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Eiertanz: Roman (German Edition)

Eiertanz: Roman (German Edition)

Titel: Eiertanz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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wos kochen?«
    »Nu sischer dem Bräd Bidd vön der Guhweide! Den würd isch ooch nisch von der Beddgannde schübsen!« Judda hatte trotz Kuh-Euphorie offensichtlich sehr genau hingeschaut, erzählte der Runde von dem tollen Mann mit dem Muscleshirt. Was Üwe mit einem etwas gereizten Räuspern quittierte. Darauf folgte eine Woge der Solidarität und des raschen Herumsuchens in allen Regalen, getragen von erstaunlicher Kreativität: Statt Kokosöl könne ich doch Sonnenöl nehmen, da sei auch Kokos drin, schlug Franzi vor, Judda und Üwe fanden, Knoblauch sei genauso gut wie Bärlauch, allerdings hatte Franzi auch keinen Knoblauch mehr.
    »Mei, aber der Özcan … Sag amoi, Gina, wuist statt dem ganzn Schmarrn ned einfach a Haxn oder an Gyros bei eahm bstelln?«
    Wie es sich herausstellte, war Franzi mit Özcan Breithuber verlobt, dem Betreiber des Döner 24, der Haxn-Hotline und einer kleinen Änderungsschneiderei, die Franzi immer mit den neuesten Modellen versah. Die Idee, einfach etwas Knuspriges, garantiert Gelungenes und noch dazu echt Bayrisches zu servieren, war in der Tat verlockend. Wenn ich nur gewusst hätte, ob Mirko Haxn mochte. Was ich bezweifelte, da ich seinen ausgewogenen Catering-Plan kannte. Und außerdem, teilte ich der gebannt lauschenden Gemeinde mit, musste ich selbst kochen, um diesen Bräd Bidd in die richtige Stimmung zu bringen. Was Franzi sofort verstand. Und ihrerseits mit einem Rezept beantwortete, für das sie alle Zutaten im Laden hatte. Ein Rezept, für das ich weder Bärlauch noch Shiitake-Pilze noch Mangold brauchte, sondern Bratwürstel und Bier, viel Bier.
    »Kruzifix, wenn der Bräd Pitt für Bratwürscht zu fein ist, dann nimmst halt Poulardenschenkel, die hob i a no do.« In Windeseile hatten wir meine Einkäufe zusammen, samt einem erotisch animierenden Nachtischvorschlag von Üwe, Bananen und Ritter Sport. Alles, was es an kühlenden Cremes gab, war ebenfalls in meinem Wagen gelandet, und, getragen von dieser Welle der Solidarität, traute ich mich, nach dem zu fragen, was mir die ganze Zeit auf den Lippen brannte. Schon nach dem Spaziergang, als Mirko im Schlafzimmer in seine Sportklamotten schlüpfte, hatte ich darüber nachgedacht, und die Gedanken waren nicht zu vertreiben gewesen.
    »Äh, habt ihr, also hast du … auch … äh … Kondome?«
    Nur für alle Fälle, fügte ich hinzu, wobei ich eigentlich nur an Romantik dachte, aber vielleicht, es wäre doch schade, wenn wir … und dann nicht …
    Franzi unterbrach mein Gestammel mit einem ruhigen »Freili« und einem sicheren Griff ins Regalbrett. Gefolgt von einem »Kruzifix, i hob ja nach der Negligéparty nimmer nachbestellt!« Dem folgte ein neuerlicher Ausbruch der Solidarität: »Üwe, ham wir irschendwö Göndöme?« Aber niemand hatte Kondome im Privatbesitz, mir blieb nichts als beschwichtigend abzuwinken, so wichtig sei das alles doch wirklich nicht, und mich für die Rezepte zu bedanken. Schnell und etwas verlegen schob ich meinen Wagen an den Verkaufstisch, als der Ganzkörperscanner sich zu Wort meldete: »Moanst Präserl? Freili, die kannst von mir kriagn.«
    Zehn Minuten später stand ich im finsteren Gang der Kneipe beim Feuerwehrhaus. Es roch nach Bier. Nach Klostein. Und nach Urin. Die Tür zur Damentoilette war angelehnt. Hinter der Tür zur Herrentoilette machte sich der Ganzkörperscanner, der Anderl hieß – im Zuge der gemeinsamen Aktion waren wir alle beim vertrauten Du angelangt –, am Automaten zu schaffen.
    »Wos wuist? King size? Mit Noppn dro? Oder …« Er schnaufte, hämmerte auf den Automaten. »Na, da Erdbeergschmack klemmt. An Deeptrot oder so was kannst ham, mei, muss des immer englisch sein, oder an Fun-Mix?«
    Ich entschied mich für den Fun-Mix, gab Anderl einen Fünfeuroschein. Den er ablehnte.
    »Passt scho, Madl, Gschenk vom Wirt. Wenn was fehlt, kannst jederzeit nachbestelln, i bin da.«
    Dann ging ich, bepackt mit Bierflaschen, Bananen, Wein, Cremes, Poulardenschenkeln, Fun-Mix und mehreren Tafeln Schokolade zurück. Der Güllegestank hatte nachgelassen, und die Wolken über dem See färbten sich langsam rosarot.

    Während die Poulardenschenkel in der Pfanne schmurgelten, von Picco misstrauisch bewacht, dachte ich über Küsse nach. Zungenküsse, darin war ich mir immer mit Julia einig gewesen, wurden überbewertet. »Er pressste ssseinen Mund auf ihre dürssstenden Lippen, und ssseine Zunge erforsssschte jeden Winkel ihresss Mundes.« Dies sagte der Sprecher der

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