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Eiertanz: Roman (German Edition)

Eiertanz: Roman (German Edition)

Titel: Eiertanz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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Bein gewandert, die Nervenzellen meiner Haut flüsterten mit seinen, beanspruchten dafür anscheinend neunzig Prozent meines Gehirns, während der Rest von mir dümmlich lächelnd am Tisch saß.
    »Was meint ihr, hots dem Bürgermeister gschmeckt?« Therese setzte sich ächzend ans Tischende. »So was hams im Campingrestaurant ned, hat er gesagt.«
    »Therese.« Hartl schob seinen Kuchenteller weg, so fest, dass er über den Tisch schlitterte. »Jetzt hör scho auf, dich so beim Bürgermeister anzubiedern, das ist ja lächerlich. Wenn der Strobl uns schaden will, kannst eh ned so viel machen.«
    Er warf mir einen Seitenblick zu. »Wenn die Erbin verkauft, dann machma eh zu. Und dann schauma mal, wie’s weitergeht.«
    »Aber das ist ja furchtbar.« Julia beugte sich vor. »Hast du das gewusst, Gina?«
    Ich schaffte es gerade noch, mit den Schultern zu zucken.
    »Was hat der denn bloß gegen euch?« In Julias Stimme lag das mitfühlende Interesse, mit dem sie sonst immer zuhörte. Sogar das Zöpfchen des Karöttchens baumelte betroffen. Ich sah es und sah es nicht, mein Hirn registrierte diese Eindrücke in meiner Abwesenheit. Auf meinem Oberschenkel lag eine Hand. Quirins linke, unverpflasterte Hand. Sanft, sehr sanft, fing sein Daumen an, über mein Bein zu streichen, respektierte die Grenze meines Rocksaums, machte sich auf Richtung Knie, forschte, bekam Gesellschaft, Finger, die blütenzart die weiche Innenseite des Beins ertasteten.
    »… warn verlobt, Therese und Veit Strobl«, sagte Hartl. »Und sie hat im letzten Moment nein gesagt. Im allerletzten, verstehst. Vor dem Altar.« Hartl lachte.
    Einen Moment verharrten Quirins Finger still auf meinem Knie, dann wanderten sie langsam nach oben.
    »Ach, jetzt fang doch ned mit den alten Geschichten an«, sagte Therese, etwas verlegen, aber Julia und das Karöttchen wollten sie unbedingt hören, die alten Geschichten, und Hartl erzählte, dass Veit Strobl schon einmal geschieden gewesen sei, als er um Thereses Hand angehalten habe.
    »Der Alex, der war ja in Quirls Alter. Stell dir vor, Quirl, beinahe wär der Alex so was wie dein Cousin geworden, ha?«
    Hartl wandte sich zu uns um, grinste boshaft, und Quirin brachte es fertig, ein fast normal klingendes »Ja, schrecklich« zu äußern. Seine Fingerspitzen verharrten, versprachen, nicht mehr zu wollen, nicht hier, ich fragte mich, ob meine Haut nicht längst heimliche Verabredungen mit ihnen getroffen hatte: auf ein nächstes Mal, ein heimliches Mal, bei dem wir allein sein würden. Wann und wie immer das sein sollte, und ob es überhaupt sein sollte. Warum Quirin das alles tat, und, schlimmer, warum ich es mir gefallen ließ, im wahrsten Sinne des Wortes, darüber würde ich später nachdenken. Falls ich jemals wieder denken konnte.
    »Mehr als hundert Gäste«, sagte Hartl. »Feier im Grünen Baum. Da hams sich noch nach Jahren drüber die Mäuler zerrissen.«
    »Aber wieso?«, fragte Julia, etwas atemlos, »warum, Therese?«
    »Müssma da jetza drüber redn? Ich war halt verliebt. In einen anderen.« Therese stand auf, holte die Flasche mit dem Kräuterlikör.
    Quirins Finger brachen das selbstauferlegte Versprechen, eroberten einen weiteren Quadratzentimeter Haut, und ich wusste nicht, was ich als Nächstes tun würde. Würden sich meine Hände selbständig machen, sich auf seinen Oberschenkel legen oder nach seiner Hand tasten? Würde ich seufzend an seine Schulter sinken?
    »Therese! Seids noch do?« Jemand riss die Tür des Cafés auf. Franzi. Außer Atem. Sie hielt eine Dose aus Steingut hoch. Eine Dose, die mir bekannt vorkam. Alle sahen ihr entgegen, als sie näher kam, die Keksdose von sich weghaltend wie einen Pokal, der ihr nicht zustand. Der Deckel wies keine Spur von Piccos Hinterlassenschaft mehr auf, glänzte frisch poliert.
    »Gina?« Sie trat an unseren Tisch und Quirin nahm seine Hand von meinem Oberschenkel.
    »I bring dir die Dosn zurück. Ich hab vorhin amoi neigeschaut. Mei.«
    Sie stellte die Dose ab, zückte ein Taschentuch, wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Wie’s ausschaut, ist die Mirl längst zruckkemma. Ich hoff, es fehlt nix.«

13.
    N och am selben Abend rief ich Christiane an. Obwohl Julia dagegen war. Wir könnten, meinte sie, auch noch etwas warten. Bis nach der Modenschau vielleicht.
    »Weißt du was, Gina? Ich wünsche mir, dass sie das Haus nicht geerbt hat. Es ist einfach nicht gerecht, dass die Tauchschule zugrunde geht und Thereses ganzes Tourismusprogramm, weil

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