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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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fahren. Kostet Sie keinen Penny, und Sie können die Fahrt sogar noch über
Spesen abrechnen.«
Er zwinkerte noch einmal, blickte lächelnd um sich und marschierte genauso unübersehbar hinaus,
wie er hineingekommen war. Der Barmann räumte das Glas und den Teller weg. Rebus bemerkte, dass
der junge Mann eine von diesen Ansteckkrawatten trug, die standardmäßig in der Sutherland Bar an
das Personal ausgegeben wurden.
Wenn einen jemand am Schlips packte, hatte er die Krawatte in der Hand...
»Hat er von mir geredet?«
Rebus blinzelte erstaunt. »Äh? Wie kommen Sie denn darauf?«
»Ich dachte, ich hätte meinen Namen gehört.«
Rebus kippte den Rest von seinem Bier in den Mund und schluckte. Jetzt sag bloß, der Junge hieß
Gregor... oder vielleicht Lizzie... »Wie heißen Sie denn?«
»Lester.«

Rebus war schon fast am Ziel, bevor ihm bewusst wurde, dass er nicht ins behagliche Stockbridge
zu Patience Aitken fuhr, sondern in seine eigene verwahrloste Wohnung nach Marchmont. So sei es
denn. In der Wohnung war es gleichzeitig kühl und muffig. Ein Kaffeebecher neben dem Telefon
erinnerte insofern an Glasgow, die europäische Kulturhauptstadt von 1990, da der Becher ebenfalls
Stätte der Kultur war, einer interessanten grünweißlichen Kultur nämlich.
Doch wenn im Wohnzimmer schon der Schimmel gedieh, würde es in der Küche sicher noch schlimmer
aussehen.
Rebus setzte sich in seinen Lieblingssessel, streckte die Hand nach dem Anrufbeantworter aus und
hörte sich in aller Ruhe die Nachrichten an. Es waren nicht viele. Gill Templer fragte, was er
denn derzeit so triebe... als ob sie das nicht wüsste. Seine Tochter Samantha rief aus ihrer
neuen Wohnung in London an und teilte ihm Adresse und Telefonnummer mit. Dann gab es noch ein
paar Anrufe, bei denen die Anrufer sich entschlossen hatten, nichts zu sagen.
»Ganz wie ihr wollt.« Rebus stellte das Gerät ab, nahm sein Notizbuch heraus, schlug eine
Telefonnummer nach und rief Gregor Jack an. Er wollte wissen, warum Jack ihm nichts von den
anonymen Anrufen gesagt hatte. Wie hieß dieses Kartenspiel noch? Strip Jack oder Bettelmann. Wenn
tatsächlich jemand darauf aus war, Gregor Jack um sein Amt und an den Bettelstab zu bringen, dann
schien Jack sich keine allzu großen Sorgen deswegen zu machen. Er wirkte nicht gerade resigniert,
nur irgendwie gleichgültig.
Falls er nicht irgendein Spielchen mit Rebus spielte...
Und was war mit Rab Kinnoul, dem Leinwandmörder?
Was trieb der die ganze Zeit, die er nicht bei seiner Frau war? Und auch Ronald Steele, ein Mann,
der »notorisch schwer zu erwischen« war. Führten sie alle irgendwas im Schilde? Es lag nicht
daran, dass Rebus der menschlichen Spezies generell misstraute... oder daran, dass er zum
Pessimisten erzogen worden war. Er war sich sicher, dass hier irgendwas ablief, er wusste nur
nicht, was. Es war niemand zu Hause. Oder es ging niemand ans Telefon.
Oder der Apparat war wieder ausgestöpselt worden. Oder ... »Hallo?«
Rebus sah auf seine Uhr. Bereits Viertel nach sieben durch. »Miss Greig?«, sagte er. »Hier ist
Inspector Rebus. Er lässt Sie aber wirklich lange arbeiten.«
»Sie scheinen selbst nicht gerade früh Feierabend zu haben, Inspector. Worum geht's denn
diesmal?«
Ungeduld in ihrer Stimme. Vielleicht hatte Urquhart sie angewiesen, nicht zu freundlich zu sein.
Vielleicht war herausgekommen, dass sie Rebus die Adresse von der Deer Lodge gegeben
hatte...
»Könnte ich kurz Mr. Jack sprechen?«
»Ich fürchte, das ist nicht möglich.« Sie klang nicht ängstlich, eher ein bisschen
selbstgefällig. »Er hält heute Abend eine Rede bei einer Veranstaltung.«
»Ach so. Wie ist denn die Versammlung heute Morgen gelaufen?«
»Welche Versammlung?«
»Ich dachte, er hätte irgendeine Versammlung in seinem Wahlkreis...?«
»Ach das. Ich glaube, die ist sehr gut gelaufen.«
»Also steht er nicht auf der Abschussliste?«
Sie lachte gequält. »North und South Esk wären verrückt, wenn sie ihn loswerden wollten.«
»Trotzdem muss er erleichtert sein.«
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Er war den ganzen Nachmittag auf dem Golfplatz.«
»Wie nett.«
»Ich meine, auch einem Abgeordneten steht ein freier Nachmittag pro Woche zu, finden Sie
nicht, Inspector?«
»O ja, selbstverständlich. Genau das hab ich gemeint.«
Rebus hielt inne. Eigentlich hatte er gar nichts zu sagen. Er hoffte nur, wenn er Helen Greig am
Reden halten könnte, würde sie ihm vielleicht was erzählen, etwas, das er

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