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Ehrensache

Titel: Ehrensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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er
entweder längst, was man von ihm wollte oder hatte absolut nichts zu befürchten oder zu
verbergen. Also stellte Rebus seine Frage.
»Wie ich sehe, halten Sie die Telefonzelle blitzsauber, Mrs. Corbie. Ich würde gern wissen, ob
Ihnen in letzter Zeit etwas Ungewöhnliches aufgefallen ist? Ich meine irgendwas in der
Telefonzelle.«
»Tja, lassen Sie mich mal nachdenken.« Sie legte eine Hand flach auf ihre Wange. »Eigentlich
nicht... was genau meinen Sie, Inspector?«
Rebus konnte ihr nicht in die Augen sehen, weil er wusste, dass sie angefangen hatte, ihn zu
belügen.
»Eine Frau, vielleicht, die einen Anruf macht. Etwas, das in der Zelle vergessen wurde... eine
Notiz oder eine Telefonnummer... irgendwas.«
»Nein, nein, in der Telefonzelle war nichts.«
Seine Stimme wurde ein wenig härter. »Dann vielleicht in der Nähe der Telefonzelle, Mrs. Corbie.
Ich denke insbesondere an Mittwoch oder vielleicht Dienstag vor einer Woche...?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nehmen Sie doch noch ein Törtchen, Inspector.«
Das tat er und kaute langsam und schweigend. Mrs Corbie sah aus, als würde sie nachdenken. Sie
stand auf und schaute in den Backofen. Dann schenkte sie den letzten Rest Tee aus der Kanne ein
und kehrte an ihren Platz zurück, betrachtete erneut ihre Hände und legte sie auf ihren Schoß zur
weiteren Begutachtung.
Doch sie sagte nichts. Also sprach Rebus.
»Sie waren doch letzten Mittwoch hier?«
Sie nickte. »Aber nicht am Dienstag. Dienstags gehe ich immer zu meiner Schwester. Am Mittwoch
war ich jedoch den ganzen Tag hier.«
»Und Ihr Sohn?«
Sie zuckte die Schultern. »Kann sein, dass er hier war. Aber vielleicht war er auch in Dufftown.
Er treibt sich viel in der Gegend rum...«
»Zurzeit ist er nicht hier?«
»Nein, er ist in die Stadt gefahren.«
»Welche Stadt?«
»Hat er nicht gesagt. Er hat bloß gesagt, er war weg...«
Rebus stand auf und ging zum Küchenfenster. Von dort konnte man auf den Hof sehen, wo die Hühner
gerade an Rebus' Reifen herumhackten. Eines hockte auf der Motorhaube.
»Kann man die Telefonzelle vom Haus aus sehen, Mrs Corbie?«
»Äh... ja, vom Wohnzimmer. Aber da halten wir uns nicht viel auf. Das heißt, ich nicht. Ich bin
lieber hier in der Küche.«
»Dürfte ich mal einen Blick reinwerfen?«
Es war unübersehbar, wer sich häufig im Wohnzimmer aufhielt. Sofa, Couchtisch und Fernseher
bildeten eine gerade Linie. Der Couchtisch war voller Ringe von heißen Kaffee- oder Teebechern.
Neben dem Sofa stand ein Aschenbecher auf dem Boden, daneben lag eine riesige angebrochene Tüte
Chips. Unter dem Couchtisch lagen drei leere Bierdosen. Mrs. Corbie schnalzte missbilligend mit
der Zunge und begann sogleich, die Dosen aufzuheben.
Rebus ging ans Fenster und sah hinaus.
In einiger Entfernung konnte er die Telefonzelle erkennen, aber nicht sehr gut. Es wäre möglich,
dass Alec Corbie irgendetwas gesehen hätte. Möglich, aber zweifelhaft. Dafür lohnte es sich nicht
zu warten. Er würde DS Knox hierher schicken, um Corbie die nötigen Fragen zu stellen.
»Na schön«, sagte er. »Danke für Ihre Hilfe, Mrs. Corbie.«
»Oh.« Ihre Erleichterung war deutlich spürbar. »Gern geschehen, Inspector. Ich bringe Sie
hinaus.«
Doch Rebus war sich sicher, dass er noch einen Versuch wagen sollte. Er stand mit Mrs. Corbie auf
dem Hof und schaute sich um.
»Als Kind hab ich Bauernhöfe geliebt. Ein Freund von mir wohnte auf einem«, log er mühelos. »Ich
bin jeden Abend nach dem Essen dorthin gegangen. Es war wunderbar.« Er sah sie mit großen Augen
und nostalgisch verklärtem Lächeln an. »Haben Sie was dagegen, wenn ich ein bisschen
herumschlendere?«
»Oh.« Diesmal keine Erleichterung, sondern schiere Panik. Was Rebus jedoch nicht zurückhielt.
Nein, es trieb ihn so richtig an. Und bevor Mrs. Corbie wusste, wie ihr geschah, spazierte er zu
den Verschlagen und Ställen, blickte hinein und ging weiter. An den Hühnern und aufgebrachten
Enten vorbei bis in die Scheune. Stroh auf dem Boden und ein intensiver Geruch nach Kühen. Boxen
aus Beton, aufgerollte Wasserschläuche und ein tropfender Hahn. Auf dem Boden waren zahlreiche
Pfützen. Eine krank aussehende Kuh blinzelte ihn träge aus ihrer Box an.
Doch der Viehbestand interessierte ihn nicht. Dafür die große Plane in der Ecke umso mehr.
»Was ist da drunter, Mrs. Corbie?«
»Das gehört Alec!«, kreischte sie. »Rühren Sie es nicht an! Es hat nichts zu tun mit...«
Doch er hatte bereits die Plane

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