Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
sonst noch dazu?«
»Ich bin mir nicht sicher, wie viele es genau sind, aber die interessantesten sind Rab Kinnoul
und Andrew Macmillan.«
»Rab Kinnoul, der Schauspieler?«
»Genau der.«
»Ist ja komisch, ich muss nämlich mit ihm reden. Oder genauer gesagt, mit seiner Frau.«
»Ach?«
Kemp roch bereits seine Geschichte, doch Rebus schüttelte den Kopf. »Hat nichts mit Jack zu tun.
Irgendwelche gestohlenen Bücher. Mrs. Kinnoul ist so was wie eine Sammlerin.«
»Doch nicht etwa Professor Costellos Schätze?«
»Genau die.«
Kemp war durch und durch Zeitungsmensch.
»Irgendetwas Neues?«
Rebus zuckte die Schultern.
»Nun erzählen Sie mir nicht«, sagte Kemp, »es wäre noch zu früh.«
Er fing an zu lachen, und Patience lachte mit ihm. Doch Rebus war gerade etwas anderes
aufgefallen.
»Doch wohl nicht etwa der Andrew Macmillan?«
Kemp nickte. »Sie sind zusammen zur Schule gegangen.«
»O Gott.« Rebus starrte auf die Tischplatte aus Plastik.
Kemp erklärte Patience gerade, wer Andrew Macmillan war.
»Irgendein erfolgreicher ich weiß nicht was. Ist eines Tages ausgerastet. Spazierte nach Hause
und sägte seiner Frau den Kopf ab.«
Patience zog hörbar Luft ein. »Daran erinnere ich mich«, sagte sie. »Man hat den Kopf nie
gefunden, oder?«
Kemp schüttelte seinen eigenen, festsitzenden Kopf. »Er hätte auch seine Tochter erledigt, aber
das Mädchen ist um ihr Leben gerannt. Mittlerweile ist sie selbst ein bisschen schrullig, kein
Wunder.«
»Was ist eigentlich aus ihm geworden?«, sinnierte Rebus laut. Das Ganze war vor Jahren passiert,
und zwar in Glasgow, nicht in Edinburgh. Nicht auf seinem Terrain.
»Er ist in dieser neuen psychiatrischen Klinik«, sagte Kemp, »die sie gerade gebaut haben.«
»Sie meinen Duthil?«, fragte Patience.
»Genau. Oben in den Highlands. In der Nähe von Grantown, oder?«
Das wird ja immer seltsamer, dachte Rebus. Seine Geografiekenntnisse waren zwar nicht die besten,
aber er glaubte nicht, dass Grantown allzu weit von der Deer Lodge entfernt war. »Hat Jack
noch Kontakt zu ihm?«
Nun war es an Kemp, die Schultern zu zucken. »Keine Ahnung.«
»Und sie sind zusammen zur Schule gegangen?«
»Das wird erzählt. Ehrlich gesagt glaube ich, dass Liz Jack die weitaus interessantere Person
ist. Jacks Helfer sind sehr darauf bedacht, sie im Hintergrund zu halten.«
»Warum denn das?«
»Weil sie immer noch ein ziemlich wildes Mädchen ist. Zieht immer noch mit ihrer alten Clique
herum. James Kilpatrick, Matilda Merriman, solche Leute. Partys, Alkohol, Drogen, Orgien... weiß
der Himmel. Da darf die Presse nicht mal dran schnuppern.« Er wandte sich wieder an Patience.
»Wenn Sie den Ausdruck entschuldigen, aber wir dürfen tatsächlich nicht mal dran schnuppern. Und
alles, was wir kriegen, ist im Sinne gewisser Leute zensiert.«
»Ach?«
»Nun ja, Chefredakteure sind ja schon unter normalen Bedingungen nervös. Und dann müssen Sie
bedenken, dass Sir Hugh Ferrie schnell mit einer Verleumdungsklage bei der Hand ist, wenn es um
seine Familie geht.«
»Sie meinen die Sache mit der Elektronikfabrik?«
»Nur ein Beispiel.«
»Und was ist denn mit dieser alten Clique von Mrs. Jack?«
»Adelige, hauptsächlich altes Geld, auch ein bisschen neues.«
»Und die Dame selbst?«
»Am Anfang hat sie Jack sicherlich weitergeholfen. Ich glaube, er wollte schon immer in die
Politik, und ein Abgeordneter kann es sich kaum leisten, nicht verheiratet zu sein. Da fangen die
Leute sofort an, homosexuelle Neigungen zu vermuten. Ich nehme an, er hat eine Frau gesucht, die
schön ist, Geld und einen einflussreichen Vater hat. Als er sie gefunden hatte, wollte er sie
nicht mehr loslassen. Und die Ehe ist bisher ein Erfolg, zumindest nach außen hin. Liz wird zu
Fototerminen angekarrt und sieht genau richtig aus, dann verschwindet sie wieder. Völlig anders
als Gregor, verstehen Sie. Feuer und Eis. Sie ist das Feuer, er ist das Eis, normalerweise mit
Whisky versetzt ...«
Kemp war an diesem Abend in redseliger Stimmung. Er plauderte noch ein wenig mehr aus dem
Nähkästchen, aber das Meiste davon waren reine Spekulationen. Trotzdem war es interessant, mal
eine andere Perspektive zu hören.
Rebus dachte darüber nach, während er sich entschuldigte und zur Toilette ging. Das trogartige
Urinal des Horsehair war bis zum Rand voll mit Flüssigkeit, wie es, soweit Rebus sich
erinnern konnte, immer gewesen war. Von dem Spülkasten unter der Decke tropfte das Kondenswasser
zielsicher auf die

Weitere Kostenlose Bücher