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Ehrenhüter

Ehrenhüter

Titel: Ehrenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Gerdts
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drei, vier Männer, die sich mit gezückter Pistole hinter dem Wagen verschanzten. Erneut fielen zwei Schüsse. Niemand schien getroffen, aber die Männer fuhren alle gleichzeitig wie in einer einstudierten Choreographie zusammen und gingen noch tiefer in die Hocke.
    «Bleiben Sie unten», herrschte sie der Mann an und drückte sie förmlich in den Boden. So wie er es tat, hatte es fast etwas Fürsorgliches an sich.
    Andrea sah seinen Arm direkt vor ihrem Gesicht, den nachtblauen Stoff seiner Jacke, und auf einmal überkam sie grenzenlose Erleichterung, dass sie anfing zu lachen. Zuerstleise, dann immer lauter, und schließlich liefen ihr vor Lachen die Tränen über die Wangen.
    «Bist du auf Drogen, oder was?» Der Mann war noch dichter an sie herangerobbt und hielt ihr den Mund zu. Vermutlich hatte er Angst, dass ihr Gefühlsausbruch die Aufmerksamkeit des Schützen auf sie lenken würde.
    Andrea beherrschte sich und konnte gerade noch einen weiteren Lachanfall unterdrücken.
    «Ich nehme erst die Hand weg, wenn du wieder still bist», drohte der Mann.
    Sie nickte. Zögernd löste er seine Hand.
     
    Der grelle Lichtschein einer Taschenlampe fiel in die Grube. Steenhoff hörte eine Stimme, die es gewohnt war, Befehle zu erteilen.
    «Hier spricht die Polizei. Sie werden jetzt ihre Waffen auf den Boden legen und mit erhobenen Händen in die Mitte der Grube gehen. Dann klettern Sie langsam heraus!»
    Steenhoff tat wie ihm geheißen. Er legte die Pistole zur Seite und half Navideh auf. Sie geriet ins Taumeln, als sie aufzustehen versuchte, aber er nahm sie fest in den Arm. Gemeinsam traten sie in den gleißenden Lichtschein.
    Unwillig schattete Steenhoff seine Augen mit der linken Hand ab. Er hörte, wie jemand seinen Namen rief. Der Lichtstrahl, der sie eben noch unerbittlich fixiert hatte, bewegte sich an den Wänden der Grube entlang. Eine erleichterte Männerstimme war zu hören. Jemand lachte auf.
    Noch immer konnten Steenhoff und Petersen durch das gleißende Licht hindurch niemanden erkennen. Steenhoff verkniff sich eine harsche Bemerkung darüber, dass seine Kollegen so lange gebraucht hatten, um sie zu finden. Stattdessen sagte er so ruhig er konnte: «Okay, die Show ist vorbei.Werft uns ein Seil runter und schaltet endlich diesen Bühnenscheinwerfer ab.»
    Es war Wessel, der als Erster zu ihnen in die Grube kletterte. Er umarmte Petersen freudig und hielt sie einen Moment länger als nötig fest.
    «Wirklich gemütlich habt ihr es hier. Ich nehme an, du und Frank, ihr wolltet euch mal in Ruhe ausquatschen.» Er warf Steenhoff einen spöttischen Blick zu, aber seiner Stimme war anzumerken, wie froh er war, die beiden unverletzt vorzufinden.
    Der Einsatzleiter wollte die Feuerwehr alarmieren, um Petersen auf einer Trage aus der Grube holen zu lassen. Doch sie bestand entgegen Steenhoffs Rat darauf, selbst am Seil hinaufzuklettern.
    Rund um den kleinen Parkplatz standen mehrere Einsatzfahrzeuge. Die Blaulichter verbreiteten hektische Betriebsamkeit. Hinter den Polizeifahrzeugen standen zwei Krankenwagen.
    «Mein Gott, was für ein großer Bahnhof», knurrte Steenhoff.
    Wessel klopfte ihm auf die Schulter. «Ausnahmsweise mal alles für euch.»
    Unruhig schaute sich Steenhoff um. «Ich hoffe doch sehr, ihr habt mit eurem Aufzug hier nicht die Medien angelockt, Michael. Ich will darüber nicht das Geringste in der Zeitung lesen!»
    Doch Wessel antwortete nicht. Stattdessen wandte er sich um und ging zu Petersen.
    Steenhoff konnte aus der Entfernung erkennen, dass sich in einem der beiden Wagen ein Sanitäter um jemanden kümmerte. Er machte eine schmale Statur und kurze Haare aus. Zweimal drückte der Sanitäter den ungeduldigen Patientenzurück auf den Sitz, um ihn zu behandeln. Bevor Steenhoff etwas fragen konnte, baute sich schon ein kräftiger Notarzt vor ihm auf.
    «Alles okay bei Ihnen?»
    Mürrisch winkte Steenhoff ab und zeigte auf Petersen. Tewes stand bei ihr und stützte sie unbeholfen. Wessel war ebenfalls hinzugetreten und legte Navideh besitzergreifend seinen Arm um ihre Schultern.
    Mit drei Schritten war Steenhoff bei ihm. Er musste endlich wissen, was hier los war. «Wer hat hier eben geschrien, Michael? Und wer wird dort im Krankenwagen behandelt?»
    «Ich glaube nicht, dass du das wirklich wissen willst.»
    Irritiert hob Steenhoff die Augenbrauen. «Los, spuck’s aus!»
    Wessel schnaufte leise auf. «Die Voss sitzt da.»
    «Andrea Voss?» Steenhoff holte tief Luft.
    Schnell beeilte Wessel sich

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