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Eifel-Blues

Eifel-Blues

Titel: Eifel-Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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doch alles nicht wichtig, dieses Gerede über die anderen.«
    »Das verstehe ich nicht. Nächste Frage: Sie haben erwähnt, Lorenz würde Ihnen das schönste Geschenk Ihres Lebens machen, wenn er bei der Bundeswehr kündigt.«
    »Ja.«
    Alter Mann, dachte ich, gib mir Erfolg bei diesem Gelüge, gib mir einen guten Bluff. Draußen ging einer über den Gang, und jemand rief: »Hallo, Schwester.«
    »Marita. Sie wollen doch, daß wir den Fall aufklären, oder? Warum haben Sie mir denn nicht gesagt, daß Lorenz auch zum Jahresende gekündigt hat?«
    Sie sah mich sehr starr an, schloß die Augen und begann zu weinen. »Das sollte doch geheim bleiben. Er wollte doch nicht, daß ich darüber spreche.«
    »Und warum das Gerede von der beruflichen Beförderung vom Lorenz?«
    »Die Leute sollten es nicht wissen. Ja, er hat zum Jahresende gekündigt.«
    »Wann war das genau?«
    »Das ist ein paar Wochen her.«
    »Die letzte Frage: Sie liebten Lorenz Monning. Sie wollten ihn heiraten. Was wollte er beruflich machen?«
    Sie schluchzte und lachte und konnte sich für keines entscheiden. »Wir wollten eine Kneipe und ein kleines Hotel machen. Wir haben in der Walsdorfer Gegend einen alten Bahnhof gekauft. Wir wollten im kommenden Frühjahr umbauen und anfangen.«
    »Eine Kneipe und ein Hotel für Susanne und Marianne und eines für Lorenz und Marita. Erstens: Wie wurde das alles finanziert? Zweitens: Was hielt denn der Lorenz von der Friedensbewegung?«
    »Wir haben alles aus Ersparnissen finanziert, die Susanne und Marianne auch. Wir wollten keine Kredite – wir verdienten ja alle gut. Von der Friedensbewegung hielt Lorenz viel. Sehr viel, möchte ich mal sagen. Er hat sie in Köln und in Bonn und in der Eifel kennengelernt. Er sagte immer, sie hätte ihm seine Angst vor dem Ostblock gründlich genommen. Er hatte manchmal Zoff mit Messner, weil der immer auf den bösen Russen rumritt und auf der Gefahr aus dem Osten. Lorenz sagte, die Russen hätten viel weniger Interesse an einem Krieg als alle im Westen zusammen.«
    »Sah er denn eine Möglichkeit, diese Gefahr irgendwie einzudämmen?«
    »Na sicher. Abrüstung und so. Er sagte, wenn die Großmächte alles Wissen über Waffen austauschten, die Waffen wegschafften, dann könne keiner mehr Krieg machen.«
    »Machen Sie es gut, ich muß gehen. Wir sehen uns wieder.« Ich rannte den Flur entlang und erreichte das trostlose Treppenhaus, ohne daß jemand mich sah.
    »Lorenz und Kleiber haben gekündigt, sie wollten die Bundeswehr verlassen, sie wollten Hotelier spielen. Monning mochte die Friedensbewegung, und es sieht so aus, als hätten wir einen klassischen Fall von Spionage. Es paßt, es paßt alles.«
    »Hat Marita eine Ahnung?«
    »Keine. Und sie soll auch vorläufig keine haben.« Ich berichtete genau, was Marita gesagt hatte.
    »Das ist eigentlich eine sehr kleinliche Geschichte«, sagte Elsa mutlos. »Kleine Leute überwältigt die Idee des Friedens, sie verraten alles und jeden und werden getötet. Einfach so.«
    »Es ist einleuchtend«, murmelte ich. »Es ist alles viel zu einleuchtend. Laß uns fahren.«
    Wir fuhren auf den Hof, Krümel schwatzte um uns herum und wollte uns erzählen, wie der Tag war und was an Aufregung sie bewältigen mußte, aber wir hörten nicht zu. Ich ging unter die Dusche und legte mich auf die Matratze.
    »Ich möchte mit dir schlafen«, sagte sie leise.
    »Und ich mit dir«, sagte ich.
    Krümel konnte sich später nicht entschließen, auf welchem Bauch sie schlafen wollte. Sie huschte und nörgelte zwischen uns her und maunzte zuweilen so laut, als sei das Leben grundsätzlich nicht zu ertragen.
    Um sechs Uhr trafen wir uns vor dem Badezimmer.
    »Wir müssen es irgendwie zu Ende bringen«, sagte ich.
    »Ja«, sagte sie. »Laß uns auf den Bauernhof der Monnings fahren. Vielleicht fällt uns beim Anblick einer Münsterländer Kuh ein, was wir bisher übersehen haben. Glaubst du, daß wir an den Brummifahrer aus Dresden herankommen?« fragte sie.
    »Ich weiß es nicht, ich glaube es nicht. Welcher Mörder gibt ein Interview?«
    »Ob Messner etwas sagt?«
    »Kein Wort. Er genießt die Macht des Wissens, er wird befördert, er wird für das Vaterland schweigen.«
    »Du sagst so kluge Sachen«, murmelte sie.

ELFTES KAPITEL
    Udo Lindenberg sang, es ginge hinter dem Horizont weiter. Ein paar Zeilen des Textes hatte er wohl aus dem Mülleimer geholt.
    Krümel kam gerannt und schubberte sich an meinen Beinen. Natürlich ahnte sie, daß wir fahren

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