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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Interesse daran haben, zu verhindern, dass er
irgendwas fand? Nun ja, Gregor Jack wusste es.
Und was er wusste, könnte die »Meute« vielleicht auch wissen. Vielleicht war es also keiner von
den dreien gewesen; vielleicht war es jemand anders gewesen.
»Irgendwie komisch«, sagte Louise Patterson-Scott, »sich vorzustellen, dass wir hier keine Partys
mehr feiern werden ... sich vorzustellen, dass Liz nie mehr hier sein wird... dass sie fort
ist...« Sie fing laut und tränenreich an zu weinen. Jamie Kilpatrick legte einen Arm um sie, und
sie begrub ihr Gesicht an seiner Brust. Dann streckte sie eine Hand zu Julian Kaymer aus und zog
ihn zu sich, sodass sie ihn ebenfalls umarmen konnte.
Und ziemlich genau so standen sie da, als Constable Moffat aufkreuzte...
Mit dem Gefühl, den Brunnen zu sichern, nachdem ein Kind hineingefallen war, ließ Rebus Moffat
als Wache zurück - sehr gegen den Willen des jungen Mannes. Doch das Spurensicherungsteam würde
im Lauf des Vormittags kommen, und Detective Sergeant Knox würde dabei sein.
»Im Bad liegen einige Zeitschriften, falls Sie was zu lesen brauchen«, erklärte Rebus Moffat.
»Oder hier hab ich noch was Besseres...« Er ging an sein Auto, öffnete die Reisetasche und nahm
den Fisch auf dem Trockenen heraus. »Brauchen Sie mir nicht zurückzugeben. Betrachten
Sie's als eine Art Geschenk.«
Der Mercedes war bereits losgefahren, und nun stieg Rebus in sein Auto, winkte Constable Moffat
noch einmal zu und fuhr ebenfalls davon. Er hatte letzte Nacht Fisch auf dem
Trockenen gelesen, jeden einzelnen überfrachteten Satz. Es war eine grauenvoll romantische
Geschichte über die zum Scheitern verurteilte Liebe zwischen einem jungen italienischen Bildhauer
und einer reichen, aber gelangweilten verheirateten Frau. Der Bildhauer war nach England
gekommen, um einen Auftrag für den Ehemann der Frau auszuführen. Zunächst benutzt sie ihn als
Spielzeug, dann verliebt sie sich tatsächlich in ihn. Doch da hat der Bildhauer, der zunächst von
ihr hingerissen war, bereits seine Aufmerksamkeit ihrer Nichte zugewandt. Und so weiter.
Rebus nahm an, dass es lediglich der Titel gewesen war, der Ronald Steele veranlasst hatte, das
Buch aus dem Regal zu reißen und mit einer derartigen Heftigkeit von sich zu schleudern. Ja, nur
dieser Titel (der übrigens auch der Name der Skulptur des jungen Bildhauers war). Der Fisch auf
dem Trockenen war Liz Jack. Doch Rebus fragte sich, ob sie tatsächlich auf dem Trockenen gelandet
war oder nicht vielmehr den Boden unter den Füßen verloren hatte ...
Er fuhr zur Cragstone Farm, parkte auf dem Hof hinterm Haus und scheuchte Hühner und Enten auf:
Mrs. Corbie war zu Hause und führte ihn in die Küche, wo es so wunderbar wie in einer Bäckerei
roch. Der große Küchentisch war weiß von Mehl, aber es waren nur wenige Teigklümpchen kleben
geblieben. Rebus musste schon wieder an diese Szene aus Wenn der Postmann zweimal klingelt denken...
»Setzen Sie sich«, sagte sie in befehlendem Ton. »Ich hab gerade eine Kanne...«
Rebus bekam Tee und einen Berg Früchtegebäck von gestern, mit frischer Butter und dick mit
Erdbeermarmelade bestrichen. »Haben Sie schon mal daran gedacht, ein Bed & Breakfast
aufzumachen, Mrs. Corbie?«
»Ich? Dazu hätte ich nicht die Geduld.« Sie wischte sich die Hände an ihrer weißen
Baumwollschürze ab. Sie schien sich ständig die Hände abzuwischen. »Ich meine, Platz hätte ich
genug. Mein Mann ist im letzten Jahr verstorben, jetzt sind nur noch Alec und ich da.«
»Was? Sie bewirtschaften allein den ganzen Bauernhof?«
Sie zog eine Grimasse. »Man könnte eher von abwirtschaften sprechen. Alec hat einfach kein
Interesse. Es ist eine Sünde, aber was soll man machen. Wir haben zwar ein paar Arbeitskräfte,
aber wenn die sehen, dass ihn das alles nicht interessiert, sehen sie nicht ein,
weshalb sie das interessieren sollte. Wir könnten genauso gut alles verkaufen. Das hätte Alec am
liebsten. Vielleicht ist das das Einzige, was mich daran hindert...« Sie blickte auf ihre Hände.
Dann schlug sie sich heftig auf die Oberschenkel.
»Mein Gott, was rede ich Ihnen die Ohren voll! Also, Inspector, was wollen Sie wissen?«
Nach all den Jahren bei der Polizei glaubte Rebus, endlich mal jemanden vor sich zu haben, der
ein absolut reines Gewissen hatte. Normalerweise ließen sich die Leute nicht so viel Zeit mit der
Frage, was ein Polizist von ihnen wollte. Und wenn sich jemand Zeit ließ, dann wusste

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