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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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könnten.«
    »Wieso ließ er sich nicht versetzen, wenn Hartkopf so mies war?«
    Sie lachte. »Weil ich da war. Lorenz war ein Geheimniskrämer. Es kann sein, daß seine Beförderung damit zu tun hatte, daß er selbst Hartkopfs Vorgesetzter wurde. Aber gesagt hat er das nicht. Hartkopf ist ein Typ, der auf Kameradschaft macht, der aber kein Kamerad ist.«
    »In Hohbach hat Hartkopf eine Frau bei sich, die er als seine Frau ausgibt«, sagte ich.
    »Das kann sein«, sagte sie matt und uninteressiert. »Hartkopf ist ledig, und wenn er sagt, sie ist seine Frau, bedeutet das nur, daß sie ebenfalls beim Dienst ist und mit ihm bumst. Sonst nichts. Hat Hartkopf Sie verprügelt?«
    »Ja. Und er ließ mir keine Chance.«
    »Das ist Hartkopf. Deshalb ist er bei der Truppe auch so beliebt. Er gibt sich als knallharter Einzelkämpfer, macht Karate und so. Er spielt sich als Beschützer der Bundeswehr auf.«
    »Was mochte Lorenz am wenigsten an Hartkopf?«
    »Lorenz sagte, Hartkopf wäre ein Schauspieler, man wisse nie, woran man bei ihm ist. Warum reiten wir dauernd auf Hartkopf herum?«
    »Weil Hartkopf ihn verprügelt hat«, sagte Elsa. »Und seinen Freund hat er verprügeln lassen.«
    »Und Sie haben wirklich keine Ahnung, wer die zweite Frauenleiche war?« fragte ich.
    »Nicht die geringste. Ich weiß nicht einmal, wie sie hieß. Lorenz hat mir auch nie etwas von einer zweiten Frau erzählt. Und er hätte es bestimmt, wenn es sie gegeben hätte.«
    »Eigentlich hat er Ihnen doch ziemlich viel erzählt«, sagte ich.
    »Eigentlich schon. Aber eben keine Einzelheiten. Er war verschwiegen. Ich habe anfangs gedacht, sein Job wäre gefährlich, ich hatte Angst um ihn. Aber er sagte, Gefahr wäre kaum vorhanden. Seine Pistole zum Beispiel lag immer bei mir rum. Er mochte Waffen einfach nicht.«
    »Aber er hatte eine Schrotflinte«, warf ich ein.
    »Ja. Aber er hat nie damit geschossen. Sein Vater wollte, daß er ein Jäger wird. Er hat sie ihm geschenkt, aber Lorenz wollte mit Jagd nichts zu tun haben.«
    In der Ferne kläffte ein Hund, ein sanfter Wind fuhr durch die Baumkronen.
    »Er ist mit dieser Flinte erschossen worden«, murmelte ich.
    Sie stand augenblicklich vollkommen starr. »Das ist ganz unmöglich«, sagte sie dann und drehte sich schnell mit erschreckten Augen zu mir herum.
    »Doch, doch«, sagte Elsa. »Wir haben sogar ein Foto von dem Ding. Es lag bei Leiche Nummer drei.«
    »Moment mal«, sagte sie erregt. »Ich muß sofort umkehren, lassen Sie uns umkehren. Das will ich wissen.« Sie ging mit großen Schritten voran zurück zum Wagen. Sie fuhr sehr schnell und verkrampft und sagte kein Wort. Sie stürmte die zwei Stufen zu ihrem Laden hoch, schaute nicht rechts noch links, nahm sehr schnell die Treppe nach oben.
    Elsa und ich keuchten hinterher. Sie nahm einen Stock mit einem Metallhaken und zog eine Bodenklappe herunter. Als es nicht sofort funktionierte, fluchte sie: »Das Scheißding klemmt immer!« Endlich rollte die Bodentreppe aus, und sie stieg hoch. Sie kramte irgendwo außerhalb unseres Gesichtsfeldes herum, sagte dumpf triumphierend »Ha!« und reichte dann ein sehr langes, schweres Lederfutteral herunter.
    Ich zog den Reißverschluß auf und nahm die Waffe heraus. Es war eine zweiläufige Schrotflinte mit sehr schönen Metallziselierungen.
    Marita kam heruntergeklettert. »Ich wußte doch, daß er das Ding nicht wollte. Er war absolut nicht daran interessiert. Er sagte immer: Stell dir vor, ich müßte damit ein Reh abknallen. Da kriege ich doch das Zittern. Das sagte er immer. Sein Vater hat ihm das Ding geschenkt, er gab es mir, und seitdem liegt es da oben rum. Ich selbst habe es auf den Dachboden gebracht.«
    »Das ist ja mehr als merkwürdig«, sagte ich. »Elsa, lauf bitte runter zum Wagen, wir brauchen eine Fotografie von dem Ding.«
    »Aber das Ding läuft doch nicht weg«, murrte sie.
    »Ich gehe selbst«, sagte ich.
    »O nein, o nein, ich kann ja gehen.«
    »Ist schon o. k.«, sagte ich.
    Im Laden war ein junges Pärchen, das Mädchen flüsterte hastig: »Mama wird aber fragen, woher ich das Geld habe.«
    »Dann sagst du: von mir«, erklärte der junge Mann.
    »Als ob das geht«, antwortete das Mädchen empört.
    Die Gassen lagen jetzt unter einem schrägen Sonnenlicht, das das Fachwerk der alten Häuser sehr deutlich akzentuierte. Ich schlenderte.
    Als ich zurückkehrte, machte ich einen Film Aufnahmen von Marita mit der Schrotflinte im Arm. Dann fotografierte ich die Sparbücher und den

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