Ehrensache
kann.«
»Und hat sie Recht?«
»Teilweise schon. Sie ist ziemlich clever... manchmal ein bisschen langsam, aber letztlich merkt
sie alles.«
»Und was ist mit den Abenden?«
»Was soll damit sein?«
» Die verbringen Sie doch auch nicht immer zu Hause, oder? Manchmal machen Sie mit Freunden
einen Abend drauf.«
»Tatsächlich?«
»Zum Beispiel mit Barney Byars... und Ronald Steele.«
Kinnoul starrte Rebus scheinbar verständnislos an, dann schnipste er mit den Fingern. »Mein Gott,
Sie meinen diesen Abend. Ach ja, der Abend...« Er schüttelte den Kopf. »Wer hat Ihnen
davon erzählt? Egal, muss ja einer von den beiden gewesen sein. Und was ist damit?«
»Ich fand bloß, dass Sie ein recht merkwürdiges Dreiergespann abgeben.«
Kinnoul lächelte. »Da haben Sie Recht. Ich kenne Byars nicht besonders gut, eigentlich fast gar
nicht. An dem Tag war er in Edinburgh und hatte gerade ein Geschäft abgeschlossen... ein großes Geschäft. Wir trafen uns zufällig im Eyrie. Ich saß an der Bar und ertränkte meine
Sorgen, und er wollte ins Restaurant. Irgendwie bin ich dann in diese Gesellschaft hineingeraten,
er und einige Leute von der Firma, mit der er den Deal gemacht hatte. Nach einer Weile... na ja,
es war ganz lustig.«
»Und Steele?«
»Nun ja... Barney hatte vor, mit diesen Typen in ein Bordell zu gehen, von dem er gehört hatte.
Aber sie hatten kein Interesse und zogen ab. Barney und ich sind dann noch auf einen Drink in den
Strawman gegangen. Dort haben wir Ronnie getroffen. Er war auch schon ein bisschen betrunken.
Hatte irgendwas mit der Frau seines Lebens zu tun...« Kinnoul hielt einen Augenblick nachdenklich
inne.
»Wie dem auch sei, normalerweise ist er ein ziemlicher Langweiler, aber an dem Abend schien er
gut drauf zu sein.«
Rebus fragte sich, ob Kinnoul von Steele und Cathy wusste. Es sah nicht so aus, aber schließlich
war der Mann Schauspieler, ein Profi.
»Das Ganze endete dann damit«, fuhr Kinnoul fort, »dass wir drei zusammen in dieses übel
beleumundete Haus gegangen sind.«
»Und hatten Sie Ihren Spaß?«
Kinnoul schien das für eine ungewöhnliche Frage zu halten. »Ich nehm's an«, sagte er. »Ich kann
mich wirklich nicht mehr so genau erinnern.«
O doch, dachte Rebus, du kannst dich erinnern. Du kannst dich sogar ganz gut an alles erinnern.
Doch nun blickte Kinnoul in den Flur zu Cathys regloser Gestalt.
»Sie müssen mich für ein ziemliches Arschloch halten«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Und da haben
Sie vermutlich Recht. Aber, mein Gott...« Dem Schauspieler gingen die Worte aus. Er blickte sich
im Zimmer um, schaute aus dem Fenster auf das, was - wenn das Wetter mitgespielt hätte - die
tolle Aussicht gewesen wäre, dann sah er wieder zur Tür. Er atmete geräuschvoll aus, dann
schüttelte er den Kopf.
»Haben Sie den anderen erzählt, was die Prostituierte zu Ihnen gesagt hat?«
Kinnoul machte ein erschrockenes Gesicht.
»Ich meine«, sagte Rebus, »haben Sie ihnen erzählt, was sie über Gregor Jack gesagt hat?«
»Woher, zum Teufel, wissen Sie das denn?« Kinnoul ließ sich in einen der Sessel fallen.
»Wild geraten. Haben Sie?«
»Ich nehm's an.« Er dachte darüber nach. »Doch, ganz bestimmt. Es war eine merkwürdige Sache,
dass sie das gesagt hat.«
»Es war allerdings auch eine merkwürdige Äußerung von Ihnen, Mr. Kinnoul.«
Kinnoul zuckte seine breiten Schultern. »Bloß ein Scherz, Inspector. Ich war ein bisschen
betrunken und dachte, es wäre lustig, so zu tun, als wäre ich Gregor. Ehrlich gesagt, ich war ein
bisschen pikiert, dass sie Rab Kinnoul nicht erkannt hat. Sehen Sie sich doch mal die Fotos an
der Wand an. Ich hab sie alle gekannt.« Er war wieder aufgestanden und betrachtete nun die Bilder
von sich selbst, als wäre er in einer Kunstgalerie und würde sie nicht bereits zum tausendsten,
ja zehntausendsten Mal sehen.
»Bob Wagner... Larry Hagman... Ich hab sie alle kennen gelernt.« Die Litanei ging weiter. »Martin
Scorsese ... der Topregisseur, absolut Top... John Hurt... Robbie Coltrane und Eric
Idle...«
Holmes gab Rebus ein Zeichen, in den Flur zu kommen.
Cathy Kinnoul kam wieder zu sich. Rab Kinnoul stand immer noch vor seinen Fotos, seinen
Erinnerungsstücken, und schwelgte in der Aufzählung von Namen.
»Ganz ruhig«, sagte Holmes zu Cathy Kinnoul. »Wie fühlen Sie sich?«
Sie sprach so undeutlich, dass sie nicht zu verstehen war.
»Wie viele haben Sie genommen Cath?«, fragte Rebus.
»Sagen Sie uns, wie viele.«
Sie
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