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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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teilen. In der Dose sind Kekse, aber leider
keine Ingwerplätzchen. Die sind uns ausgegangen.«
Das wurde mit Lächeln und dankbarem Nicken quittiert.
Doch während der ganzen Zeit prasselten unaufhörlich Fragen auf die junge Frau ein.
»Eine Chance, kurz mit Mr. Jack zu reden?«
»Können wir mit einer Erklärung rechnen?«
»Wie wird er damit fertig?«
»Nur ein paar Worte?«
»Ist Mrs. Jack im Haus?«
»Ian, wird er überhaupt irgendwas sagen?«
Die letzte Frage war an den spöttisch grinsenden Mann gerichtet, der nun eine Hand hochhielt, um
die Reporter zum Schweigen zu bringen. Er wartete geduldig, bis es ruhig war. Dann: »Kein
Kommentar«, sagte er und begann das Tor wieder zu schließen. Rebus schob sich durch die gut
gelaunte Menge, bis er vor Mr. Spöttisch stand.
»Inspector Rebus«, sagte er. »Könnte ich Mr. Jack kurz sprechen?«
Mr. Spöttisch und Miss Teetablett wirkten äußerst misstrauisch, selbst nachdem sie Rebus' Ausweis
in Augenschein genommen hatten. Durchaus verständlich. Er hatte schon von Reportern gehört, die
eine solche Nummer abzogen, mit gefälschtem Ausweis und allem, was dazu gehört. Doch schließlich
kam ein knappes Nicken, und das Tor wurde wieder so weit geöffnet, dass er sich durchzwängen
konnte. Hinter ihm wurde das Tor sogleich wieder geschlossen und verriegelt. Rebus war
drinnen.
Ein Gedanke durchfuhr ihn: Was, zum Teufel, mache ich hier eigentlich? Die Antwort lautete, er
wusste es nicht genau. Irgendetwas an der Szene vor dem Tor hatte in ihm den Wunsch ausgelöst,
auf der anderen Seite dieses Tors zu sein. Nun ja, da war er jetzt und wurde über die
Schottereinfahrt geführt, auf das große Auto zu, zu dem noch größeren Haus dahinter mit der
Garage an der Seite. Wurde zu dem Abgeordneten Gregor Jack geführt, den er offensichtlich
sprechen wollte.
Ich glaube, Sie wollten mich sprechen, Inspector?
Nein, Sir, ich bin nur neugierig.
Wohl nicht gerade der richtige Einstieg. Watson hatte ihn schon häufiger verwarnt wegen dieses...
dieses...
war es ein Charakterfehler? Diesem Bedürfnis, sich ins Zentrum des Geschehens zu drängen, sich
einzumischen, Dinge selber herauszufinden, statt sich auf die Worte von jemandem zu verlassen,
ganz egal, wer dieser Jemand war.
Ich kam zufällig vorbei und dachte, ich mache mal kurz meine Aufwartung. O Gott, Jack würde ihn
bestimmt erkennen. Aus dem Bordell. Als er auf dem Bett saß, und die Frau im Bett mit den Beinen
strampelte und kreischend lachte. Nein, vielleicht auch nicht. Er hatte schließlich andere Dinge
im Kopf.
»Ich bin Ian Urquhart, Gregors Assistent.« Nun, da er den Reportern den Rücken gekehrt hatte,
verschwand das spöttische Grinsen aus Urquharts Gesicht. Zurück blieb eine Mischung aus Sorge und
Verblüffung. »Wir haben letzte Nacht erfahren, was auf uns zukommen würde. Seitdem bin ich
ununterbrochen hier.«
Rebus nickte. Urquhart war kompakt gebaut, unter seinem maßgeschneiderten Anzug zeichneten sich
gut trainierte Muskeln ab. Er war etwas kleiner als der Abgeordnete und sah nicht ganz so gut
aus. Mit anderen Worten, genau richtig für einen Assistenten. Außerdem wirkte er effizient, was
nach Rebus' Meinung sicher ein Pluspunkt war.
»Und das ist Helen Greig, Gregors Sekretärin.« Urquhart nickte der jungen Frau zu. Sie schenkte
Rebus ein flüchtiges Lächeln. »Helen ist heute Morgen hergekommen, um zu sehen, ob sie irgendwas
tun kann.«
»Das mit dem Tee war übrigens meine Idee«, sagte sie.
Urquhart sah sie ungehalten an. »Gregors Idee«, mahnte er.
»Ach ja«, sagte sie errötend.
Effizient und loyal, dachte Rebus. In der Tat seltene Eigenschaften. Helen Greig sprach wie
Urquhart mit einem gebildeten schottischen Akzent, dem man die genaue Herkunft nicht anhören
konnte. Er würde bei beiden auf Ostküste tippen, konnte es aber nicht genauer eingrenzen.
Helen sah aus, als wäre sie in einem Frühgottesdienst gewesen oder hätte noch vor, in die Kirche
zu gehen. Sie trug ein helles Wollkostüm mit einer schlichten weißen Bluse, dazu eine einfache
goldene Kette um den Hals. An den Füßen hatte sie bequeme schwarze Schuhe, zu denen sie eine
dicke schwarze Strumpfhose trug. Sie war in Urquharts Größe, gut einsfünfundsiebzig, und ähnlich
kompakt gebaut wie er. Man hätte sie nicht als schön bezeichnen können, doch sie war durchaus gut
aussehend, auf ähnliche Weise wie Nell Stapleton, auch wenn die beiden Frauen in vielerlei
Hinsicht völlig unterschiedlich

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