Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
verschwunden?«
»Ich habe Jazz gehört. Ich wollte nicht unhöflich sein. Ich musste mal raus aus diesem nutzlosen Dreh um mich selbst, es gibt ja noch die Welt da draußen.«
»Das nächste Mal nimmst du mich mit. Und entschuldige mein Gebrüll von vorhin.«
»Ja, Papa.«
Ich rief Timo Walbusch an.
»Bist du bereit, mir zu helfen?«
»Ja, wenn ich das kann.«
»Kennst du einen gewissen Mirko Slavic?«
»Etwa Mirkoboy?«
»Genau den.«
»Mein lieber Mann«, brummte er einwandfrei erschreckt »da müsst ihr aber verdammt vorsichtig sein. Der ist eine ganz heiße Kartoffel.«
»Was heißt das?«
»Na ja, du musst vorsichtig sein, wenn du den anfasst. Du verbrennst dir ganz schnell die Finger.«
»Ist er gefährlich?«
»Ja, absolut, würde ich sagen. Jedes Mal, bevor er dir die Figur polieren lässt, betet er ein Vaterunser. Aber ich rede nicht am Telefon über den.«
»Timo, ist das jetzt nicht Kleinkindergewäsch?«
Er wurde sofort bissig. »Was redest du denn für einen Scheiß? Mann, wenn ich sage, ich rede nicht am Telefon über den, dann rede ich nicht am Telefon über den. Klar, okay?«
»Das ist doch Verfolgungswahn!«, höhnte ich.
»Hast du mal Wanzen im Haus gehabt? Ich hatte welche. An der Gardinenstange und am PC meiner Frau, und ein ganz teures Ding in meinem Jaguar. Funktionierte auch beim Fahren. So fängt es immer an. Komm, Junge, hör auf. Du weißt doch gar nicht, über was du da redest. Wir können uns gerne irgendwo unterhalten. Man sieht sich!« Dann hängte er mich schlicht ab, und ich war sehr verblüfft.
Tessa kam herein und fragte, fast ohne Bekleidung: »Wie gehst denn du jetzt weiter vor?«
»Frau Staatsanwältin, ist das eine dienstliche Frage?«
»Es interessiert mich nur, und es ist nicht dienstlich.«
»Um es einfach auszudrücken, haben wir bei allen, die wir befragten, Lücken entdeckt. Zum Beispiel haben wir die Lebensgefährtin von Samba nicht nach der letzten Nacht vor seinem Tod befragt. Vermutlich aus Nachlässigkeit haben wir das vergessen. Emma hat ganz nebenbei erwähnt, dass möglicherweise Samba die Gaby Schirmer und den Horst Walbusch nach Eisenschmitt gelockt hat. Frag mich nicht, warum das so passiert sein kann, aber Samba wäre einer der wenigen Menschen gewesen, dem sie beide vertrauten. Sie kannten ihn. Und zwar ein Leben lang. Mit Samba verbanden sie niemals Feindschaft oder Gegnerschaft, sondern eigentlich nur Vertrauen. Wir müssen unbedingt den Julian sprechen, den Sohn von Horst Walbusch, weil wir erfahren müssen, wer ihm das Crystal gab. Da existiert ein großer Bogen, ein ganz einfacher Denkvorgang: Dass Straubing den Mirkoboy kennt und offensichtlich mit ihm zu tun hat, wie aus den Mitschnitten des Gespräches zu hören ist, ist sehr verblüffend, aber vielleicht gibt es einen einfachen Grund: Geld! Oder anders formuliert: Gier! Was ist, wenn Schirmer und Walbusch das herausfanden? Was ist, wenn dieser Mirkoboy Geld machen will, und wir ihm ausgerechnet die Droge Crystal in der Eifel verdanken? Kann doch gut sein, oder? Also müssen wir an Rainer Soos heran, denn der hat es gekauft und genommen. Und es kann gut sein, dass er etwas davon dem kleinen Julian gab. Wir wissen zu wenig über Marcus Straubing. Also suchen wir Menschen, die etwas von ihm wissen, weil sie einen Teil des Lebens mit ihm zusammen verbrachten. Also Leute, mit denen er Partys feierte, Frauen, mit denen er etwas hatte, und Jungens, mit denen er soff, oder Pornos anschaute, oder bei wichtigen Fußballspielen vor dem Flachbildschirm saß. Ich weiß, dass du mir jetzt sagst, dass du keine Leute hast. Leider. Aber ich will nicht warten, bis alle möglichen Zeugen abgegrast sind. Und außerdem sage ich der Mordkommission immer Bescheid, mit wem ich über welches Thema sprach. Ein weiteres Problem ist die Gaby Schirmer. Sie wird dauernd als eine schöne Frau bezeichnet, und den Fotos nach zu urteilen, war sie das auch. Aber offensichtlich hatte sie kein Privatleben. Denn davon wissen wir überhaupt nichts. Also, du wirst nichts versäumen, und ich werde nichts verschweigen. Und jetzt zieh dir gefälligst was an. Du kannst einen alten Mann nicht so verwirren.«
»Ich weiß nicht mehr, ob ich Weibchen oder Männchen bin«, sagte sie strohtrocken.
»Stell dich vor den Spiegel«, riet ich ihr. Dann setzte ich hinzu: »Am Brett vor der Haustür hängt ein Hausschlüssel. Nimm ihn mit, wenn du nicht wieder auf zwei Sesseln schlafen willst.«
Ich machte mich auf den Weg nach
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