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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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dass die das sowieso irgendwann spannen, wenn irgendwelche Leute reden. Und dass sie auch nach Köln kommen, um mich in die Mangel zu nehmen, dass ich da nicht weglaufen kann, meine ich. Jetzt ist er tot, und ich weiß ja, wie das Scheißleben so spielt, braucht mir keiner zu sagen, weiß ich alles. Also, Samba hatte irgendwas mit Geld. Mit Bargeld, meine ich. Er hat nie drüber gesprochen, kein Wort. Manchmal sagte er: Ich muss heute Nacht wieder zur Bad Bank. Und dann war er lange weg. Ziemlich viele Stunden, so drei bis vier, manchmal fünf. Dann kam er heim und sagte: Alles klar, nichts passiert, schlaf weiter. Ich habe gefragt, was denn die Bad Bank ist, und was er da tut, und er hat gesagt, das willst du gar nicht wissen. Das ist mein kleines Geheimnis, hat er gesagt, mein einziges, kleines Geheimnis. Aber es ist nichts Illegales. Das hat er auch gesagt.«
    »Die ganzen anderthalb Jahre lang?«, fragte ich.
    »Ja, genau«, nickte sie. »Mal war es alle vierzehn Tage, mal jede Woche, mal nur einmal im Monat. Einmal hat er gesagt: Dafür werde ich sogar bezahlt, und nicht schlecht. Ich habe gedacht: Dann rühre ich besser nicht dran. Ich dachte immer: Eines Tages wird er es mir erzählen. Und es war ja klar: Irgendwas richtig Mieses macht er niemals, er war einfach nicht so. Ich habe also den Mund gehalten, mir ging es ja gut. Ich hatte hier alles, wirklich alles. Und um die Ecke wohnt eine alte Frau, die immer mit mir redet, wenn ich bei der aufkreuze. Also, ich sage mal: Du lebst hier, und irgendwann kommst du auch richtig hier an.«
    »Haben Sie denn nie bei Samba im Imbiss gearbeitet?«, fragte ich.
    »Ja, klar, sogar ziemlich oft. Dann sind wir zusammen nach Daun gefahren und wieder zurück. Und er hat gesagt: Du machst demnächst den Führerschein, kriegst ein kleines Auto, und dann ist alles Paletti. Ich kriegte den Führerschein abgenommen, als ich auf H war, muss ich sagen. Die nehmen dir sofort den Lappen weg.«
    »Ich nehme an, das mit der Bad Bank machte Samba irgendwie Spaß«, murmelte Rodenstock behutsam.
    »Ja, machte es. Er sagte: Mädchen, das ist das am leichtesten verdiente Geld meines Lebens! Und wieso böse oder schlechte Bank, habe ich gefragt. Und er lachte und sagte: Wenn es vorbei ist, werde ich dir das erklären. Er war eben so: Er lachte über das Leben, von morgens bis abends.« Sie fing wieder an, mit den Fingern zu trommeln, ihr Blick wurde starr, sie sah uns nicht mehr an, und ihr Mund war plötzlich nicht mehr als ein Strich.
    »Aber Sie wussten es längst, nicht wahr?«, sagte ich.
    »Ja, klar. Und ich muss sagen, es war wirklich so was wie ein Zufall. Also, ich habe ihm nie hinterher geschnüffelt, war nie mein Ding, so was mache ich grundsätzlich nicht. Dieses Häuschen ist ja ziemlich klein, wenn du den ganzen Tag zu Hause bist. Ich war noch nicht sechs Wochen hier, da wusste ich es schon. Und es passierte ja auch nur, weil er nicht wusste, was ich alles drauf habe.« Sie wedelte mit beiden Händen vor dem Körper herum, als müsste sie sich gegen irgendetwas wehren.
    »Was ist passiert?«, fragte Rodenstock. »Sie können uns vertrauen, wir gehen mit Geheimnissen sehr vorsichtig um.«
    Das fand ich etwas schräg, aber vielleicht half es.
    Sie sah Rodenstock den Bruchteil einer Sekunde an. »Er hat ja auch gesagt: Du ahnst einfach nicht, wie blöde die Menschen sind. Dazu hat er gekichert. Ach Gott, er konnte wirklich kichern wie ein kleiner Junge, das verrückte Huhn. Und man darf ja auch nicht vergessen: Er hat mir eine Chance gegeben auf ein richtiges Leben. Ein kleines, richtiges Leben. Mensch, du darfst doch nicht vergessen, wer ich war. Wer war ich denn? Sag doch mal selbst, wer war ich denn schon? Ein Luder war ich, eine Hure, die mit jedem fickt, wenn er nur ein paar Scheine rausrückt. Ich habe Gott und die Welt belogen und beschissen. Sie haben mir die Hand gegeben, und ich habe mit der anderen Hand ihre Brieftasche gefilzt. Ich habe so viel Scheiße gebaut, dass ich mich nicht mehr getraut habe, in den Spiegel zu gucken. Was hätte ich denn auch machen sollen? Hätte ich vielleicht sagen sollen: Liebling, gib mir was von dem Kies ab, hätte ich das?« Ganz unvermittelt versank sie wieder in sich selbst, starrte auf irgendeinen fernen Punkt und trommelte mit den Fingern der rechten Hand. »Zuletzt, vor ein paar Wochen, hat er gesagt, dass er mit mir nach Las Palmas will, vor Weihnachten noch, damit wir braungebrannt unterm Weihnachtsbaum liegen können.« Sie

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