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Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Ehrbare Händler: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Domeier
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gestern waren ihre Haare ein wildes Durcheinander und ihr Kleid noch ebenso verschmutzt und abgerissen.
    Sie sprach laut und schneidend: »Ihr? Was wollt Ihr denn schon wieder? Mein’ Mann habt Ihr doch im Kerker. Wollt Ihr mir noch ’ne Abreibung verpassen?«
    »Nein. Bestimmt nicht.« Agnes entschuldigte sich für die Grobheit des Hauptmanns, die sie ebenso verurteilte wie Lyse.
    Die Magd schaute Agnes durchdringend an. Sagte Agnes die Wahrheit? Offensichtlich fiel ihre Prüfung positiv aus, denn sie sagte. »Ja, ja. Ich kenn das. Wenn mein Mann betrunken ist, wird er auch immer leicht wütend. Dazu kommt, dass er deswegen keine Arbeit kriegt.«
    Agnes war erleichtert. »Wie geht es Eurem Arm?«
    »Geht wieder.« Die Frau schüttelte zur Demonstration ihren Arm. »Sonst nur’n dicken, blauen Fleck. Ich hab schon Schlimmeres erlebt. Mei’m Kerl rutscht auch dauernd die Hand aus.« Sie winkte den Besuchern. »Kommt rein. Es muss nich jeder Gaffer mitbekomm’n, was Ihr von mir wollt.«
    Ludolf und Agnes betraten den Raum. Er sah noch genauso verwühlt und dreckig aus wie gestern. Der Gestank nach Erbrochenem war heute nicht mehr so schlimm, jemand musste saubergemacht haben – jedenfalls teilweise. Aber die übrigen Gerüche im Raum waren auch nicht viel besser.
    Agnes fragte: »Würdet Ihr uns trotz dessen, was gestern passierte, noch ein paar Fragen beantworten?«
    Lyse Hus kratzte sich erst am Bauch, dann unterm linken Arm. Hoffentlich fangen wir uns keine Läuse, Wanzen und Flöhe ein, schoss es Ludolf durch den Kopf. Er schaute sich vorsichtig um, um nicht zufällig in Kontakt mit den verseuchten Schlafstätten der Leute zu kommen.
    »Geht schon klar. Mein Alter is’ ja zum Glück wech.«
    »Könnt Ihr Euch denken, warum wir kommen?«
    Die ehemalige Magd blickte die Besucher einen Augenblick an und nickte schließlich. »Jau. Ihr denkt, mein Konrad hat den Händler Bode auf’m Gewissen.«
    »Es gibt inzwischen Zweifel, dass es Mord war. Wir müssen das nun überprüfen. Traut Ihr Eurem Mann eigentlich einen Mord zu?«
    Wieder überlegte die Frau. Sie atmete tief durch und gestand dann: »Ja. Besonders, wenn er wieder gebechert hat. Er gibt Bode alle Schuld für unser Elend.«
    »Hat er denn damit recht?«
    »Na … wie soll ich’s sagen …« Sie druckste herum und kratzte sich wieder – diesmal an ihrem Gesäß. »Wenn Ihr mich nicht verpetzt. Ich meine … bei meinem Alten.«
    »Ganz bestimmt nicht«, versicherte Agnes.
    »Mein Hannes … der ist von ’nem andern Mann. Nicht von meinem.«
    Agnes war ganz erstaunt. »Und? Ihr habt doch schon immer gesagt, es wäre vom Händler Bode.«
    Verlegen trat sie von einem Fuß auf den anderen. »Nich vom Händler, sondern von ’nem ganz anderen, mein ich. Damit mein Mann mich nich wegjagt, hab’ ich gesagt, es wär von Bode. Der hätt’ mich dazu gezwungen.«
    Den beiden ging nun ein Licht auf. Agnes antwortete: »Ach, daher ist Euer Mann so wütend auf den Händler.«
    Lyse lächelte verlegen und kaute an einer Haarsträhne, die sie mit ihren schmutzigen Fingern zusammengezwirbelt hatte. »Muss ich nu’ innen Kerker?«
    Agnes überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Nein. Ich denke nicht.«
    Lyse war sichtlich erleichtert.
    Ludolf meldete sich nun zu Wort. »Ihr wurdet entlassen, als Ihr sagtet, dass Kind wäre vom Händler Bode?«
    »Ja. Das war ja das Blöde an der Sache. Mein Mann hat’s geschluckt, aber die Bode hat mich rausgeworfen. Das hab’ ich mir gleich denken könn’n.«
    »Glaubte sie Euch, dass das Kind von ihrem Mann war?«
    Lyse Hus blickte ganz erstaunt. »Warum denn nich?«
    »Vielleicht, weil sie wusste, dass ihr Mann so was nie getan hätte.«
    Die Frau machte eine wegwerfende Bewegung. »Pah! Was weiß ich?«
    »Was sagte der Händler zu der Anschuldigung?«
    »Oha! Der war stinkich!« Dabei lachte Lyse aus vollem Hals. »Der hat alles abgestritten und mich angemault! Und dann gab’s wieder Zoff zwischen ihm und ihr.«
    »Fandet Ihr das nicht dem Händler gegenüber gemein?«
    »Was ging mich das noch an? ’n Augenblick später stand ich zwar auf der Straße, aber mein Mann hatte wenigstens kein’ Grund mehr, mich zu verdreschen.« Dabei grinste sie vergnügt vor sich hin. »’ne andere Arbeit suchen war mir da lieber.«
    Ludolf schüttelte verständnislos den Kopf. Da ruinierten Menschen den Familienfrieden anderer, nur um nicht die Verantwortung für die eigenen Fehler übernehmen zu müssen. So etwas Dummfreches war

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