Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Seine Frau sammelt
Erstausgaben.«
»Da sollten Sie besser selbst hingehen, John. Ich möchte nicht so gern einen Constable zu Rab
Kinnoul schicken.«
»In Ordnung, Sir.« Das war genau die Antwort, die er hatte hören wollen. Er trank seinen Becher
aus, obwohl seine Nerven schon flatterten. »Gibt's sonst noch was?«
Doch Watson war mit ihm fertig und stand auf, um sich seinen Becher noch einmal zu füllen.
»Dieses Zeug macht richtig süchtig«, sagte er, als Rebus das Büro verließ. »Und, bei Gott, es
macht mich putzmunter.«
Rebus wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte...
Rab Kinnoul war ein Profikiller.
Zunächst hatte er sich mit Hilfe verschiedener Fernsehrollen einen Namen gemacht: als
schottischer Immigrant in einer Londoner Sitcom, als junger Landarzt in einer Bauernserie sowie
mit gelegentlichen Gastauftritten in bekannteren Serien wie The Sweeney, wo er einen
ausgerissenen Häftling aus Glasgow spielte, oder der Krimireihe Knife Ledge, in der er
einen gedungenen Mörder spielte.
Mit dieser letzten Rolle kam Kinnouls Karriere so richtig in Schwung. Er fiel einem Casting
Director in London auf.
Man trat an ihn heran und machte Probeaufnahmen mit ihm für die Rolle des Attentäters in einem
britischen Low- Budget-Thriller, der erstaunlich erfolgreich war und sowohl in den USA als auch
in Europa gut besprochen wurde. Der Regisseur ließ sich danach rasch überzeugen, nach Hollywood
zu gehen, und überzeugte dort wiederum seine Produzenten davon, dass Rab Kinnoul die ideale
Besetzung für den Gangster in einem Film nach einem Roman von Elmore Leonard wäre.
Also ging Kinnoul nach Hollywood, spielte kleinere Rollen in einer Reihe größerer und kleinerer
Kriminalfilme, mit Erfolg. Er hatte ein Gesicht, in das man alles hineinlesen konnte, einfach
alles. Wenn man glaubte, er sollte böse sein, dann war er böse; wenn man glaubte, er
sollte geisteskrank sein, dann war er geisteskrank. Er wurde auf diese Rollen festgelegt
und spielte sie gut, doch wenn seine Karriere irgendwann eine andere Wendung genommen hätte,
hätte er genauso gut in der Rolle des romantischen Liebhabers, des mitfühlenden Freunds oder des
Helden enden können.
Inzwischen hatte er sich wieder in Schottland niedergelassen. Es gab Gerüchte, dass er Drehbücher
las, vorhatte, eine eigene Filmgesellschaft zu gründen, oder sich ganz zurückziehen wollte. Rebus
konnte sich nicht so recht vorstellen, wie man mit neununddreißig Jahren in den Ruhestand gehen
konnte. Mit fünfzig vielleicht, aber nicht mit neununddreißig. Was würde man den ganzen Tag lang
tun? Doch als er auf Kinnouls Haus am Rand von South Queensferry zufuhr, bekam er die Antwort.
Man könnte Tag für Tag damit verbringen, sein Haus zu streichen - unter der Voraussetzung, dass
es so groß war wie das Haus von Rab Kinnoul. Wie bei der Forth-Eisenbahnbrücke.
Wenn man sie zu Ende gestrichen hatte, war das erste Stück schon wieder schmutzig.
Es war also ein sehr großes Haus, selbst aus der Ferne betrachtet. Es lag an einem Hang, und die
Umgebung war ziemlich öde. Hohes Gras und ein paar zum Sterben verurteilte Bäume. In der Nähe war
ein Fluss, der in den Firth of Forth mündete. Da das Haus nicht umzäunt war, nahm Rebus an, dass
Kinnoul auch das Land gehörte.
Das Haus war modern, sofern man den Stil der sechziger Jahre noch als »modern« bezeichnen konnte.
Von der Architektur her war es wie ein Bungalow angelegt, nur fünfmal so groß. Es erinnerte Rebus
stark an diese Schweizer Chalets, die man auf Postkarten sah, außer dass die Chalets immer aus
Holz gebaut waren, während dieses Haus eine Rauputzfassade besaß.
»Hab schon bessere Sozialbauten gesehen«, murmelte er vor sich hin, als er auf der mit Kies
bedeckten Zufahrt parkte. Als er aus dem Auto stieg, sah er jedoch einen der großen Vorzüge des
Hauses: die Aussicht. Die beiden imposanten Forth-Brücken waren nicht allzu weit entfernt.
Der Firth lag ruhig glitzernd da, und die Sonne schien auf das stille, grüne Städtchen Fife auf
der anderen Seite des Flusses. Rosyth konnte man nicht sehen, doch im Osten konnte man gerade das
Hafenstädtchen Kirkcaldy erkennen, wo Gregor Jack und vermutlich auch Rab Kinnoul zur Schule
gegangen waren.

»Nein«, sagte Mrs. Kinnoul - Cath Kinnoul -, als sie kurze Zeit später ins Wohnzimmer kam,
»diesen Fehler machen die Leute ständig.«
Sie hatte die Haustür geöffnet, als Rebus immer noch in die Gegend starrte.
»Bewundern Sie die

Weitere Kostenlose Bücher