel das Geschäft des Händlers wert ist?«
    Thomsen richtete sich wieder auf. »Warum? Soll es denn verkauft werden?«
    »Das weiß ich nicht. Gibt es Probleme?«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Offene Rechnungen, verprellte Partner.«
    »Niemals!« Seine Entrüstung war unverkennbar. »So war Bode nicht. Er hat seine Verträge immer pünktlich erfüllt. Wurden Waren geliefert, wurden sie auch bezahlt. Schulden waren ihm verhasst.«
    »Aber das Lager in Bremen brannte doch ab. Dadurch gab es bestimmt Verzögerungen bei den Lieferungen.«
    »Ach was!« Thomsen winkte ab. »Der Schaden durch den Verlust betrug nur einige Goldstücke. Aber das wurde zügig ausgeglichen und die Verträge wurden erfüllt.«
    »Wurde dadurch vielleicht das Geld knapp?«
    »Bestimmt nicht! Bode war von Grund auf solide. Er ging keine unnötigen Risiken ein.«
    »Wie hoch ist der Wert des Geschäfts nun?«
    Der alte Mann legte die Stirn in Falten, dachte einen Augenblick nach. »Schwer zu sagen. Ich kenne nicht die Menge im Speicher. Vor sechs Jahren, als ich dort aufhörte, waren die Lagerbestände fast eintausenddreihundert Gulden wert. Das weiß ich noch genau. Zum Abschluss habe ich noch eine umfassende Inventur gemacht und dann die Verwaltung an den Neuen abgegeben. Nach dem, was der Händler mir immer noch berichtete, ist diese Menge bestimmt nicht geringer geworden. Eher mehr. Dazu dann noch das Haus und der Speicher an sich. Und der Wert der Geschäftsbeziehungen lässt sich kaum in Gulden und Heller bemessen. Bei einem Verkauf sollten die ja auch zu Buche schlagen.«
    Bernhardts Schätzung stimmte also fast genau mit der von Thomsen überein. Warum hatte Rehkopf so weit danebengelegen?
    »Wer kann mir nach Eurer Meinung den genauen Wert nennen?«, hakte Ludolf nach. »Die Witwe?«
    Ein müdes Lächeln erschien im Gesicht des Hans Thomsen. »Anna Bode? Niemals. Die lebt schon seit jeher in ihrer eigenen Welt. Die ist schon auf dem halben Weg in den Himmel. Sie hat kein Interesse an so etwas Irdischem wie dem Geschäft. Aber mein Nachfolger, dieser Rehkopf, muss es doch wissen.«
    »Das ist ja das Eigenartige. Der hat um einiges weniger geschätzt.«
    »Wie bitte? Das glaube ich jetzt nicht.« Der alte Mann war sichtlich erregt. »Sollte es tatsächlich so schlecht aussehen? Außer …« Er stockte.
    Ludolf wartete geduldig.
    »Genau! Außer … jemand will das Geschäft zu einem geringeren Preis übernehmen. Und Rehkopf rechnet es für ihn schlecht. Diesem windigen Burschen trau ich das zu.«
    »Wer könnte der Käufer sein?«
    Thomsen lächelte vor sich hin. »Ein ehrbarer Händler der Gilde, der genug Besitz hat, würde mit den anderen Händlern offen sprechen und ein ehrliches Angebot abgeben. Sicherlich auch eines unter Preis. Aber nicht zu viel, denn sonst könnten die anderen ihn noch überbieten und den Preis kaputt machen. Außerdem wäre er ab dem Zeitpunkt eine
persona non grata 15
. Er könnte seinen Laden hier dicht machen.«
    »Und wenn es kein Händler ist?«
    »Hm.« Thomsen überlegte wieder. »Tja, wäre möglich. Ein reicher Handwerker verkauft seine Werkstatt, leiht sich vielleicht noch ein bisschen was und wird dann Händler. Das wäre sicherlich ein Aufstieg für ihn. Aber wie gesagt, das geht nur, wenn der Rehkopf bei dieser Schurkerei hilft.«
    Das leuchtete Ludolf ein. »Ich glaube, ich sollte den Kontorsgehilfen im Auge behalten.«
    »Tut das bitte. Und berichtet mir dann. Ich will wissen, warum der Herr sterben musste.«
    Das versprach der Möllenbecker sofort. »Wo wohnt Ulrich Rehkopf eigentlich?«
    »In der Hahlerstraße. Im schäbigsten Haus der ganzen Straße. Gegenüber einem Fassmacher. Das Haus werdet Ihr sofort erkennen. Dort haust er mit seiner liederlichen Schwester.«
    Ludolf verabschiedete sich herzlich von dem alten Kontorsgehilfen. Dieses Gespräch hatte ihn in der Überzeugung gestärkt, dass hier ein abgekartetes Spiel lief. Aber durch wen? Wenn man das doch nur aus Ulrich Rehkopf herausbekommen könnte!

Verkauft
    Agnes hatte sich an die Hauswand gelehnt und ließ sich die wenigen Strahlen der Mittagssonne, die durch die Wolken brachen, ins Gesicht scheinen. Sie wartete zusammen mit Wolfram auf die Bademagd Ingrid, die hier entlangkommen sollte. Damit die beiden nicht zu früh gesehen wurden, standen sie noch immer in dem kleinen Gang zwischen den Häusern an der Stadtmauer.
    Agnes war immer noch verärgert wegen Wolframs Verhalten. Sie konnte nicht begreifen, wie jemand einmal so grob und

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