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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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waren.
Sie gingen gerade an dem Saab vorbei, Urquhart hatte die Führung übernommen. »Liegt irgendwas
Besonderes an, Inspector? Ich meine, Sie können sich sicher vorstellen, dass Gregor nicht gerade
in der richtigen Verfassung ist ...«
»Es wird nicht lange dauern, Mr. Urquhart.«
»Tja, dann kommen Sie mal rein.« Die Haustür wurde geöffnet, und Urquhart ließ Rebus und Helen
Greig vorgehen. Rebus war überrascht, wie modern die Innenausstattung war. Gebohnerte
Kiefernholzböden, diverse Läufer, Stühle mit hohen Lehnen im Mackintosh- Stil und niedrige,
italienisch aussehende Tische. Sie gingen durch die Eingangshalle in ein großes Zimmer, in dem
noch mehr moderne Möbel standen. Den Ehrenplatz nahm ein langes, eckiges Sofa aus Leder und Chrom
ein. Auf diesem saß, so ziemlich in der gleichen Haltung wie bei ihrer ersten Begegnung, Gregor
Jack. Der Abgeordnete kratzte geistesabwesend an einem Finger und starrte auf den Boden. Urquhart
räusperte sich.
»Wir haben Besuch, Gregor.«
Es war, als ob ein talentierter Schauspieler mitten im Spiel die Rolle wechselte, von Tragödie zu
Komödie.
Gregor Jack stand auf und zauberte ein Lächeln auf sein Gesicht. Plötzlich funkelten seine Augen,
versprühten Interesse; sein ganzes Gesicht strahlte Aufrichtigkeit aus.
Rebus staunte, wie mühelos sich dieser Wandel vollzog.
»Detective Inspector Rebus«, sagte er und ergriff die angebotene Hand.
»Inspector, was können wir für Sie tun? Hier, setzen Sie sich.« Jack deutete auf einen niedrigen
schwarzen Sessel, der vom Design her zum Sofa passte. Es war, als würde man in Zuckerwatte
versinken. »Möchten Sie was trinken?« Jack schien sich an etwas zu erinnern, und er wandte sich
an Helen Greig. »Helen, du hast unseren Freunden da draußen doch Tee gebracht?«
Sie nickte.
»Ausgezeichnet. Wir können ja die Herren von der Presse nicht um ihr zweites Frühstück bringen.«
Er lächelte Rebus an, dann ließ er sich auf die Kante des Sofas sinken, die Arme auf die Knie
gelegt, damit die Hände beweglich blieben. »Also, Inspector, wo liegt das Problem?«
»Nun ja, Sir, eigentlich kam ich nur zufällig vorbei, da sah ich diese Meute vor dem Tor und hab
angehalten.«
»Sie wissen aber, warum die hier sind?«
Rebus war gezwungen zu nicken. Urquhart räusperte sich erneut.
»Wir werden beim Mittagessen eine Erklärung für sie vorbereiten«, sagte er. »Es wird vermutlich
nicht reichen, sie loszuwerden, aber vielleicht hilft es ein bisschen.«
»Ihnen ist natürlich klar«, sagte Rebus, wohl wissend, dass er vorsichtig vorgehen musste, »dass
Sie nichts Schlimmes gemacht haben, Sir. Ich meine, nichts Illegales.«
Jack lächelte wieder und zuckte die Schultern. »Es braucht nicht illegal zu sein. Es muss nur für
die Nachrichten interessant sein.« Seine Hände bewegten sich fahrig, seine Augen wanderten
unruhig hin und her, als ob er mit den Gedanken woanders wäre. Dann schien etwas klick zu machen.
»Sie haben noch gar nicht gesagt, was Sie möchten, Inspector. Tee oder Kaffee? Oder vielleicht
etwas Stärkeres?«
Rebus schüttelte vorsichtig den Kopf. Sein Kater hatte sich beinahe verzogen. Er sollte ihn aber
nicht wieder hervorlocken. Jack richtete seinen seelenvollen Blick auf Helen Greig.
»Ich hätte sehr gern eine Tasse Tee, Helen. Inspector, möchten Sie wirklich nicht...?«
»Nein danke.«
»Ian?«
Urquhart nickte Helen Greig zu.
»Wärst du so lieb, Helen?«, sagte Gregor Jack. Welche Frau, fragte sich Rebus, würde sich da
weigern? Dabei fiel ihm ein...
»Ihre Frau ist also nicht hier, Mr. Jack?«
»Verreist«, sagte Jack hastig. »Wir haben ein Cottage in den Highlands. Nichts Besonderes, aber
uns gefällt es. Sie ist vermutlich dort.«
»Vermutlich? Dann wissen Sie das nicht genau?«
»Sie hat mir keine Reiseroute hinterlassen, Inspector.«
»Weiß sie denn...?«
Jack zuckte die Schultern. »Ich hab keine Ahnung, Inspector. Kann schon sein. Sie ist eine
leidenschaftliche Zeitungsleserin. Es gibt ein Dorf in der Nähe, wo man die Sonntagszeitungen
bekommt.«
»Aber sie hat sich nicht gemeldet?«
Diesmal verzichtete Urquhart darauf, sich zu räuspern, bevor er sich einmischte. »In der Lodge
gibt es kein Telefon.«
»Das gefällt uns so gut daran«, erklärte Jack. »Völlig von der Welt abgeschnitten.«
»Aber wenn sie es wüsste«, fuhr Rebus unbeirrt fort, »würde sie sich doch bestimmt melden?«
Jack seufzte und begann wieder, sich an seinem Finger zu kratzen. Dann wurde ihm

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