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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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angehört und
vorgeschlagen, dass man Mrs Kinnoul in ein Krankenhaus am Stadtrand einliefern ließ.
Würde Anklage gegen sie erhoben...?
»Natürlich«, sagt Holmes unwirsch. »Als Erstes eine Anklage wegen versuchten Mords.«
Doch Rebus geriet ins Grübeln. Er dachte darüber nach, wie schlecht man mit Cath Kinnoul
umgesprungen war.
Außerdem dachte er an all diese Anklagen wegen Behinderung der Polizei, die er möglicherweise
einreichen würde - gegen Hector, Steele und Jack selbst. Und vor allem dachte er an Andrew
Macmillan. Er hatte mit eigenen Augen gesehen, was »Spezialkliniken« mit geisteskranken
Verbrechern machten. Cath Kinnoul würde sich in jedem Fall einer Therapie unterziehen müssen. Und
solange das gewährleistet war, hatte es keinen Sinn, ihr eine Anklage wegen versuchten Mordes
anzuhängen.
Also schüttelte er zu Brian Holmes' Erstaunen den Kopf.
Nein, keine Anklage, jedenfalls nicht, wenn sie sofort in eine Klinik kam. Der Arzt vergewisserte
sich, dass die Einweisung eine reine Formalität sein würde, und Kinnoul, der mittlerweile wieder
halbwegs zu Verstand gekommen war, erklärte sich mit allem einverstanden.
»In dem Fall«, sagte der Arzt, »kann sie noch heute eingeliefert werden.«
Rebus führte ein weiteres Telefonat. Mit Chief Inspector Lauderdale.
»Wohin, zum Teufel, haben Sie sich denn verdrückt?«
»Das ist eine lange Geschichte, Sir.«
»Das ist es meistens.«
»Wie ist denn das Gespräch gelaufen?«
»Es ging so. Hören Sie, John, wir werden formell Anklage gegen William Glass erheben.«
»Was?«
»Das Opfer von der Dean Bridge hatte, kurz bevor sie starb, Geschlechtsverkehr. Und das Labor hat
mir mitgeteilt, dass die DNS-Tests eine Übereinstimmung mit unserem Mr. Glass ergeben haben.«
Lauderdale hielt inne, doch Rebus sagte nichts. »Keine Sorge, John, wir fangen mit dem Mord an
der Dean Bridge an. Aber ganz im Ernst, nur so unter uns... glauben Sie, dass Sie irgendwie
weiterkommen?«
»Ganz im Ernst, Sir, nur so unter uns... ich weiß es nicht.«
»Dann sollten Sie mal sehen, dass Sie in die Gänge kommen, sonst werde ich nämlich Glass auch
noch den Mord an Mrs. Jack anhängen. Ferrie und diese Anwältin könnten nämlich jeden Augenblick
anfangen, unangenehme Fragen zu stellen. Es steht auf Messers Schneide, John, verstehen
Sie?«
»Ja, Sir, o ja. Mit Messerschneiden kenne ich mich gut aus, das können Sie mir glauben...«

Rebus steuerte nicht direkt auf Steeles Haustür zu, sondern blieb zunächst vor der Garage stehen
und schielte durch einen Spalt zwischen den beiden Türen. Steeles Citroen war da, was vermutlich
bedeutete, dass der Besitzer ebenfalls zu Hause war. Dann ging er zur Tür und drückte auf die
Klingel. Er hörte sie durch den Flur schallen. Flure - darüber könnte er mittlerweile ein Buch
schreiben. Die Nacht, die ich in einem Flur geschlafen habe; der Tag, an dem ich fast in einem
Flur erstochen wurde... Er klingelte wieder. Es war eine laute und unangenehme Klingel, die Art,
die man nicht so leicht überhören konnte.
Also klingelte er ein weiteres Mal. Dann versuchte er, die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen.
Er trat auf den schmalen Grasstreifen, der an der Vorderseite des Bungalows entlang lief, und
drückte das Gesicht gegen das Wohnzimmerfenster. Der Raum war leer. Vielleicht war Steele nur
kurz rausgegangen, um Milch zu holen... Rebus rüttelte an dem Tor neben der Garage, das in den
Garten hinter dem Haus führte. Es war ebenfalls verschlossen. Er ging zum Eingangstor zurück,
stellte sich daneben und blickte die ruhige Straße auf und ab. Dann sah er auf seine Uhr. Er
könnte noch fünf Minuten warten, höchstens zehn.
Zwar war das Letzte, wozu er jetzt Lust hatte, ein gemütliches Abendessen mit Patience, aber
verlieren wollte er sie auch nicht... Viertelstunde Fahrt zurück zur Oxford Terrace... zwanzig
Minuten, um ganz sicherzugehen. Ja, er könnte immer noch um halb acht dort sein. Zeit genug. Also beeil dich gefälligst. Warum machte er sich überhaupt die Mühe? Warum gönnte
er Glass nicht einfach seinen Augenblick zweifelhaften Ruhms, sein zweites - sein berühmtes
- Opfer?
Warum sich überhaupt mit irgendetwas Mühe geben?
Nicht für ein lobendes Schulterklopfen; nicht um der Gerechtigkeit willen; also vielleicht aus
purer Sturheit. Ja, das traf so ziemlich den Nagel auf den Kopf. Da kam jemand... Sein Wagen
stand zwar in der anderen Richtung, aber er konnte durch den Rückspiegel sehen. Kein Mann,

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