Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
den einen oder anderen aus meinem Gewerbe. Das Internet potenziert diese Sachen viel stärker noch als früher. Wenn du dich da reinhängst, wirst du anfangen, den Verstand zu verlieren. Wir leben im Zeitalter des Gerüchts.« Ich war sauer und legte auf.
Tessa kam auf meinen Hof gefahren. Sie stieg aus und machte den Eindruck, als sei sie zornig. Sie bewegte sich eckig und hastig.
»Guten Morgen!«, kratzte sie muffig. »Das ist ja toll, dass es dich noch gibt. Ich habe auf zwei Sesseln geschlafen, es war die Hölle.«
»Ich habe Jazz gehört«, erwiderte ich. »Ich wollte eure fachlichen Erörterungen nicht stören. Seid ihr denn zu einem Resultat gekommen?«
»Sind wir eigentlich nicht«, antwortete sie. »Nur dass wir eigentlich unbedingt verhindern mussten, dass Straubing und Mirkoboy irgendetwas merken. Das ist schief gegangen. Das bedeutet, dass die Mordkommission vor enormen technischen Problemen steht. Beschattung, Abhören, Filmen, Fotografieren, die ganze Palette. Und man weiß natürlich nicht, ob das noch Sinn macht, wo alle Welt schon zu wissen scheint, dass
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mit Mirkoboy irgendwelche dubiosen Geschäfte macht, und jetzt die Frage gestellt werden darf, wie denn die beiden Polizeibeamten und Samba da hineinpassen. Das riecht so herrlich nach Unterwelt und Gangstern.« Sie schniefte und fragte: »Hast du einen Kaffee?«
»Aber ja«, sagte ich. »In der Küche.«
»Kann ich mal duschen?«
»Kannst du.«
»Bist du verschwunden, weil ich zu aufdringlich bin?«
»Nein, damit habe ich kein Problem, und ich denke auch nicht im Traum an Aufdringlichkeiten. Ich wollte nur heraus aus diesen immerwährenden Fragen, warum denn drei Menschen sterben mussten. Es kommt der Punkt, an dem ich mit dieser Frage nichts mehr anzufangen weiß. Diese Frage ist wie eine Tracht Prügel. Und spätestens dann schalte ich mich ab und verschwinde.«
Dann fing sie unvermittelt an zu heulen und nuschelte: »Das ist aber auch ein Elend, verdammt noch mal.«
»Ja, manchmal schon. Soll ich dir ein Brot schmieren? Leberwurst? Schinken? Marmelade?«
»Marmelade, bitte. Und warum bist du auf die Idee gekommen, dem Straubing das Porträt von Mirkoboy auf den Tisch zu legen?«
»Ich habe vorher überlegt, was ihn wohl verblüffen könnte. Und da hatte ich zwei Möglichkeiten: Mirkoboy, oder Gaby Schirmer und Horst Walbusch.«
Sie hatte große Augen voll Erstaunen. »Wieso denn die beiden Toten?«
»Weil ich jede Wette eingehe, dass er sie kannte. Aber das mache ich dann beim nächsten Mal.«
»Glaubst du das wirklich? Ein nächstes Mal?«
»Das glaube ich wirklich. Vergiss nicht, hier ist Provinz. Die Leute kennen sich alle. Nicht gut und umfassend, aber sie kennen sich. Gaby Schirmer war eine ausgesprochen schöne Frau. Glaubst du im Ernst, dass Straubing das nicht gewusst hat, dass er sie nicht kannte? Auf seine Weise ist er ein sehr heftiger Mann. Und die registrieren sehr genau, was ihnen an Weiblichkeit zur Auswahl angeboten wird.«
»Was würdest du denn sagen, wenn ich dir erkläre, dass er wahrscheinlich schwul ist?«
»Ich würde lachen und entgegnen, dass er gerade dann sehr wohl die Schönheit dieser Frau begriffen haben muss. Schwule sind in dieser Beziehung äußerst stilsicher. Es ist mehr als wahrscheinlich, dass sie über menschliche Schönheiten keinerlei Unterricht brauchen.«
Sie sah mich ein wenig verwirrt an und bemerkte: »Ja, das ist wohl so.« Dann verschwand sie unter die Dusche, und ich schmierte ihr ein Marmeladenbrot.
Ich rief Rodenstock an, ging auf seine Frechheiten von vorher nicht mit einer Silbe ein und fragte stattdessen: »Gibt es einen alten Freund von Straubing aus Jugendtagen?«
»Den gibt es. Aber er ist aussageschwach, weil er befürchtet, den alten Kumpel zu verraten. Er hat zwar kaum mehr was mit ihm zu tun, aber die alten Bande halten noch, sind sehr stabil. Das Einzige, was er verriet, war die Tatsache, dass er bei der Befragung unter großem Gelächter herausknallte: Nehmt euch bloß in Acht, der Straubing ist ein absolut Verrückter!«
»Wie heißt der Mann, und wo lebt er?«
»Es ist ein Türke von Geburt, mit seinen Eltern als Baby hierhergekommen. Er heißt Jamali, ist vierzig Jahre alt und hat zusammen mit Straubing Abitur gemacht. Er lebt mit seiner Familie in Kelberg, hat eine Autowerkstatt, ist gut aufgestellt und richtet Fahrzeuge für Rallyes her. Sehr schweigsam. Ich geb dir seine Telefonnummer.« Er diktierte sie mir. »Und? Warum bist du
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