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Eiertanz: Roman (German Edition)

Eiertanz: Roman (German Edition)

Titel: Eiertanz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Brendler
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durcheinander. Was anscheinend ein Stichwort für Anderl war, der aufstand, sein Gebiss mit den verkümmerten Reißzähnen entblößte. Aber er kam nicht zu Wort. Denn das Karöttchen war nicht länger das Karöttchen, es war Lutz der Koch, der sich vorbeugte und zu einer flammenden Verteidigungsrede ansetzte. Wobei sein Zöpfchen mehr als einmal durch die verschmähten Fettuccine von Alexander Strobl wischte. Er fing an mit einem Vortrag über die Küchen der Welt, über vegane Traditionen der letzten Jahrhunderte, über Essen und Meditation, der in einem kühnen »Erleuchtung geht durch den Magen!« gipfelte.
    »Aber wenn ihr das Regionale hochhalten wollt, bitte«, er richtete sich auf, nahm sein Zöpfchen aus Strobls Fettuccine, »dann mach ich euch einen Leberkäse und Weißwürste aus Weizeneiweiß, einen veganen Schweinsbraten und Veggie-Hendl à la Bavaria mit Pommes weißblau!« In Rage warf er sein bekleckertes Zöpfchen zurück, und Therese, unterwegs mit einem Tablett voller verdauungs- und versöhnungsfördernder Schnäpse, duckte sich. Einen Moment war es still im Café. Dann schob Strobl angewidert seine Fettuccine zurück und murmelte: »Da sind wir ja mal sehr gespannt.«
    Anderl sagte: »Also, ehrlich, mir hots gar ned so schlecht gschmeckt«, und Franzi strich ihr Superwoman-Cape glatt, lächelte und zwinkerte dem von seiner eigenen Rede gebeutelten Lutz zu: »Aber ned die Haxn vergessn, gä?«
    Lutz drehte sich wortlos um, zeigte allen seinen Schmetterling. Der verfilzte Vorhang zitterte, als er dahinter verschwand.
    »Na, Frau Zuhlau, Sie schauen so böse? Ihre Chefin hat mich übrigens angerufen. Könnten wir vielleicht noch heute den Vermessungstermin ausmachen, wenn wir uns schon mal treffen? Falls Sie Ihren Nebenjob für einen Moment vergessen könnten?«
    Ich nickte, lächelte unverbindlich, kein Problem, und wir verabredeten uns für den übernächsten Tag. Dann stellte ich seinen Teller auf den Stapel und trug alles in die Küche. Wo Julia die Nachspeise in Schälchen füllte und Lutz müde auf einem Hocker saß. Ich holte tief Luft und tat etwas, an das ich noch vor kurzem noch nicht einmal im Traum gedacht hätte: Ich legte meine Hand auf seine knochige Schulter. »Du bist wirklich gut, Lutz.«

    Das Café war leer, und Therese hatte das Geschlossen-Schild an die Tür gehängt. Alle hatten ihren Nachtisch gegessen, Cappuccino oder Schnaps getrunken und Apfeldatschi vertilgt. Der gesamte Tauch- und Surfkurs hatte sich zur Siesta zurückgezogen, nur die beiden Tauchlehrer saßen noch am Tisch. Irgendwie war ich neben Quirin auf der Bank gelandet. Er hatte mich mit einem Lächeln begrüßt: »Nette Unterhaltung gehabt, Frau Zuhlau?« Ich atmete tief durch und hörte auf Regulas Rat, einfach nichts zu sagen, obwohl alles in mir sich wünschte, ihm zu verstehen zu geben, dass mich dieser ganze Frau-Zuhlau-Quatsch auf die Palme brachte, und ihn zu fragen, wann er mich endlich wieder küssen würde. Ich hielt mir den Mund zu, um es bloß nicht aus Versehen auszusprechen, klammerte mich mit der anderen Hand an meinen Cappuccino. Wir waren noch nicht zum Essen gekommen, Therese schnitt für uns in der Küche Apfeldatschi auf. Aber ich hatte sowieso keinen Hunger. Julia, mir gegenüber, streichelte die Hand des erschöpften Karöttchens. Quirin unterhielt sich mit seinem Vater über die Strobls.
    »Den Alex, weißt«, sagte Hartl, »den nehm ich gar ned ernst. Den hat der Alte nur abgerichtet. Und jetzt springt er wie a Kampfhund auf alles los, was mit Therese irgendwie zu tun hat.«
    »Des kannst laut sagen«, murmelte Quirin. »Und wenn er noch einmal draufspringt, der Bock, sorg ich dafür, dass er aus der Nasn weint.«
    »Des is scho a Ding mit eahm und der Susn«, sagte Hartl. Ich nahm noch einen Schluck aus meiner Tasse, mit leicht zitternder Hand. Also stimmte es. Sie hatte etwas mit Strobl oder hatte etwas mit ihm gehabt, und Quirin war außer sich vor Eifersucht. Warum, kruzifixnoamoi, musste ausgerechnet er meine Lippen mit einem Kussss versssiegeln, der mich alle Zzzweifel vergesssen liesss?
    »Therese kommt«, sagte Quirin und legte einen verpflasterten Finger auf seine Lippen. Ich wusste nicht, was Therese nicht hören sollte, ich konnte auch nicht darüber nachdenken.
    Quirin war näher gerückt, sein Bein berührte meins. Ich stach meine Kuchengabel in den Apfeldatschi, führte sie zum Mund, aber es gelang mir nicht, etwas zu schmecken, mein gesamtes Bewusstsein war in mein rechtes

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