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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Lodge, wo er die Arbeit der
Spurensicherung und die Aussage der Zeugen beaufsichtigte, als ihn die Nachricht aus der Great
London Road erreichte. Der Anruf kam von Brian Holmes.
»Ja, Brian?«
»Es ist schon wieder jemand ertrunken.«
»Ertrunken?«
»Eine weitere Wasserleiche.«
»O Gott. Wo denn diesmal?«
»Außerhalb der Stadt, Richtung Queensferry. Wieder eine Frau. Sie wurde heute Morgen von einer
Spaziergängerin gefunden.« Holmes hielt inne, weil ihm offenbar irgendjemand etwas gab. Rebus
hörte ein gemurmeltes »Danke«, als sich derjenige wieder entfernte. »Könnte durchaus unser Mr.
Glass gewesen sein«, sagte Holmes jetzt und hielt erneut inne, um einen Schluck Kaffee zu
trinken.
»Wir haben erwartet, dass er in der Stadt bleibt, aber er könnte genauso gut nach Norden gegangen
sein, bis Queensferry ist es nur ein lockerer Spaziergang, größtenteils über freies Feld und weit
genug weg von allen Straßen, wo man ihn sehen könnte. Wenn ich auf der Flucht wäre, würde ich's
genau so machen...«
Ja, Rebus kannte die Gegend. War er nicht erst neulich dort gewesen? Ruhige Nebenstraßen, kein
Verkehr, niemand, der bemerkt... Moment mal, da war doch ein Bach - nein, eher ein richtiger
Fluss -, der am Haus der Kinnouls vorbeifloss.
»Brian...«, begann er.
»Und da ist noch was Bemerkenswertes«, fiel ihm Holmes ins Wort. »Die Frau, die die Leiche
gefunden hat ... raten Sie mal, wer das war?«
»Cathy Gow«, sagte Rebus beiläufig.
Holmes schien verdutzt. »Wer? Egal, nein, es war die Frau von Rab Kinnoul. Sie wissen schon, Rab
Kinnoul der Schauspieler. Wer ist diese Cathy Gow...?«
Die Stelle lag etwas flussaufwärts vom Haus der Kinnouls am Fuß des gleichen Hügels. Nicht zu
weit weg vom Haus für einen Spaziergang, doch war die Landschaft hier noch trostloser, wenn das
überhaupt möglich war. Fünfzig Meter von dem schnell fließenden Fluss entfernt war eine schmale
Straße, die irgendwann in eine breitere Straße überging und dann in Kurven bis zur Küste verlief.
Um an den Fundort zu gelangen, musste man entweder am Haus der Kinnouls vorbei oder von der
Straße her kommen.
»Keine Spuren von einem Auto?«, fragte Rebus Holmes.
Beide Männer hatten die Reißverschlüsse ihrer Jacken gegen den schneidenden Wind
hochgezogen.
»Ein bestimmtes Auto?«, fragte Holmes. »Die Straße ist asphaltiert. Ich hab selbst nachgesehen.
Keinerlei Reifenspuren.«
»Wo endet die Straße?«
»Sie mündet in einen Landwirtschaftspfad, der - große Überraschung - zu einem Bauernhof führt.«
Holmes trat von einem Fuß auf den anderen, in dem vergeblichen Bemühen, ein bisschen warm zu
werden.
»Dann sollte man besser mal bei dem Bauernhof nachfragen, ob...«
»Da ist gerade jemand, der genau das macht.«
Rebus nickte. Holmes wusste mittlerweile ganz gut, wie diese Dinge abliefen: Er tat irgendetwas,
und Rebus überprüfte noch einmal, ob es auch wirklich gemacht worden war.
»Und Mrs. Kinnoul?«
»Sie ist im Haus mit einer Polizistin und trinkt süßen Tee.«
»Da sollte man aufpassen, dass sie nicht zu viele Beruhigungsmittel nimmt. Wir brauchen eine
Aussage von ihr.«
Holmes konnte nicht mehr folgen, bis Rebus ihm erklärte, dass er schon einmal hier gewesen war.
»Was ist mit Mr Kinnoul?«
»Er ist heute Morgen ganz früh irgendwohin gefahren. Deshalb ist Mrs. Kinnoul auch spazieren
gegangen. Sie hat gesagt, sie geht immer morgens spazieren, wenn sie allein ist.«
»Ist bekannt, wo er hingefahren ist?«
Holmes zuckte die Schultern. »Irgendwas Berufliches, mehr konnte sie uns nicht sagen. Wusste
nicht, wo er war oder wie lange er bleiben würde. Aber spätestens heute Abend soll er zurück
sein, laut Mrs. Kinnoul.«
Rebus nickte wieder. Sie standen oberhalb des Flusses in der Nähe der Straße. Die anderen waren
direkt unten am Fluss. Dieser führte seit den jüngsten Regenfällen Hochwasser und war gerade
breit und tief genug, um als Fluss und nicht als Bach zu gelten. Zu den »anderen« gehörten
Polizeibeamte in Wattstiefeln, die ihre Arme in das eisige Wasser tauchten und nach
Beweismaterial suchten, das wahrscheinlich längst fortgespült worden war, Leute von der
Spurensicherung, die über der Leiche hockten, Mitarbeiter des Erkennungsdienstes, die ebenfalls
um die Leiche herumschlichen, jedoch mit Fotoapparaten und Videokameras bewaffnet, sowie Dr.
Curt. Der Pathologe trug einen langen, flatternden Regenmantel mit hochgeschlagenem Kragen. Er
stapfte gerade auf Rebus und

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