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Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)

Titel: Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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eine schöne Zeit«, sagte sie und weinte still.
    Ich ging die Wohnung ganz langsam ab, Raum für Raum. Es war farbig, alle Räume hatten etwas Fröhliches, ganz bunte Kissen und grellfarbene Bettwäsche. Das Bad war mit Möbeln in verschiedenen Farben eingerichtet und über der Badewanne hatten sie ein Bild von Loriot aufgehängt, in dem zwei Männer darüber streiten, ob eine Badeente in die Wanne darf oder nicht. Sie hatten im Flur eine kleine Korkwand für Spickzettel angeschafft. Ein Zettel daran lautete:
Mein erstes Kind wird ein Junge, und er soll Sky heißen
. Darunter hing ein Zettel von ihm:
Das ist kein Name, das ist ein Zustand
. Darunter ein Zettel von ihr:
Ist Horst vielleicht ein schöner Name?
Darunter ein Zettel von ihm:
Jedenfalls kein Zustand!
    Sie haben ihre Liebe gelebt, dachte ich. Ich hatte plötzlich das Bedürfnis, einfach still zu sein.
    »Haben Sie eine Zigarette?«, fragte Frau Lothmann. Sie hatte sich auf einen der Stühle um einen runden Esstisch gesetzt. »Ich habe meine letzte Zigarette vor fünfzig Jahren geraucht. Jetzt hätte ich gern eine.«
    »Wenn Sie ein weiches Papier haben, kann ich Ihnen eine mit Pfeifentabak drehen«, sagte ich.
    »Ich glaube, so was habe ich nicht. Dann lieber nicht«, teilte sie mit. »Die beiden waren richtig glücklich hier.«
    »Das glaube ich. Haben sie jemals etwas von einer Bedrohung gesagt? Gab es jemanden, der sie bedrohte?«
    »Nein, davon habe ich nichts mitgekriegt. Soll ich nicht mal die Rollläden hochziehen?«
    »Wie Sie wollen. Aber besser nicht, dann kann auch keiner reingucken.«
    »Ich habe hier auf dieser Seite aber keine Nachbarn.«
    »Das macht nichts. Wenn jemand spitzkriegt, dass die beiden Toten hier gewohnt haben, dann bekommen Sie ganz schnell jede Menge Besuch.«
    »Das ist wohl so. Das fanden sie an dieser Wohnung ja auch so gut. Sie konnten ihre Autos hier herunterfahren, und kein Mensch sah die. Ach, da klingelt es.« Sie stand auf und verschwand ins Treppenhaus.
    Tessa und Rodenstock kamen herein und nach ihnen wieder Anne Lothmann.
    »Das ist es also, was wir suchten«, murmelte Rodenstock. Er drehte sich herum. »Frau Lothmann, wenn Sie uns bitte allein lassen würden? Wir kommen gleich zu Ihnen hinauf.«
    »Wieso hat niemand danach gefragt?« Tessa war verblüfft.
    »Weil niemand auf die Idee gekommen ist, dass sie eine Wohnung zusammen hatten«, sagte ich. »Wie kannst du nach etwas fragen, von dem du nicht einmal eine Ahnung hast?«
    »Die Rechner sind weg!«, sagte Rodenstock explosiv.
    »Ja. Und die Anne Lothmann erzählt eine ganz normale Geschichte dazu. Es kamen zwei Leute von Horst Walbusch und sagten, sie sollten die Rechner abholen, und es kämen dann neue. An dem Tag bevor sie starben. So einfach war das.«
    Tessa hockte sich auf einen der Bürostühle. Sie fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht. »Wir brauchen hier die Spurenleute, sofort. Hat die Frau Lothmann gesagt, wann sie hier eingezogen sind?«
    »Ich habe nicht danach gefragt. Dürfte anderthalb oder zwei Jahre her sein. Sie wird es sicher ganz genau wissen. Achtung! Der Papierkorb da ist voll! Nicht vergessen!«
    »Glaubst du, ich vergesse irgendetwas?« Tessa war augenblicklich sauer, ihre Stimme war schneidend.
    »Lasst es gut sein«, sagte Rodenstock sanft. »Niemand vergisst irgendetwas.«
    »Ich habe nicht angenommen, dass du irgendetwas vergisst«, sagte ich. »Auf die Idee bin ich nicht gekommen.« Dann ging ich hinaus auf die mit Kunststein ausgelegte Fläche, auf der die beiden ihre Autos abgestellt hatten. Der Blick ging weit über eine Neubausiedlung zu den dahinterliegenden Wäldern.
    Ich rief Sarah Bitter in Hillesheim an, die Freundin seit Kindertagen, die mit der Gaby Schirmer nahezu alles geteilt hatte.
    »Haben Sie eine halbe Stunde Zeit für mich?«
    »Wann denn?«
    »Ich kann in zwanzig Minuten bei Ihnen sein.«
    »Ja, gut. Aber es darf nicht lange dauern, ich muss auf einen Geburtstag.«
    Ich gab Tessa und Rodenstock Bescheid, wohin ich fahren wollte, und setzte mich in mein Auto. Es war wohl die Zeit gekommen, in der wir langsam begreifen lernten, was da abgelaufen war. Es war eine schmerzliche und brutale Geschichte.
    Es war wohl ein Geburtstag, an dem man zeigte, wie gut man gekleidet war. Sie trug hohe, knallrote Schuhe zu schwarzen Leggins und dazu ein sehr kurzes, rotes Kleidchen, auf das große, schwarze Tulpen gedruckt worden waren. Sie sah gut aus, und sie wirkte ruhig.
    »Ich habe die Wohnung in Dockweiler gefunden.

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