Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
sagte er. »Ich meine, ich mag ihn als Abgeordneten. Er schien mir immer ein
verdammt guter Abgeordneter zu sein. Deshalb hatte ich ein bisschen das Gefühl... nun ja, ich
fand, es war ein unglücklicher Zufall, dass wir gerade zu dem Zeitpunkt eine Razzia in dem
Bordell gemacht haben, als er dort war ...« Unglücklicher Zufall? Glaubte er wirklich, dass nicht
mehr an der Sache dran war? »Ja, und als ich dann tatsächlich zufällig dort vorbeikam -
ich hatte bei Sergeant Holmes übernachtet, in dessen neuem Haus, er wohnt in Jacks Wahlkreis -,
da dachte ich, ich halte an und schau mal vorbei. Jede Menge Reporter schwirrten vor dem Haus
herum. Ich weiß wirklich nicht genau, warum ich angehalten habe, aber dann hab ich gesehen, dass
Jacks Wagen für alle sichtbar in der Einfahrt stand. Ich fand das gefährlich. Ich meine, wenn ein
Foto davon in die Zeitungen käme, dann wüsste jeder, was Jack für ein Auto fährt, samt
Kennzeichen. Man kann ja nicht vorsichtig genug sein, finden Sie nicht? Also bin ich reingegangen
und hab vorgeschlagen, man solle den Wagen in die Garage stellen.«
Rebus hielt inne. Das war doch eigentlich alles, oder?
Zumindest reichte es, um weitere Vorwürfe abzuwehren.
Watson wirkte nachdenklich. Er führte sich eine weitere Dröhnung Koffein zu, bevor er
sprach.
»Sie stehen damit nicht allein, John. Ich hab auch ein schlechtes Gewissen wegen der Operation
Hush Puppies. Nicht dass wir uns irgendwas hätten zu Schulden kommen lassen, verstehen Sie,
aber trotzdem... und nun, wo die Presse an der Geschichte dran ist, wird sie keine Ruhe geben,
bis der arme Kerl gezwungen ist, zurückzutreten.«
Rebus bezweifelte das. Jack hatte auf ihn nicht wie jemand gewirkt, der bereit oder willens ist,
zurückzutreten.
»Wenn wir Jack helfen können...« Watson hielt erneut inne und suchte Blickkontakt mit Rebus. Er
gab Rebus zu verstehen, dass dies alles inoffiziell wäre, nirgends schriftlich festgehalten, doch
dass man bereits darüber diskutiert hätte, auf irgendeiner Ebene weit über Rebus.
Vielleicht sogar über Watson. Hatte der Chief Super von den Großkopferten persönlich eins auf die
Finger bekommen? »Wenn wir ihm helfen können«, wiederholte er, »möchte ich, dass er diese Hilfe
auch bekommt. Wenn Sie verstehen, was ich meine, John.«
»Ich glaube schon, Sir.« Sir Hugh Ferrie hatte mächtige Freunde. Rebus begann allmählich, sich zu
fragen, wie mächtig...
»Das war's dann wohl.«
»Nur noch eine Sache, Sir. Von wem haben Sie die Information über das Bordell?«
Watson schüttelte den Kopf, noch bevor Rebus seine Frage beendet hatte. »Das kann ich Ihnen nicht
sagen, John. Ich weiß, was Sie denken. Sie fragen sich, ob Jack in eine Falle gelockt worden ist.
Wenn das so ist, dann hat es nichts mit meinem Informanten zu tun. Das kann ich Ihnen versichern.
Nein, wenn Jack in eine Falle gelockt wurde, dann ist die Frage, warum er überhaupt
dort war, und nicht, warum wir dort waren.«
»Aber die Zeitungen wussten auch Bescheid. Ich meine, sie wussten von Operation Hush
Puppies .«
Watson nickte. »Das hat ebenfalls nichts mit meinem Informanten zu tun. Aber ich habe natürlich
auch darüber nachgedacht. Es muss jemand von uns gewesen sein, nicht wahr? Jemand aus dem
Team.«
»Es wusste also sonst niemand über den Zeitpunkt der Aktion Bescheid?«
Watson schien einen Augenblick die Luft anzuhalten, dann schüttelte er den Kopf. Natürlich log
er. Das sah Rebus deutlich. Es hatte keinen Zweck, weiter zu bohren, jedenfalls jetzt nicht. Es
musste einen Grund für die Lüge geben, und dieser Grund würde irgendwann herauskommen. Im
Augenblick und aus keinem Grund, den er so richtig festmachen konnte, machte Rebus sich eher
Sorgen um Mrs. Jack. Sorgen? Das war vielleicht ein bisschen übertrieben. Direkt beunruhigt war er nicht. Man könnte sagen, er war interessiert. Ja, das war es. Er
interessierte sich für sie.
»Irgendwelche Fortschritte mit den verschwundenen Büchern?«
Was für verschwunden Bücher? Ach, diese verschwundenen Bücher. Er zuckte die Schultern.
»Wir haben mit sämtlichen Buchhändlern gesprochen. Die Liste macht die Runde. Vielleicht werden
wir sogar in den Fachorganen erwähnt. Ich glaube nicht, dass irgendein Buchhändler die anfasst.
Ansonsten... ja, mit den privaten Sammlern müssen wir noch reden. Eine davon ist die Frau von Rab
Kinnoul.«
»Dem Schauspieler?«
»Genau der. Wohnt etwas außerhalb, in der Nähe von South Queensferry.

Weitere Kostenlose Bücher