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Ehrensachen

Ehrensachen

Titel: Ehrensachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louis Begley
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mir ins Bett. Es war in Ordnung, wenn ich nackt war, und alles, was ich machen wollte, war in Ordnung, bis auf die Sache selbst. Sie sagte, es habe wieder mit Reinheit und Stimmigkeit zu tun. Als ich das hörte, wurde mir flau, und ich fragte, ob Etienne zurückgekommen sei. Das sei es nicht, erklärte sie mir, obwohl sie gelegentlich mit ihm in Paris zu Abend esse. Außerdem heiratet er wahrscheinlich eine französische Erbin. Nein, es ist jemand, den sie in Europa kennengelernt hat. Ein amerikanischer Anwalt. Offenbar ist er die ganze Zeit in Europa und erzählt faszinierende Geschichten von seinen Fällen. Ich frage mich, ob er ein Spion ist.
    Eins wird mir jetzt klar, sagte ich: woher es kommt, daß sie soviel über Anwälte weiß. Und was ist mit der Arbeit am Gericht?
    Er reagierte nicht auf meine Anspielung und erwiderte, zu Wiggins werde er nur gehen, wenn aus der Arbeit für Richter Friendly nichts würde. Das erfahre er erst imFrühjahr. Wenn er gegen sich selbst wetten müßte, würde er darauf setzen, daß er verlor. Alle wollten für Friendly arbeiten.
    Einen Augenblick schwieg er und sagte dann: Weißt du, allmählich bin ich mir mit den Juden nicht mehr so sicher. Vielleicht sollte ich doch eine dieser Kanzleien anrufen und sagen: Hier bin ich, wollt ihr mich haben, und wenn sie ja sagen, Wiggins wissen lassen, was sie mit ihrer Rassereinheit anfangen können. Meinst du nicht, ich bin verrückt – schlimmer noch, ich mache es ganz falsch –, wenn ich dorthin gehe, wo ich nicht erwünscht bin?
    Ich erklärte ihm, genau das sei der Fehlschluß: In der Kanzlei Wiggins sei er erwünscht, sonst hätte man ihn nicht aufgefordert, dort zu arbeiten.
    Er nickte und sagte, das klinge logisch.
    Tom Peabody kam am folgenden Tag. Er war während der vorlesungsfreien Zeit bei mir; daß er Cambridge verließ, rechtfertigte er mir und vielleicht seinem Gewissen gegenüber damit, daß die Bibliothek in der 42 nd Street Manuskripte besaß, die er ansehen wolle. Henry verkürzte seinen Aufenthalt. Er verstand sich noch gut mit Tom, aber vermutlich fand er, in diesem Fall könnten drei Personen eine zuviel sein.

XXVI
    Schlaflosigkeit, Erschöpfung und schwarze Traurigkeit – ein Zustand, der mir nur allzu vertraut war – stülpten sich wieder wie eine Bleiglocke über mich, während wir im Ia-Drang-Tal gewannen und verloren und als unsere B-52-Bomber eingesetzt wurden, um die Bodentruppen zu unterstützen. Ich versuchte nicht, mir mit dem Gedanken zu schmeicheln, daß die beiden Ereignisse zusammenhingen; denn noch begriff ich nicht, daß das Land in den Wahnsinn taumelte. Dr. Kalman verschrieb mir andere Schlaftabletten und schlug einen Versuch mit einem neuen Antidepressivum vor, das angeblich auch bei Schlafproblemen und Angstzuständen half, meiner Meinung nach eine paradoxe Behauptung. Ich weigerte mich, dieses Medikament zu nehmen, mit der Begründung, daß ich in meiner Arbeit darauf angewiesen sei, ich selbst zu sein, mit allen meinen Kümmernissen, und das nicht nur, wenn ich am Schreibtisch saß, sondern auch, wenn ich ohne ersichtliches Ziel herumschlenderte. Dr. Kalman zog die Brauen hoch und sagte, mir müsse doch in erster Linie daran gelegen sein, daß es mir bald bessergehe. Ich hielt dagegen, daß er nicht wisse, wovon er rede. Auf dieser Grundlage setzten wir unsere Erkundungen fort. Sie führten zu nichts. Kalman und ich saßen fest, unfähig, voranzukommen oder einen Ausweg zu finden.
    Mein beruflicher Erfolg entwickelte sich unterdessen munter weiter. Mein dritter Roman wurde veröffentlicht; diesmal hatte ich, anders als beim zweiten Buch, mit anhaltendem schöpferischem Elan geschrieben. Der Verlag berief sich auf mein Versprechen, für eine Lesereise und Interviews zur Verfügung zu stehen. Man war der Ansicht, daß die Verkaufszahlen meines zweiten Romans wenigerblaß ausgefallen wären, wenn ich zur Kooperation bereit gewesen wäre. Kalman riet mir noch einmal, das Antidepressivum zu nehmen. Diesmal hörte ich auf ihn und überstand die Lesungen und das Signieren von Büchern in einer schier endlosen Reihe von Städten, in die ich nie wieder einen Fuß setzen wollte. Als ich nach New York zurückkam, erschienen mir die Stunden mit Dr. Kalman nicht besser als zuvor. Ich nahm meinen Mut zusammen und fragte, ob er mir jemanden in Paris empfehlen könne, falls ich mich dort niederließe. Nicht auf Dauer; ich hätte nicht die Absicht, zum Exil-Amerikaner zu werden.
    Aha, erwiderte er, Sie finden,

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