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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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versuchte, sich zu konzentrieren. »Ich hab in allen Zimmern nachgesehen«, sagte Holmes, »und
keine leeren Röhrchen gefunden.«
»Irgendwas hat sie aber genommen.«
»Vielleicht weiß es der Arzt.«
»Ja, vielleicht.« Rebus beugte sich so tief zu Cathy Kinnoul herunter, dass sein Mund nur wenige
Zentimeter von ihrem Ohr entfernt war. »Gowk«, sagte er leise, »erzählen Sie mir von Suey.«
Die Namen drangen zu ihr durch, aber die Frage anscheinend nicht.
»Sie und Suey«, fuhr Rebus fort. »Haben Sie sich mit Suey getroffen? Nur Sie beide, ja? Wie in
alten Zeiten? Sind Sie und Suey häufiger zusammen?«
Sie öffnete den Mund, zögerte, schloss ihn wieder und begann langsam den Kopf hin und her zu
bewegen. Dann murmelte sie etwas.
»Was haben Sie gesagt, Gowk?«
Diesmal war es deutlicher: »Rab dafnich wissn.«
»Er wird es nicht erfahren, Gowk. Vertrauen Sie mir, er wird nichts erfahren.«
Sie hatte sich aufgerichtet und hielt sich mit einer Hand den Kopf, während die andere auf dem
Boden ruhte.
»Also«, fuhr Rebus beharrlich fort, »Sie und Suey haben sich häufiger getroffen, ja? Gowk und
Suey?«
Sie lächelte betrunken. »Gow' un' Suey«, sagte sie, die Worte genießend. »Gow' un' Suey.«
»Erinnern Sie sich, Gowk, erinnern Sie sich an den Tag, bevor Sie die Leiche gefunden haben?
Erinnern Sie sich an jenen Mittwoch, jenen Mittwochnachmittag? War Suey da bei Ihnen? War er bei
Ihnen, Gowk? Hat er Sie an jenem Mittwoch besucht?«
»Miwoch? Miwoch?« Sie schüttelte den Kopf. »Arme Lizzie... arme, arme...« Nun hielt sie ihre Hand
ausgestreckt nach oben. »Gimir ds Messer«, sagte sie. »Rab wird's nich merken. Gimir ds
Messer.«
Rebus warf einen Blick zu Holmes. »Das können wir nicht zulassen, Gowk. Das wäre Mord.«
Sie nickte, »Dasis richtig, Mord.« Sie sprach das letzte Wort sehr deutlich aus, jeden einzelnen
Buchstaben, dann wiederholte sie es. »Ich schneid ihm den Kopf ab«, sagte sie. »Dann tunse mich
neben Mack.« Sie lächelte wieder, als ob ihr die Vorstellung gefiele. Und die ganze Zeit klang
Rab Kinnouls Aufzählung der Namen aus dem anderen Zimmer herüber...
»... der Beste, absolut... würde gern wieder mit ihm arbeiten. Absolut professionell... und auch
der gute alte George Cole... die alte Schule... ja, die alte Schule... die alte Schule.«
»Mack...«, sagte Cath Kinnoul gerade. »Mack... Suey ... Sexton... Beggar... armer
Beggar...«
»Die alte Schule.« Manche Schulbindungen werden einfach zu lange aufrechterhalten. Noch lange,
nachdem man sie längst hätte lösen sollen.

Rebus rief Barney Byars an. Die Sekretärin stellte ihn durch.
»Inspector«, ertönte Byars Stimme voller Energie und Geschäftstüchtigkeit, »ich werd Sie wohl nie
mehr los, was?«
»Sie sind zu leicht zu erwischen«, sagte Rebus.
Byars lachte. »Das muss ich auch sein«, erwiderte er, »sonst würden meine Kunden mich ja auch
nicht erwischen. Ich stehe immer gern zur Verfügung. Was haben Sie denn diesmal für
Probleme?«
»Es geht um einen Abend, den Sie vor nicht allzu langer Zeit mit Rab Kinnoul und Ronald Steele
verbracht haben ...«
Byars war in der Lage, die Geschichte in den meisten, nur nicht in den entscheidenden Details zu
bestätigen. Rebus schilderte, wie Kinnoul die Treppe heruntergekommen wäre und wiederholt hätte,
was Gail zu ihm gesagt hatte.
»Daran kann ich mich nicht erinnern«, sagte Byars. »Da war ich allerdings auch schon ziemlich
hinüber. So hinüber, dass ich anscheinend für uns alle drei bezahlt habe.« Er kicherte vor sich
hin. »Suey hatte die übliche Ausrede, von wegen er wäre absolut pleite, und Rab hatte zu dem
Zeitpunkt gerade noch zehn Pfund in der Tasche.« Ein weiteres Kichern. »Wissen Sie, rechnen kann
ich immer, besonders wenn's um Geld geht.«
»Aber Sie erinnern sich ganz sicher nicht daran, wie Mr Kinnoul Ihnen erzählt hat, was die
Prostituierte zu ihm gesagt hat.«
»Ich behaupte ja nicht, dass er's nicht gesagt hat, aber ich kann mich beim besten Willen
nicht daran erinnern.«
Damit stand Kinnouls Wort gegen Byars' Gedächtnis. Da blieb wohl nichts anderes übrig, als noch
mal mit Steele zu reden. Rebus könnte auf dem Weg zu Patience bei ihm vorbeifahren. Das war zwar
nicht gerade der kürzeste Weg, aber es würde auch nicht allzu lange dauern. Cathy Kinnoul war ein
weiteres Problem. Es ging nicht, dass messerschwingende Tablettensüchtige frei herumliefen.
Der Hausarzt, den Holmes hatte kommen lassen, hatte sich ihre Geschichte

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