Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Lächeln.
»Das musst du auch nicht, Papa«, sagte der Sohn. »Drogen sind einfach nur scheiße. Und sie töten. Und viel Bargeld ist meistens auch scheiße.«
»Da haben wir noch eine Frage, die für uns eine große Rolle spielt«, murmelte ich. »Hotte war auf dem Drogensektor ein Experte, er kannte sich aus. Um welche Fragen ging es denn zuletzt? Was wollte er wissen? Hatte er Dealer im Verdacht, suchte er nach bestimmten Leuten, war er hinter einem speziellen Stoff her? Was ist da abgelaufen?«
Timo schloss kurz die Augen und konzentrierte sich. »Er hat mir gesagt, in der Eifel wäre Crystal aufgetaucht. Plötzlich und in großen Mengen. Das ist nicht mal vierzehn Tage her. Er sagte, es gibt hier Leute, die die Szene zwischen Trier und dem Rheintal vom Hunsrück bis zum Westerwald und der Eifel damit anfüttern. Sie nehmen als Eintritt nur fünf Euro für das Piece. Er war stinksauer und er sagte, er hätte einen Verdacht. Aber er nannte keinen Namen.«
»Crystal?«, fragte Rodenstock heiser und erschreckt. »Nicht auch das noch!«
Wir ließen unsere Visitenkarten da, und Timo sagte zum Abschied grollend: »Crystal ist das Tor zur Hölle. Das weiß ich. Und irgendwelche Arschlöcher in Berlin nennen das niedlich eine Partydroge.«
10. Kapitel
Wir fuhren nach Hause, Rodenstock bemerkte nachdenklich: »Wenn der Junge ausflippt, gibt es Krieg.«
»Mindestens Kleinholz«, sagte ich. »Und er ist nicht kontrollierbar. Sollen wir die Mordkommission und die Staatsanwaltschaft warnen?«
»Wir sollten es zumindest erwähnen. Außerdem wird die Mordkommission sich mit diesem Bruder unterhalten wollen. Aber jetzt lassen wir mal meine Frau zu Wort kommen. Sie soll uns Crystal erklären. Ich weiß nur, dass es ein furchtbares Zeug ist.«
»Und so alt«, sagte ich.
»Stimmt«, brummte er.
So kamen wir in Heyroth an und fragten beinahe gleichzeitig: »Emma, kannst du uns Crystal erklären?«
»Das kann ich.« Sie rührte in irgendeinem Topf herum und war nicht sonderlich konzentriert. »Soll das etwa hier in der Eifel aufgetaucht sein? Das wäre schlimm. Es ist ein künstlich hergestelltes Aufputschmittel aus Methylamphetaminhydrochlorid. Es sind Kristalle, die man rauchen kann, es kann aber auch zu Pulver zerstoßen werden. Dann wird es geschnupft, geschluckt oder gespritzt. Die Gefährlichkeit besteht darin, dass es ein kompletter Ersatz für Kokain ist, und es könnte sogar Heroin ablösen. Es wirkt intensiver als Kokain. Die User sagen, dass sie, viel länger als bei Kokain, ein sehr starkes Selbstwertgefühl erleben, eine starke Aufwertung des eigenen Ich. Sie haben ein stark gesteigertes Mitteilungsbedürfnis und ein sehr starkes sexuelles Verlangen. Das Schlafbedürfnis sinkt enorm ab, Hunger und Durst kommen nicht mehr vor. Lässt die Wirkung nach, kommt es zu Gereiztheit und sogar Depressionen. Es kommt sogar zu Psychosen, also zu Zuständen, bei denen der Verbraucher völlig ausflippt und sich nicht mehr kontrollieren kann. Die Abhängigkeit, die entsteht, kommt sehr schnell, viel schneller als bei Kokain. Dauerkonsumenten wirken ausgezehrt, haben sehr oft Zahnschäden, können auch Gedächtnisprobleme bekommen. Es zerstört die Nasenschleimhäute, es wirkt direkt in den Nervenzellen. Mit anderen Worten: Das Zeug ist die Hölle. Man rechnet in Deutschland damit, dass von hundert Jugendlichen einer Amphetamine nimmt. Die Dunkelziffer wird als sehr hoch bezeichnet. Der Trip kostet im Durchschnitt etwa zehn Euro, ist also relativ billig. Methylamphetamine wurden in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts erfunden und entwickelt. Im Grunde ist es wie Speed, es turnt ungeheuer an.«
»Wo in Deutschland taucht es denn auf?«, fragte ich.
»In Sachsen, in Bayern, in Mitteldeutschland. Das hat seinen Grund, denn die Droge kommt überwiegend aus dem benachbarten Tschechien, sie wird dort in privaten Labors hergestellt. In Tschechien selbst kann man sie auf Vietnamesenmärkten kaufen, also bei den Leuten, die früher und jetzt noch die geschmuggelten Zigaretten verkaufen. Es gibt null Probleme bei der Beschaffung. Du gehst über die Grenze nach Tschechien und hast es in der Tasche. Die Politiker in Berlin wollen jetzt zusammen mit den Erzeugerländern gegen die Labors vorgehen. Dass dabei aber ein striktes Vorgehen herauskommt, wird stark bezweifelt. In Bayern hat man in der letzten Zeit geradezu wahnsinnige Steigerungen festgestellt. In etwa vier Monaten einen Zuwachs um das Dreifache. Jugendliche nennen das
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