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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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offenen Koffer, schleuderte ihn vom Bett, und die Geldbündel flogen umher. Dann begann sie nach Luft zu schnappen, und sie war augenblicklich panisch. Jetzt schrie sie zum ersten Mal. Es war ein hoher, schriller Ton, der nicht aufhören wollte. Ihr Mund war weit geöffnet, sie wollte nach Luft schnappen, aber es ging nicht. Sie griff sich an den Hals, stand von dem Bett auf, trat mit voller Wut nach den Geldbündeln. Dann schrie sie wieder, und der Ton war sehr schrill und wollte wieder nicht enden. Sie griff nach etwas, das auf dem Boden lag. Es war ein Schuh, ein derber Wanderschuh. Sie rannte mit ihm zu den Fenstern und schleuderte ihn gegen das Glas. Die Scheibe brach, die Splitter klirrten auf die Fensterbank.
    Das alles ging so schnell, wir hatten kaum eine Chance zu reagieren.
    Sie nahm einen Splitter und schnitt sich verzweifelt und mit aller Kraft quer durch ihre linke Hand. Dann schrie sie wieder, hatte die Glasscherbe immer noch in der Hand und fuhr sich damit mit verzerrtem Gesicht über die Pulsader an der linken Hand. Sie hob den Pullover an, sie schnitt sich quer über den Bauch. Die Scheibe fiel herunter auf den Boden. Sie bückte sich, nahm die Scherbe und fuhr sich damit wild an den Hals und in das Gesicht und drückte das gottverdammte Stück Glas sägend durch ihre Haut. Sie war schon jetzt voller Blut, sie schrie auch nicht mehr, sie schluchzte. Sie wirkte vollkommen fassungslos.
    In einer ganz stillen Sekunde hauchte sie: »Es war doch nur ein Stückchen Leben, Leute!«
    Rodenstock reagierte jetzt unglaublich schnell und war mit wenigen Schritten bei ihr. Er versuchte, ihre Hände zu greifen und festzuhalten. Ihr Gesicht war voller Blut, und Rodenstock hatte sofort Blutschlieren im Gesicht, weil er so dicht vor ihr stand. Er keuchte und versuchte irgendetwas zu sagen, was ich nicht verstand. Er drückte die Frau mit aller Gewalt mit dem Körper gegen die Wand zwischen den Fenstern und brüllte: »Ist ja gut, Mädchen, ist gut!«
    Dann schrie sie wieder, aber der Schrei erstarb, weil sie wohl keine Kraft mehr hatte.
    Dann sah ich Rodenstock irgendwie wachsen. Er hob seinen Körper und bog ihn nach hinten durch, dann schlug er mit aller Kraft zu. Beide Hände fielen wie Fallbeile in die Halsbeugen der Frau, und sie war augenblicklich besinnungslos und sackte auf den Boden.
    »Ruf die Sanis und den Notarzt«, sagte Rodenstock schwer atmend. »Sie sollen ohne Licht und Horn kommen, aber verdammt schnell. Und stopf das verdammte Geld in den Koffer zurück und lege ihn wieder in den Schrank. Und kein Wort davon, zu keinem!« Er stand da und sah in den blühenden Garten hinaus. »Ich würde für mein Leben gern wissen, welches Schwein das hier angerichtet hat.«
    »Eigentlich brauchen wir nur zu warten«, bemerkte ich. »Das Schwein wird ja sein Geld wieder haben wollen, oder?«

7. Kapitel
    Die Leute vom DRK waren sehr schnell da, und der Notarzt fuhr vor ihnen her. Er war ein dünner, blasser Mann, ungefähr vierzig Jahre alt, der sich keinen Umweg erlaubte, sich nicht einmal nach all dem Blut in Rodenstocks Gesicht und Kleidung erkundigte, nur fragte: »Wo ist die Dame?«
    »Im Schlafzimmer«, sagte ich.
    Er rannte dort hinein, und nach wenigen Sekunden fragte er laut: »Wieso ist die denn bewusstlos?«
    »Ich habe sie umgehauen«, teilte Rodenstock mit. »Sie entwickelte einen enormen Furor.« Er lag in einem der Ledersessel und war sehr blass.
    »Sieh mal einer an«, erklärte der Notarzt gemütlich. »Na, dann gucken wir doch mal.« Nach einigen Sekunden fragte er: »Hat sie mit der Glasscherbe in ihrer Hand rumgefuchtelt?«
    »Hat sie«, bestätigte ich. »Sie hat sich überall geschnitten. Gezielt.«
    »Nicht nur rumgefuchtelt«, brummte Rodenstock. »Und irgendwie hatte sie sogar recht.«
    »Ich liebe all die Laien, die mir täglich begegnen und mir meinen Beruf erklären«, erklärte der Notarzt nebenan bissig. »Wollte die Frau sich töten?«
    »Es sah so aus«, sagte ich. »Unbedingt. Nicht nur töten, sie wollte sich zerfetzen.«
    »Komm, Mädchen, komm, mach die Augen auf, die Welt ist schön!«, sagte der Notarzt laut und drängend. Und nach einer Weile: »Mach die Augen auf, los, komm schon! Jaaa! So ist es gut. Gutes Mädchen.« Nach weiteren Sekunden: »Ich bin dein Doktor. Nein, nein, nein, nicht schlagen, nicht prügeln. Das wollen wir doch gar nicht. Jetzt macht es gleich pieks, und dann sind wir in einem wunderbaren Zustand.«
    »Lieber Himmel!«, sagte Rodenstock unterdrückt.

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