Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
Handynummer schrieb ich auch dazu. Es war möglich, dass er das wie einen Hohn empfand, aber ich war der Meinung, dass man sich auch wie gebildete Europäer benehmen könnte.
Ich duschte ausgiebig, zog neue Klamotten an und tratschte nebenbei mit meinem Kater, der aber irgendwie nicht konzentriert wirkte und den Eindruck machte, als nähme er mich nicht ernst. Er nahm mich erst ernst, als ich ihm ein Stück Leberwurst schenkte und außerdem eine Katzenmilch.
Als ich beim
Holzschnitzer
ankam, stand der Jaguar schon dort. Timo Walbusch hatte einen Ecktisch gewählt, von dem aus er das ganze Lokal im Blick hatte. Er hatte einen Kaffee und ein Wasser vor sich.
»Grüß dich«, sagte er. »Was bestellt man hier?«
»Na ja, dieses Lokal hat eine Eigenart, die vor allem Biker entzückt. Man bietet den Quadratmeter Schnitzel für einen erstaunlich fairen Preis an. Das Fleisch ist erste Sahne. Sei also vorsichtig. Aber es gibt auch Datteln im Speckmantel.«
»Und du zeichnest jetzt nicht auf?« Sein Gesichtsausdruck war beileibe nicht pessimistisch, er sah so harmlos aus, als stellte er die Temperatur im Raum mit dem erhobenen Zeigefinger fest.
»Pass auf«, schnauzte ich, »ich gebe dir mein Aufzeichnungsgerät. So etwas Linkes mache ich nicht.« Ich gab ihm das kleine Gerät, und er legte es auf den Tisch. »Vielleicht ist man in deiner Welt so misstrauisch, ich kann aber damit schlecht leben. Wenn ich dich beschreibe oder dich zitiere, rufe ich dich an und bitte um Erlaubnis. Ist das soweit klar?« Dann grinste ich. »Ich könnte jetzt natürlich ein zweites und drittes Gerät laufen lassen und dich überdies mit einer Linse filmen, die du kaum erkennen kannst. Aber das lassen wir heute. Hör einfach auf mit dem Misstrauen, Junge. Außerdem übersiehst du eine Kleinigkeit: Ich bin nicht auf der Jagd nach Timo Walbusch. Ich jage einen Mann namens Straubing und einen gewissen Mirkoboy, falls man das denn Jagen nennen will. Denn eines ist jetzt glasklar: Dein Bruder und seine Gefährtin jagten diese beiden Männer. Es gibt eine erste sichere Zeugin. Und es geht um Bargeld und um Drogen. Und an der Stelle bitte ich dich um Hilfe. Es ist so, mein lieber Timo, dass ich mit Misstrauen nicht leben kann. Das konnte ich noch nie, und das will ich erst gar nicht lernen.«
Er wurde tatsächlich ein wenig verlegen, und er murmelte: »Man kann ja mal fragen.«
»Ich brauche alles über Crystal, was du in Daun erfahren hast.«
»Es war gar nicht viel«, erwiderte er knapp. »Die Jungens wollten natürlich nichts sagen, die Mädchen erst recht nicht. Das ist immer so. Dann sagte mir ein Junge, ich solle doch mal den Rainer Soos fragen, der sei gerade schwer auf Drogen. Wo finde ich den?, habe ich gefragt. Der irrt immer in der Stadt rum, hieß es, meistens da, wo er einen kleinen Klaren kaufen kann, damit er nicht ohnmächtig wird. Und da habe ich ihn gefunden, bei einem Kiosk. Und er hatte gerade einen kleinen Flachmann gekauft. Dann habe ich ihn in mein Auto gepackt und bin in den Wald. Dann seid ihr gekommen.«
»Und dann nur der Hinweis auf einen schwarzen BMW? Sonst nichts?«
»Doch, doch«, sagte er schnell. »Ich habe den schwarzen BMW geortet. Am nächsten Tag. Dabei hat mir ein Mädchen geholfen, die sowieso sauer auf die Drogis war. Also der BMW ist nicht schwarz, sondern dunkelblau. Den fährt ein Mann namens, warte mal ...« Er kramte in seiner Cordjacke herum und fischte einen Zettel heraus. »Gerd Bludenz«, sagte er dann. »Ich habe mir das von einem Bullen geben lassen, den ich von früher kannte. Unter der Hand. Dem habe ich natürlich nichts von Drogen erzählt. Also, diesen Bludenz, den werde ich mir mal greifen und dann ...«
»Lass das sein, ich bitte dich. Da brauchen wir einen etwas größeren Rahmen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Lass den Bludenz in Ruhe, er darf nichts ahnen. Bludenz ist nur eine kleine Nummer, die für Geld wahrscheinlich alles tut. Wenn ich dir alles erzählt habe, wirst du verstehen, dass der Mann ein sehr kleiner Fisch ist. Wir jagen Größeres. Da frage ich dich einmal: Was weißt du über Marcus Straubing?«
Dann kam die Bedienung, wir bestellten Datteln im Speckmantel, und sie verschwand wieder.
»Marcus Straubing«, sagte er. »Na ja, ich weiß, wie er aussieht. Aber mehr auch nicht. Doch ja, er konnte in Daun seinerzeit kein Mädchen mehr aufreißen, sie hatten alle Angst vor dem. Irgendwie kam er nicht klar mit Frauen. Vielleicht ist er pervers oder so. Keine Ahnung.
Weitere Kostenlose Bücher