Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Stuhl, vor dem zwei Schachteln Zigaretten auf dem Tisch lagen, ein voller Aschenbecher und eine Menge Zettel, auf denen sie etwas notiert hatte.
»Ich hatte schon aufgehört, jetzt fange ich wieder damit an.« Dann sah sie mich an und fragte streng: »Wieso sind Sie in der Nacht hierher gekommen und haben mir nicht gesagt, dass mein Mann tot ist?«
»Ich habe es nicht gewusst«.
»Das können Sie mir nicht erzählen. Ich lasse mich nicht verarschen!«
»Er wusste es nicht«, versicherte Emma. »Es ist bei derart furchtbaren Fällen ganz normal, dass sofort abgeklärt werden muss, wo sich die nächsten Familienangehörigen aufgehalten haben. Das ist die Norm. Siggi Baumeister wusste es nicht, er hatte keine Ahnung.«
Das mit der Norm war glatt gelogen. Das war kein guter Einstieg.
Emma war nicht bereit, sich aufhalten zu lassen und Höflichkeiten auszutauschen. Sie fragte: »Nach dem Stand der Dinge haben Sie sich geweigert, Auskunft darüber zu geben, wo Sie in der Nacht waren. Bleiben Sie dabei?«
»Dabei bleibe ich.« Sie zündete sich eine Zigarette an. »Das geht niemanden etwas an. Und falls Sie denken, ich wäre bei einem Mann gewesen, muss ich Sie enttäuschen. Ich musste mich um meine Zukunft kümmern. Und um die Zukunft von meinem Sohn Julian. Deswegen war ich unterwegs. Und die Leute, mit denen ich zusammen war, haben mit dem Tod meines Mannes nicht das Geringste zu tun. Sie haben ihn nicht einmal gekannt. Und ich musste ihnen versprechen, dass ich sie nicht in diese schreckliche Sache hineinziehe. Dabei bleibe ich. Wer sind Sie eigentlich genau? Sie haben irgendwas mit der Mordkommission zu tun, oder?« Sie war beinahe weiß im Gesicht, ihre Augen glühten, ihre Hände zitterten.
Emma machte es ganz knapp. »Mein Mann arbeitet hilfsweise bei der Mordkommission, ich bin eine Kriminalistin aus den Niederlanden. Der Herr Baumeister neben mir ist Journalist, schreibt aber noch nicht über den Fall. Das kommt später, und er legt Ihnen den Text vor, bevor er erscheint. So sieht seine Arbeitsweise aus.«
»Ich habe heute Morgen in Waldkönigen den Bruder Ihres Mannes kennen gelernt, den Timo. Sie können ihn anrufen, wenn Sie mögen«, sagte ich nicht sonderlich überzeugend. Es ging stockend voran, es hakte an allen Ecken und Enden.
»Der kommt heute vorbei, hat er gesagt. Aber eines sage ich Ihnen: Sie haben kein Recht, mich zu zitieren. Sie haben auch kein Recht, mich unter Verdacht zu stellen. Das hat Timo mir auch gesagt. Ich habe Ihre Kollegen hier vor dem Haus gehabt. Es war schrecklich, sage ich Ihnen, schrecklich. Der Julian kam zu mir, und sagte: ›Mami, die sind hinter dem Haus im Garten und sie filmen.‹ Da sehe ich einen Kameramann und eine Kamerafrau, die durch die Fenster in mein Haus reinfilmen. Es war ganz übel, und der Junge hatte richtig Angst. Dabei ist es sowieso schon schwer, dem das zu erklären. Was soll ich dem sagen? Dass sein Vater einfach so erschossen wurde? Der weint nur noch, der versteht die Welt nicht mehr.«
»Ich nehme an, er ist noch zu Hause«, sagte ich. »Haben Sie eine Ahnung, wer ihm die Drogen gegeben hat?«
»Er sagt es nicht. Ich nehme an, es waren ältere Jugendliche, welche vom Gymnasium. Passiert ist das mittags nach der Schule. Julian kam hier an und war blass wie der Tod. Und er übergab sich dauernd, und er konnte nicht mehr stehen und legte sich hin, wo er gerade war. Das war ganz furchtbar. Er schwamm irgendwie weg, also das Bewusstsein war nicht mehr da. Das war wirklich furchtbar, und wir bekamen Angst.«
»Es war Crystal, nicht wahr?«, fragte Emma.
»Ich kenne mich da nicht aus«, antwortete sie heftig. »Der Arzt hat mir das aufgeschrieben.« Sie griff nach einem kleinen Zettel, der neben ihren Zigaretten lag. »Es heißt Methylamphetaminhydrochlorid.« Das Wort machte ihr Schwierigkeiten, sie stotterte leicht.
»Julian sollte das aufklären«, sagte ich. »Das Zeug ist ganz höllisch, es kann sehr krank machen. Hat er das gegessen?«
»Ja, hat er.« Sie drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, stand auf, nahm den Aschenbecher und ging damit vor die Spüle und leerte ihn in einen Eimer.
»Wir sind nicht Ihre Gegner«, sagte Emma fest. »Wir wollen nur die Verbrechen aufklären. Kannten Sie einen gewissen Samba?«
»Ja, klar. Den kennt doch jeder in Daun. Wir haben uns da auch schon mal einen Döner nach Hause geholt.«
»Es kann sein, dass der schwarzes Geld verschiebt, also Bargeld, bei dem nicht nachzuweisen ist, woher es kommt.
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