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Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition)

Titel: Eichmann-Syndikat: Tom Sydows fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Klausner
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    »Das sagten
Sie bereits.«
    »Na schön,
wie Sie wollen.« Längst nicht mehr so höflich wie zuvor, umklammerte der Unbekannte
seinen Stock und wurde Zeuge, wie das Segelboot auf das gegenüberliegende Ufer zusteuerte.
Kurz darauf war es in Sicherheit, verschwunden hinter einem Regenschleier, welcher
das Westufer des Sees verhüllte. »Wir haben Kenntnis davon erhalten, dass Sie, Herr
Hauptkommissar, im Besitz wichtiger Unterlagen sind.«
    »Darf man
fragen, was Sie das angeht, Herr …?«
    »Mein Name
tut nichts zur Sache. Mir geht es lediglich um die Unterlagen, oder, um es präziser
zu formulieren, um die Karteikarte, die sich in Ihrem Besitz befindet.«
    »Eine Karteikarte,
derentwegen ein Mensch sterben musste. Von meinem Freund, der ihren Killern um Haaresbreite
entging, nicht zu reden.«
    »›Killer‹
– welch hässliches Wort.« Der Fremde gab ein überhebliches Lachen von sich, gegenüber
dem Mann, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war, nicht wiederzuerkennen. »Damit
wir uns richtig verstehen, Herr Kommissar: Bei der von Ihnen erwähnten Person namens
Nettelbeck handelt es sich um eine Straftäterin. Um jemanden, der Hoch- und Landesverrat
begangen hat. Und das in einem besonders schweren Fall.«
    »Angenommen,
es verhält sich so, wie Sie sagen – dann gehört sie vor ein Gericht.«
    »Nicht,
wenn Gefahr im Verzug ist. Oder wenn es um die Interessen unseres Landes geht.«
    »›Um die
Interessen der Regierung‹, wollten Sie sagen. Bekanntlich ist das nicht das Gleiche.«
    »Soll ich
Ihnen etwas verraten, Herr Kommissar?« Der Griff, mit dem Sydows Nebenmann seinen
Stock umklammerte, verstärkte sich. »Allmählich frage ich mich, auf wessen Seite
Sie stehen. Auf derjenigen einer abgefeimten Landesverräterin oder …«
    »Auf derjenigen
von Recht und Gesetz. Wenn Sie sich schon über mich erkundigen, sollten Sie dies
gründlich tun.« Bebend vor Zorn, ballte Sydow die Faust und wandte sich seinem sichtlich
überraschten Gesprächspartner zu. »Offen gesagt: Ich kann Typen wie Sie nicht ausstehen.
Wer gibt Ihnen eigentlich das Recht, andere Menschen einfach abzuknallen? Das war
Mord, was Sie sich da geleistet haben, glatter Mord!«
    »Nein, war
es nicht. Das war der Versuch, die Weitergabe von Staatsgeheimnissen zu unterbinden.«
    »Mit anderen
Worten: Die Hintermänner, auf deren Geheiß Sie aktiv geworden sind, möchten verhindern,
dass die Öffentlichkeit von Ihren Machenschaften erfährt.«
    »Machenschaften?«
    »Jetzt tun
Sie doch nicht so.« Sydow wandte sich angewidert ab. »Sie wissen doch, was passiert,
wenn Ihre Gaunereien ans Licht kommen.«
    »Sie hätten
Krimi-Autor werden sollen. Mit Ihrer Erfindungsgabe könnten Sie es weit bringen.«
    »Kann es
sein, dass gewisse Kreise ein Interesse daran hatten, den Aufenthaltsort von Adolf
Eichmann geheim zu halten?«
    »Ihre Sicht
der Dinge, Herr von Sydow, nicht meine.«
    »Irgendwie
können einem die Herrschaften ja leidtun. Da hat man es geschafft, den Krieg zu
überleben, wieder Fuß zu fassen, die SS-Vergangenheit abzustreifen, beim BND, BKA
oder der Justiz unterzukriechen – und dann so etwas. Eichmann noch am Leben, bei
bester Gesundheit! Eine – gelinde ausgedrückt – blanke Katastrophe. Was, wenn der
Kamerad aus RSHA [50] -Tagen
auspackt, die Namen von Mittätern nennt, mit dem Finger auf andere zeigt? Nicht
auszudenken! Das Ende vom Lied: Etliche Kameraden, vor allem solche in gehobenen
Positionen, wären gezwungen, den Hut zu nehmen. Was also tun? Da der Arm des BND
nicht bis nach Argentinien reicht, ist Stillhalten angesagt. Nur ein freier Eichmann
ist ein guter Eichmann, lautet die Devise. Und was ist mit der CIA? Mit den Meisterspitzeln
aus Langley, die normalerweise die Flöhe husten hören? Die geben dem Ganzen ihren
Segen. Der Welt – und den amerikanischen Wählern – soll ein neues Deutschland präsentiert
werden. Seht her, heißt es, die Westdeutschen haben ihre Lektion gelernt. Der Kampf
gegen Hitler hat sich gelohnt. Das Geschenk namens Demokratie wurde dankbar angenommen,
auf die Deutschen ist wieder Verlass, vor allem, was die Rolle als Verbündete angeht.
Auf die sind die Amis nämlich dringend angewiesen, wollen sie nicht riskieren, dass
Europa unter die Knute der Russen gerät. Und siehe da – die alten Feindbilder werden
wieder zum Leben erweckt. Hier die Guten, entschlossen, sich dem Bolschewismus entgegenzustemmen,
dort die Bösen, die versuchen, dem Kommunismus zum Sieg zu verhelfen. Seite an

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