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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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bewusst, was er
tat, und er hörte damit auf. »Ekzem«, erklärte er. »Nur an dem einen Finger, aber es ist trotzdem
lästig.« Er hielt inne. »Liz... meine Frau... ist ziemlich unberechenbar, Inspector. Vielleicht
würde sie sich melden, vielleicht aber auch nicht. Kann genauso gut sein, dass sie nicht darüber
reden will. Verstehen Sie, was ich meine?« Ein weiteres Lächeln, diesmal schwächer, das um eine
Sympathiestimme warb.
Jack fuhr mit den Fingern durch seine dichten dunklen Haare. Rebus fragte sich, ob die perfekten
Zähne wohl überkront waren. Vielleicht war bei der Haarpracht auch nachgeholfen worden. Das am
Hals offene Hemd sah nicht aus, als ob es aus einem Kaufhaus stammte...
Urquhart stand immer noch da. Oder genauer gesagt, er war auf den Beinen, aber ständig in
Bewegung. Rüber zum Fenster, um durch die Gardinen zu linsen. Dann zu einem Tisch mit Glasplatte,
um einige Papiere durchzusehen, die dort lagen. Zu einem kleineren Tisch, auf dem das Telefon
stand. Die Schnur war aus der Wand gezogen. Also selbst wenn Mrs. Jack versuchen sollte
anzurufen... Weder Urquhart noch Jack schienen das bedacht zu haben.
Merkwürdig. Rebus hatte das Gefühl, dass der Raum weniger Jacks Geschmack, sondern dem seiner
Frau entsprach. Jack wirkte wie jemand, der eher was für althergebrachte Möbelstücke übrig hatte,
solide, bequeme Sessel und ein Chesterfield-Sofa. Ein konservativer Geschmack. Man brauchte sich
ja nur das Auto anzuschauen, das er fuhr...
Ja, Jacks Auto - das war eine Idee oder eher ein Vorwand, ein Vorwand für Rebus'
Anwesenheit.
»Wenn wir vielleicht diese Erklärung bis zum Mittag raushaben könnten«, sagte Urquhart gerade.
»Je eher wir der Sache einen Dämpfer aufsetzen, desto besser.«
Nicht sehr subtil, dachte Rebus. Die Botschaft lautete: Sagen Sie, was Sie wollen, und
verschwinden Sie. Rebus wusste, welche Frage er am liebsten gestellt hätte: Glauben Sie, dass man
Sie in eine Falle gelockt hat? Das wollte er fragen, wagte es aber nicht. Schließlich war er
nicht offiziell hier, sondern eigentlich nur als Besucher.
»Ach übrigens Ihr Wagen, Mr. Jack«, begann er. »Als ich angehalten hab, fiel mir auf, dass er in
der Einfahrt steht, sozusagen auf dem Präsentierteller. Und da draußen sind Fotografen. Wenn
Fotos von Ihrem Auto in die Zeitungen kommen...«
»Wird es in Zukunft jeder erkennen?« Jack nickte. »Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen,
Inspector. Danke. Daran haben wir gar nicht gedacht, nicht wahr, Ian? Stell es lieber in die
Garage. Es braucht ja nicht jeder, der eine Zeitung liest, zu wissen, was für ein Auto ich
fahre.«
»Und das Kennzeichen«, fügte Rebus hinzu. »Da draußen laufen alle möglichen Leute herum...
Terroristen... Leute, die irgendeinen Groll hegen... Verrückte. Das ist nicht gut.«
»Danke, Inspector.« Die Tür schwang auf, und Helen Greig trat mit zwei großen Bechern Tee ein.
Ihr Auftritt war Welten entfernt von dem vorhin mit dem silbernen Tablett am Tor. Sie reichte
Urquhart einen Becher und den anderen Jack. Dann zog sie eine schmale Schachtel hervor, die sie
unter einen Arm geklemmt hatte. Es war eine neue Packung Ingwerplätzchen. Rebus lächelte.
»Wunderbar, Helen, danke«, sagte Gregor Jack und nahm sich zwei Kekse aus der Schachtel.
Rebus stand auf. »Tja«, sagte er, »ich sollte jetzt wohl besser gehen. Wie gesagt, ich bin nur
zufällig vorbeigekommen...«
»Ich weiß das zu schätzen, Inspector.« Jack hatte den Becher und die Plätzchen auf die Erde
gestellt und stand nun ebenfalls auf. Wieder streckte er Rebus seine Hand hin, eine warme, starke
und makellose Hand. »Was ich noch fragen wollte, wohnen Sie hier im Wahlkreis?«
Rebus schüttelte den Kopf. »Aber einer von meinen Kollegen wohnt hier. Ich hab gestern bei ihm
übernachtet.«
Jack hob den Kopf ganz langsam, bevor er nickte. Die Geste hätte alles Mögliche bedeuten können.
»Ich schließe Ihnen das Tor auf«, sagte Ian Urquhart in diesem Augenblick.
»Bleib ruhig hier und trink deinen Tee«, sagte Helen Greig. »Ich bringe den Inspector
hinaus.«
»Wie du meinst, Helen«, erwiderte Urquhart mit getragener Stimme. War da ein warnender Unterton
zu hören? Wenn ja, dann schien Helen Greig ihn nicht wahrzunehmen. Urquhart wühlte in seiner
Tasche nach den Schlüsseln und gab sie ihr.
»Also gut«, sagte Rebus. »Auf Wiedersehen, Mr. Jack... Mr. Urquhart.« Er drückte Urquhart kurz
die Hand. Doch seine Aufmerksamkeit galt der linken Hand

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