Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
Vom Netzwerk:
gefühllos war und dann wieder Nachhilfe wegen seiner Umgangsformen erbat. Sie wusste nicht so recht, was sie davon halten sollte. Konnte ein Mensch durch Enttäuschungen, wie Wolfram sie erlebt hatte, so ruppig werden? So gefühlskalt? Weil seine Frau ihn so gemein hintergangen und dann schmählich verlassen hatte, war er nun ein gebranntes Kind – unfähig, wieder ganz normal mit Frauen umzugehen. Für ihn waren sie alle schlecht. Aber wie hatte Agnes es geschafft, dass er auf sie hörte? Sie wusste es selbst nicht.
    Und wie auf Kommando stand Wolfram vor ihr und wollte seine Hände auf ihre Taille legen.
    »Lass das bitte!« Ihr Ton war gereizt. Mit einer energischen Bewegung schob sie seine Hände fort. »Das gehört sich nicht.«
    Er grinste lüstern. »Hier hinter der Mauer kann doch keiner was sehen.«
    »Gerade deswegen nicht.« Mit einer schnellen Bewegung sprang sie zur Seite. Weit genug, dass er sie nicht mehr erreichen konnte.
    »Ich dachte, wir seien Freunde.« Jetzt klang Wolfram gereizt.
    Was fiel den Kerlen bloß immer ein, an ihr herumgrabbeln zu müssen. »Gerade deswegen nicht. Ich bin Nonne und bleibe bei meinem Entschluss, nur dem Herrn zu dienen. Das habe ich aber schon einmal erklärt. Wenn dir etwas an der Freundschaft liegt, wenn ich dir auch weiterhin helfen soll, dann nimm Rücksicht darauf.«
    Missmutig stellte sich der Hauptmann wieder an die Hausecke, um die Straße zu beobachten. Er murmelte unverständliches Zeug vor sich hin und trat gegen irgendwelche Steine, die in Reichweite seiner Stiefel lagen.
    Agnes konnte sich nur zu genau vorstellen, um was es ging. Kaum reichte man einem Mann den kleinen Finger, wollte er die ganze Hand, bot man ihm die Freundschaft an, wollte er eine Liebschaft. Wolfram ging einfach zu weit in seinen Erwartungen an sie. Leider ähnelte er Ludolf darin sehr. Der wusste auch nicht, wo die Grenzen waren.
    »Da ist sie!«, flüsterte Wolfram kurze Zeit später. Diese schlanke, große Frau war unverwechselbar. Sie hatte ein Tuch umgebunden, sodass ihr blondes Haar größtenteils bedeckt war und sie nicht auf den ersten Blick als Liebesdienerin zu erkennen war.
    Als Ingrid bis zur Höhe des kleinen Gangs gekommen war, sprang Wolfram vor, ergriff ihren Oberarm und zog sie um die Hausecke. Vor Schreck brachte sie kein Wort heraus. Sie stand steif und starr vor dem Soldaten und hielt den Atem an.
    »So, jetzt hab ich dich! Wir wissen, dass du die Ingrid bist!«
    Die Bademagd atmete tief durch, als sie ihre Gegenüber erkannt hatte. Schnell hatte sie sich wieder gefangen und versuchte nun, sich von dem Soldaten zu lösen. »Lasst mich los! Ich hab nix getan!« Sie zog und drückte mit aller Kraft, aber er hielt sie mit eisernem Griff fest.
    »Hör endlich auf! Du weißt, was dir sonst droht!« Und schon hatte er wieder seine Linke zum Schlag erhoben. Doch noch rechtzeitig bemerkte er Agnes’ warnenden Blick. Langsam ließ er die Hand sinken. »Wenn du versuchst wegzulaufen, sperr ich dich ein! Ist das klar?«
    Die Bademagd nickte verängstigt und Wolfram ließ sie los.
    Agnes drängte sich zwischen die beiden. Sie wollte dem Hauptmann keinesfalls die Befragung überlassen. Wer konnte schon ahnen, wie er reagierte, wenn er nicht die passenden Antworten erhielt. »Wolfram, lässt du mich das machen?«
    Das war weniger eine Frage gewesen als eine Aufforderung. Er verstand zum Glück sofort. »Ja, ja, mach man.« Ein wenig schmollend ging er paar Schritte zur Seite und blieb in Hörweite stehen.
    Agnes wandte sich an Ingrid: »Vor einer Woche war der Zunftmeister Gabriel von Wiesen Euer Kunde. Am Dienstagabend. Stimmt das?«
    Die junge Frau schaute sich ängstlich um, voller Angst, dass jemand von diesem Gespräch etwas mitbekam. Nach der Beschreibung von Uta schien der Besitzer des Badehauses jemand zu sein, der nur zu gut wusste, wie man andere unterdrückt und zur Arbeit zwingt. Ingrid kaute nervös an ihren Fingernägeln.
    »Ja«, erklang es schließlich sehr leise. Mit zitternden Händen schob sie eine Locke, die während des Handgemenges unter dem Tuch hervorgerutscht war, wieder zurück.
    »Wie lange war er da?«
    »Mitternacht ging ich nach Hause. Da wurde im Badehaus Schluss gemacht.«
    »Aber er kam dann doch noch in Eure Kammer unten in der Fischerstadt?«
    Ingrid schaute sich nervös um. »Wir dürfen Kunden nicht außerhalb des Badehauses empfangen. Das hat der Herr Dullen verboten.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    »Wer nebenbei noch Kunden

Weitere Kostenlose Bücher