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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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entfernt.
Rebus hatte einen kleinen Pakt mit sich selber geschlossen, einen Vertrag, der nur in seinem Kopf
existierte. Wenn sich in den nächsten ein bis zwei Monaten die Gerüchte bestätigten, dann war es
ein Zeichen von oben, ein Zeichen, dass er nicht mit Patience zusammenziehen sollte. Doch wenn
Great London Road nun bestehen blieb oder sie in das Polizeipräsidium Fettes versetzt wurden
(fünf Minuten von Oxford Terrace entfernt)... was dann? Was dann?
Doch über das Kleingedruckte in dem Vertrag war noch nicht entschieden.
»Morgen, John.«
»Hallo, Arthur. Irgendwelche Nachrichten für mich?«
Der Dienst habende Sergeant schüttelte den Kopf. Rebus rieb sich mit den Händen über Gesicht und
Ohren, damit die auftauten, und stieg dann die Treppe zu seinem Zimmer hinauf. Statt tückischem
Stein lag hier tückisches Linoleum. Und dann gab es noch das heimtückische Telefon...
»Rebus.«
»John?« Es war die Stimme von Chief Superintendent Watson. »Haben Sie eine Minute Zeit?«
Rebus begann geräuschvoll mit einigen Papieren auf seinem Schreibtisch zu rascheln, um den
Eindruck zu erwecken, dass er schon seit Stunden im Büro und schwer beschäftigt war. »Nun ja,
Sir...«
»Lassen Sie den Scheiß, John. Ich hab's vor fünf Minuten schon mal bei Ihnen versucht.«
Rebus hörte auf, die Papiere hin und her zu schieben. »Ich komme sofort, Sir.«
»So schnell wie möglich.« Damit wurde die Verbindung unterbrochen. Rebus zog seine wasserdichte
Jacke aus, bei der immer Wasser an den Schultern durchsickerte. Er befühlte die Schultern seines
Jacketts. Die waren natürlich feucht, was seine Begeisterung für eine Montagmorgenbegegnung mit
dem Farmer auch nicht gerade steigerte. Er holte tief Luft und breitete die Arme aus wie ein
altmodischer Schlagersänger.
»Showtime«, sagte er zu sich selbst. Nur noch fünf Arbeitstage bis zum Wochenende. Dann rief er
rasch die Dufftown Police Station an und bat, mal bei der Deer Lodge nach dem Rechten zu
sehen.
» Dear wie teuer ?«, fragte die Stimme.
»Nein, mit zwei e«, korrigierte Rebus und dachte: Aber vermutlich war sie ganz schön teuer, als
die Jacks sie gekauft haben.
»Sollen wir nach irgendetwas Bestimmten Ausschau halten?«
Nach der Frau eines Abgeordneten... Überresten von einer Sexorgie... Mehltüten voller Kokain...
»Nein«, sagte Rebus, »nichts Bestimmtes. Sagen Sie mir nur Bescheid, was Sie vorgefunden
haben.«
»Geht in Ordnung. Könnte allerdings ein bisschen dauern.«
»So schnell wie möglich, ja?« Und als er das sagte, fiel ihm ein, dass er eigentlich woanders
sein sollte. »So schnell wie möglich.«
Chief Superintendent Watson polterte sofort los.
»Was, zum Teufel, hatten Sie denn gestern bei Gregor Jack zu suchen?«
Fast hätte er Rebus eiskalt erwischt. Fast. »Wer hat denn da geplaudert?«
»Völlig egal. Beantworten Sie, verdammt noch mal, meine Frage.« Pause. »Kaffee?«
»Da würde ich nicht Nein sagen.«
Watson hatte von seiner Frau zu Weihnachten eine Kaffeemaschine bekommen. Vielleicht ein Versuch,
seinen Konsum von Teacher's Whisky einzuschränken. Ein Versuch, damit er abends einmal nüchtern
nach Hause kam.
Doch bisher hatte die Kaffeemaschine nur bewirkt, dass Watson am Morgen hyperaktiv war. Am
Nachmittag jedoch, nach ein paar Schlückchen zur Mittagszeit, überfiel ihn eine gewisse
Schläfrigkeit. Also ging man Watson am besten morgens aus dem Weg. Um ihm zu unterbreiten, dass
man gerne ein paar Tage Urlaub nehmen würde, oder ihm von dem neuesten vermasselten Einsatz zu
berichten, wartete man am besten bis zum Nachmittag. Wenn man Glück hatte, kam man mit einem
missbilligenden Nicken weg. Aber morgens... morgens sah die Welt des Farmers anders aus.
Rebus nahm den Becher mit dem starken Kaffee entgegen. Watson hatte ein halbes Paket Espresso in
den großen Filter gekippt, der nun fast unverdünnt in Rebus' Blutkreislauf strömte.
»Hört sich blöd an, Sir, aber ich kam ganz zufällig dort vorbei.«
»Da haben Sie Recht«, sagte Watson und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, »das hört sich in
der Tat blöd an. Selbst wenn wir unterstellen, dass Sie wirklich nur zufällig
vorbeikamen...«
»Um ganz ehrlich zu sein, Sir, es steckte ein bisschen mehr dahinter.« Watson lehnte sich zurück,
hielt den Becher in beiden Händen und wartete auf Rebus' Geschichte. Zweifellos dachte er: Jetzt
muss er sich aber was einfallen lassen. Doch Rebus hatte durch Lügen nichts zu gewinnen. »Ich mag
Gregor Jack«,

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