Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Haben Sie jemals davon gehört, hat Ihr Mann irgendetwas darüber gesagt?«, fragte Emma.
»Kein Wort«, antwortete sie. »Das hat mein Mann nie erwähnt. Woher soll das Geld denn kommen?«
»Das wissen wir eben nicht«, sagte ich.
»Wie war das Verhältnis Ihres Mannes zu Samba?«, fragte Emma.
»Ganz normal« antwortete sie. »Die gingen oft zu ihm, wenn sie auf der Wache einen Happen essen wollten, in den Pausen zum Beispiel, oder am späten Abend, wenn sie Nachtschicht hatten. Und Samba hatte ja auch immer seine Sprüche drauf. Er hat gesagt, die Bullen muss man schmieren, und dann machte er es einen Euro billiger. So war er ja, immer gut gelaunt.« Sie griff wieder nach einer Zigarette. »Stimmt das, dass sie den vom Motorrad geschossen haben? Ich meine, ich kann ja hier nicht dauernd Fernsehen gucken, weil dann diese furchtbaren Bilder kommen, die Julian nicht sehen soll. Stimmt das?«
»Das ist passiert«, nickte Emma. »Und kein Mensch kann erklären, warum es so passierte. Ich nehme an, bei Ihnen steht das Telefon nicht still, weil die Medienvertreter wissen wollen, ob Ihre Ehe intakt war – und solche Dinge. Und vermutlich antworten Sie dann gar nicht.«
»Genauso läuft das«, nickte sie. »Ich weiß ja auch gar nicht, was da abgelaufen ist. Und was hat denn meine Ehe mit diesen furchtbaren Dingen zu tun?«
»Wir nennen das auch Kollateralschäden«, erklärte Emma freundlich aber kühl. »Plötzlich sind Dinge wichtig, die vorher keinen Menschen interessiert haben. Wenn Pressemenschen in einem Fall wie diesem eigentlich nichts zu schreiben haben, weil einfach nichts vorhanden ist, und weil es keinen Verdacht gibt, dann fällt das Interesse plötzlich auf Dinge wie Familienverhältnisse. Das kann ekelhaft sein. Also, ich finde das ekelhaft.«
»War denn Ihre Ehe am Ende?«, fragte ich freundlich.
Sie drückte ihre kaum gerauchte Zigarette im Aschenbecher aus, ihre Hände zitterten wieder stark. »Ich weiß ehrlich nicht, wie ich das nennen soll.« Dann stockte sie und fragte mit einer plötzlich grellen Stimme: »Aber Sie schreiben nicht drüber? Jedenfalls nicht morgen, oder in den nächsten Tagen, oder so? Also, dass ich nicht irgendwo lese: Die Frau des ermordeten Polizisten spricht endlich über die Tat, oder irgend so etwas in irgendeiner Zeitung oder so?«
»Das wird nicht geschehen«, sagte Emma leise.
»Nein«, sagte ich gleichzeitig.
Sie saß da auf ihrem Stuhl und weinte hemmungslos. Sie griff nach einer Packung Papiertaschentücher und versuchte ihre Fassung zu bewahren. Sie schniefte und sie putzte sich laut schnaubend die Nase und sagte stockend: »Es ist eine verdammte Scheiße. Du fragst dich doch: Warum haben wir das nicht in den Griff gekriegt? Warum ist das so beschissen gelaufen? Konnten wir denn, verdammt noch mal, nicht etwas warten? Hätten wir nicht eher reden müssen? Und jetzt ist er tot.« Sie stand plötzlich auf, ging zum Eisschrank, kam mit einer Flasche Genever zurück und sagte: »Ich trinke jetzt einen! Jemand dabei?«
»Ja, ich«, sagte Emma. »Und du darfst auch heulen. Wir verstehen das schon, wir kennen das.«
Sie kramte irgendwo kleine Gläser aus einem Schrank und stellte sie auf den Tisch. Sie goss ein und setzte sich wieder.
»Das kam so langsam, immer ein bisschen weiter. Wir haben anfangs nicht mal darüber geredet. Wir haben aber auch nicht mehr miteinander geschlafen. Das ist jetzt bald zwei Jahre her. Also, es war nicht so, dass wir uns nicht mehr mochten. Ich liebe ihn immer noch, verdammt. Irgendwie haben wir uns auseinandergelebt, irgendwie waren wir am Ende, da war die Luft raus. Wir haben dann getrennt geschlafen. Das konnten wir Julian mit dem Schichtdienst erklären, das verstand er: Papa muss nach der Schicht schlafen, egal, wann er nach Hause kommt.«
»Aber Horst hatte auch viel Freizeit. Was machte er da?«, fragte Emma.
»Er ging, war einfach nicht hier. Ich wusste das nicht immer genau. Er war bei Kollegen oder alten Freunden – oder manchmal in der Kneipe. Von Zeit zu Zeit hat er das erwähnt. Wir hatten keine Schwierigkeiten damit, und er fragte ja auch nicht, was ich so mache. Aber ich habe es ihm erzählt, also ganz freiwillig. Und dauernd haben wir gedacht: Wir packen das eines Tages, wir räumen dann auf und fangen von vorne an. Das habe ich zu ihm gesagt, und er zu mir.« Sie weinte jetzt ganz laut, und sie griff wieder nach einem Taschentuch.
»Ihr habt also nicht miteinander gelebt, sondern nebeneinander. Es war demnach
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