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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Haus. Merkwürdigerweise stand die Haustür offen. Der Regen
prasselte auf die Motorhaube und wurde von Sekunde zu Sekunde heftiger.
»Da sollten wir wohl besser die Beine in die Hand nehmen«, sagte Rebus. Beide öffneten ihre Türen
und liefen los. Rebus hatte jedoch den kürzeren Weg, da Holmes erst um das Auto herum musste.
Deshalb war Rebus als Erster an der Treppe und als Erster durch die Tür und im Flur. Er
schüttelte das Wasser aus seinen Haaren, dann öffnete er die Augen.
Und sah das Tranchiermesser auf sich zukommen.
Und hörte den Schrei.
» Dreckskerl !«
Im gleichen Moment stieß ihn jemand beiseite. Es war Holmes, der durch die Tür geflogen kam. Das
Messer zischte ins Leere, Richtung Fußboden. Cath Kinnoul stürzte, durch den eigenen Schwung aus
dem Gleichgewicht gebracht, hinterher. Holmes war sofort auf ihr, packte ihr Handgelenk und
drehte den Arm auf den Rücken. Er hatte ein Knie fest auf ihren Rücken gepresst, direkt unterhalb
der Schulterblätter.
»Allmächtiger Gott!«, keuchte Rebus. »O Gott.«
Holmes untersuchte die am Boden liegende Gestalt. »Sie ist mit dem Kopf auf den Boden
aufgeschlagen«, sagte er.
»Sie ist bewusstlos.« Er löste ihre Finger von dem Messer und ließ den Arm los. Er fiel schlaff
auf den Teppich.
Holmes stand auf. Er wirkte erstaunlich ruhig, doch sein Gesicht war unnatürlich blass. Rebus
zitterte wie ein kranker Köter. Er lehnte sich gegen die Wand im Flur, schloss einen Moment die
Augen und atmete tief durch.
Von der Tür her ertönte ein Geräusch.
»Wer, zum Teufel...?« Rab Kinnoul sah sie, dann blickte er auf die reglose Gestalt seiner Frau.
»Ach du Scheiße«, sagte er und kniete sich neben sie. Regenwasser tropfte von ihm herab auf ihren
Rücken, auf ihren Kopf. Er war völlig durchnässt.
»Sie wird gleich wieder zu sich kommen, Mr. Kinnoul«, erklärte Holmes. »Sie ist mit dem Kopf auf
dem Boden aufgeschlagen, weiter nichts.«
Kinnoul bemerkte das Messer, das Holmes in der Hand hielt. »Hatte sie das?«, fragte er mit weit
aufgerissenen Augen. »Um Gottes willen, Cathy.« Er legte eine zitternde Hand an ihren Kopf.
»Cathy, Cathy.«
Rebus hatte sich mittlerweile ein bisschen erholt. Er schluckte. »Diese blauen Flecken hat sie
sich allerdings nicht bei dem Sturz geholt.« Ja, da waren blaue Flecken auf ihren Armen, die
ziemlich frisch aussahen. Kinnoul nickte.
»Wir haben uns gestritten«, sagte er. »Sie ist auf mich losgegangen, und ich... ich hab versucht,
sie wegzustoßen. Aber sie war völlig hysterisch. Da hab ich beschlossen, eine Weile spazieren zu
gehen, bis sie sich beruhigt hat.«
Rebus hatte die ganze Zeit auf Kinnouls Schuhe gestarrt.
Sie waren völlig verdreckt. Auch an seiner Hose waren Schlammspritzer. Spazieren gehen? Bei diesem Regen?
Nein, er war abgehauen, schlicht und ergreifend. Er hatte einfach die Flucht ergriffen und war
losgerannt...
»Sieht nicht so aus, als hätte sie sich beruhigt«, sagte Rebus nüchtern. Ganz nüchtern
betrachtet, hätte sie ihn beinahe umgebracht, entweder weil sie ihn für ihren Mann hielt oder
weil sie mittlerweile so aufgebracht war, dass ihr jeder Mann - jedes Opfer - gerade recht kam.
»Wissen Sie was, Mr. Kinnoul, ich könnte gut einen Drink vertragen.«
»Ich seh mal nach, was da ist«, sagte Kinnoul und stand auf.
Holmes rief den Arzt an. Cath Kinnoul war immer noch bewusstlos. Sie hatten sie im Flur liegen
lassen, um kein Risiko einzugehen. Zum einen sollte man Leute, die auf den Kopf gestürzt waren,
am besten nicht bewegen, und außerdem konnten sie sie durch die offene Wohnzimmertür im Auge
behalten.
»Sie braucht eine Therapie«, sagte Rebus. Er saß auf dem Sofa, nippte an einem Whisky und
versuchte, das zu beruhigen, was von seinen Nerven noch übrig war.
»Was sie braucht«, sagte Kinnoul, »ist etwas Abstand von mir. Unser Problem ist, wir können nicht
miteinander, Inspector, aber wir können genauso wenig ohne einander.«
Er stand am Fenster, die Hände auf der Fensterbank, den Kopf gegen die Scheibe gelehnt.
»Weshalb haben Sie sich gestritten?«
Kinnoul schüttelte den Kopf. »Das kommt mir jetzt völlig albern vor. So was fängt immer mit
irgendeiner Kleinigkeit an und schaukelt sich dann weiter hoch...«
»Und diesmal?«
Kinnoul wandte sich vom Fenster ab. »Es ging um die viele Zeit, die ich nicht da bin. Sie glaubt
nicht, dass es sich da um irgendwelche Projekte handelt. Sie meint, es sei alles nur ein
Vorwand, damit ich aus dem Haus

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