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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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habe ich kalt durchgestanden. Du denkst einmal pro Sekunde, dass du stirbst. Das reicht dir, Mann, das reicht dir vollkommen. Und Paulchen hat mir die Hand gehalten, drei Tage, zwei Nächte. Ich habe acht Kilo verloren. Traumfigur. Alle haben mich gefragt, ob ich nach jeder Frikadelle kotzen gehe.«
    »Haben Sie noch Eltern?«, fragte ich.
    »Ja«, antwortete sie. »Eltern und sogar Geschwister. In Bonn. Aber die habe ich nicht mehr gesehen, seit ich wegen H in der Psychiatrie war. Die sagten, ich sollte besser nicht mehr kommen, es wäre endgültig pillow, man müsste sich ja richtig für mich schämen. Ich hab gesagt: Scheiß drauf! Dann bin ich nach Köln gegangen, und da lief es gut. Jedenfalls so gut, wie es eben ging.«
    »Wie lange waren Sie auf Heroin?«, fragte ich.
    »Alles in allem gute neun Jahre. Das volle Programm. Aber in Köln kam Samba. Nun ist das passiert. Und jetzt packe ich wieder mal meine Sachen und ziehe wieder ab. Wieder nach Köln, denke ich mal. Da kenne ich ja ein paar Leute. Südstadt, Wormser Straße.« Sie sah plötzlich erst Rodenstock, dann mich an, und sie lächelte sogar leicht. »Also, Sie müssen sich um mich keine Sorgen machen, ich ziehe das durch. Und wenn nicht, dann weiß ich eine Abkürzung auf den Südfriedhof.«
    »Warum wollen Sie denn verschwinden?«, fragte Rodenstock erstaunt. »Sie haben hier mit Samba gelebt, jetzt ist er leider nicht mehr. Aber deswegen müssen Sie doch nicht von hier verschwinden.«
    »Ach, komm, Junge, ich weiß doch, wie das läuft. Spätestens bei der Beerdigung steht einer auf dem Friedhof neben dir und sagt: Ich bin Sambas Vater, und ich möchte gern in vier Wochen das Haus übernehmen! Wir sind die Erben! Packen Sie in Ruhe Ihre Sachen! Spätestens dann kommst du dir bescheuert vor, und du weißt, dass du keine Chance hast.«
    »Also hat Samba Sie nie seinen Eltern vorgestellt?«, fragte Rodenstock.
    »Doch, doch, das schon. Wir waren ein paarmal da. Aber ich habe doch gemerkt, dass ich nicht wirklich dazugehöre.«
    »Das ist in der Eifel völlig normal«, sagte ich schnell. »Das dauert lange.«
    »Gehen Sie nicht weg.« Rodenstock lächelte, kramte in seiner Weste und legte dann seine Visitenkarte vor sie hin. »Vorher sollten Sie mich anrufen, vielleicht können wir behilflich sein.«
    »Doch nicht so, Mensch«, sagte sie abweisend, wieder mit vollkommen starrem Blick. »Ich will keine Liebesgaben, ich will nicht geduldet werden, da soll sich keiner als Therapeut abarbeiten.«
    »Wir wollen auch etwas über Samba wissen«, begann ich vorsichtig. »Haben die Bullen Ihnen gesagt, was mit ihm passiert ist?«
    »Ja, haben sie. Sie haben gesagt, er wäre vom Motorrad geschossen worden. Es könnte auch ein Unglücksfall gewesen sein, sagten sie. Aber wahrscheinlich nicht. Ich hab ihnen gesagt, das hätte mir gerade noch gefehlt. Sonst konnte ich auch nichts sagen, ich weiß ja nicht, was da abgelaufen ist. Ich habe denen gesagt, ich könnte mir nicht im Traum vorstellen, dass jemand so einen Hass auf Samba schiebt und ihn vom Bike schießt. Was sollte ich sonst sagen, das stimmt doch. Und sie haben mich zwei Stunden in der Mangel gehabt. Und sie fragten mich dauernd, ob Samba denn Feinde hätte, ob jemand ihn bedroht hat, ob ich weiß, ob er jemandem viel Geld schuldet, und ob der vielleicht ein paar Jungens mit dem Schießgewehr geschickt hat. Sogar die Frage, ob er denn was mit der Mafia zu tun hätte. Ihr habt doch einen Knall, habe ich gesagt. Immer wieder solche Fragen. Und dann haben sie gefragt, ob Samba denn die Gaby Schirmer gekannt hätte, und ich habe gesagt, die haben schon zusammen im Sandkasten gespielt. Sie sagten, die Gaby wäre auch erschossen worden. Und ob Samba denn vielleicht zusammen mit Gaby ein paar gefährliche Geheimnisse gehabt hätte. Und ich hab gesagt: Leute! Lasst mich mit solchem Scheiß in Ruhe, ich weiß nichts von Feinden, und auch nichts von gefährlichen Geheimnissen. Dieser Mann hat unmöglich Feinde gehabt, das hätte der mir gesagt. Der hat mir alles gesagt, Leute, also redet nicht solchen verdammten Scheiß!« Ihre rechte Hand auf der Sessellehne begann zu trommeln, es war ein sehr schneller Rhythmus, gleichmäßig. Es klang unnatürlich laut.
    »Aber da war etwas«, bemerkte Rodenstock ganz leise.
    »Da war etwas«, nickte sie und sah Rodenstock an. »Ich wollte bei den Bullen heute Morgen nicht drüber reden, weil ich dachte: Das war unser Leben! Das geht die einen Scheißdreck an! Aber ich weiß ja,

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