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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Es gab einen sehr langen, einfachen Holztisch, an dem acht einfache Stühle standen. Dann eine alte Sitzgruppe aus Leder, die wie ein offenes Viereck vor einem alten Bollerofen stand. Der brannte, machte die Luft stickig, und der Eisendeckel vom Ofen glühte in einem sanften Rot. Rechts und links des Raumes führten jeweils zwei Türen in die anderen Räume.
    Sie setzte sich in einen der Sessel vor dem Ofen. »Nehmen Sie Platz, wo es Ihnen passt. Wollen Sie einen Schnaps? Also, ich trinke einen Schnaps.« Sie goss sich aus einer Flasche mit wasserklarem Inhalt etwas in ein großes Glas und stürzte es hinunter. »Nicht, dass Sie denken, ich wäre besoffen. Aber ich fühle mich, als wäre ich mal wieder auf Turkey. Wie in den guten alten Zeiten. Da habe ich noch geglaubt, ich hätte eine Zukunft. Seit heute Nacht habe ich keine mehr. Was wollen Sie? Und damit das klar ist: Ich will das Honorar.«
    Rodenstock blieb sachlich. »Wir sind pingelig«, murmelte er. »Können wir Ihre Personalien haben?« Dann beugte er sich vor, kramte in der Jacketttasche und legte dann Euroscheine vor sie hin. »Einhundertfünfzig«, sagte er. »So haben wir es ausgemacht.«
    »Richtig«, nickte sie, nahm die Scheine, rollte sie zusammen, stand auf und steckte sie sich in die Hosentasche. Dann setzte sie sich wieder. »Also, ich heiße Monika Baumann, bin dreiunddreißig Jahre alt. Geboren in Bonn. Ich bin berufslos, was soll ich auch damit. Zuletzt wohnhaft in Köln, in der Südstadt, Wormser Straße. Jedenfalls bis ich Samba getroffen habe. Wir haben ein paar Monate in Köln rumgemacht, dann hat er gesagt, ich könnte mit ihm in die Eifel gehen, mit ihm leben. Das war vor anderthalb Jahren. Ach ja, ehe ich es vergesse: Ich bin vorbestraft. Diebstahl und Urkundenfälschung. Aber im Knast war ich nie. Ich war auf H. Ziemlich lange. Ich sage das nur, weil Sie das sowieso in den Akten gefunden hätten. Habe ich auch den Bullen heute Morgen gesagt.«
    »Wusste Samba das?«, fragte Rodenstock.
    »Oh jaaa!«, antwortete sie. »Der wusste alles. Oder fast alles. Der war ja auch verrückt, der Kerl. Irgendwie war er ein verrücktes Huhn ...«
    »Wieso war er verrückt?«, unterbrach Rodenstock freundlich.
    »Na ja, er war eben so. Er sagte: Du kommst mit, und wir rollen zusammen die Eifel auf. Von West nach Ost. Und wer uns was will, kriegt einen in die Schnauze. So sagte er das, das verrückte Huhn. Er kam dauernd mit so Sprüchen. Dabei konnte er keine Fliege am Fenster erschlagen. Aber immer mit der Schnauze ganz vorne. Das verrückte Huhn.« Sie lachte nicht, sie lächelte nicht einmal, sie verzog ihr Gesicht nicht um einen Millimeter, sie sah mit weit offenen Augen starr geradeaus. Ihre Stimme war ein gleichbleibender Singsang, keine Höhe, keine Tiefe, keine Betonung eines Wortes.
    »Haben Sie ihn geliebt?«, fragte ich.
    »Ja, was weiß ich denn, Männeken? Liebe und so? Auf Wolke sieben schweben? Ein Blick in den Himmel? Ach, geh mir doch weg mit dem Scheiß! Da bin ich doch zu alt für, das hatte ich doch alles schon, da war ich vierzehn.« Sie saß da, sagte solche Sätze, starrte geradeaus, bewegte sich nicht, bewegte die Augen nicht, haspelte die Sprache ohne Sinn und Komma herunter.
    »Als Sie Samba trafen, haben Sie da in Köln gearbeitet?«, fragte ich.
    »Nein, habe ich nicht. Da war ich auf Hartz IV, und mir ging es auch gut. Paulchen, der alte Schmiersack, hatte mir gesagt, ich könnte bei ihm wohnen. Anfangs sagte er, ich könnte die Miete abarbeiten. An ihm abarbeiten, logisch. Aber das wollte ich nicht. Ich habe ihm für das Zimmer einen Hunni bezahlt, lief auch gut. Ja, manchmal, wenn er besoffen war, stand er nachts vor meinem Bett und sagte: ›Liebling, ich bin so alleine!‹ Aber darum habe ich nichts gegeben, ich habe nur gesagt: Hau ab, du alte Vogelscheuche, sonst reiße ich dir die Eier ab. Und meistens ist er auch gegangen. Es lief ganz gut.«
    »Was haben Sie denn den lieben Tag lang gemacht?«, fragte Rodenstock.
    »Gearbeitet«, antwortete sie. »Schwarz gearbeitet, Schattenwirtschaft. Alles Mögliche, das meiste für fünf Euro die Stunde, auch mal für dreifünfzig. Aber es war ja nicht das Geld, es war, damit man unter Menschen ist.«
    »Kein Rückfall?«, fragte Rodenstock. »Gar nichts?«
    »Doch, ab und zu eine Tüte. Aber der Stoff war meistens scheiße und auch teuer. Manchmal Bier, manchmal Schnaps. Sonst nichts.«
    »Wirklich kein Rückfall in Heroin?«, hakte Rodenstock nach.
    »Doch, einen. Aber den

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