Eifel-Bullen: Kriminalroman aus der Eifel (German Edition)
ganze Versorgungslinien. Das passiert ziemlich leicht, wenn sie die alten Geschäftemacher an die Bullen verraten. Du hast nur ein Leben, also mach was draus. Es ist ganz einfach: Sie sind gierig, und das macht ihnen Spaß.«
»Sehen wir uns morgen um elf Uhr in Trier?«
»Wir sehen uns. Bis dann.«
Es regnete, und es war kühl und windig geworden. Wahrscheinlich wieder mal ein Tiefdruckgebiet mit einem hübschen Frauennamen.
Ich freute mich auf mein Bett und fuhr heim.
Aber ich war auch verunsichert, weil es immer noch schwer war, sich eine Eifel vorzustellen, in der brutale Gewalt bis zum Tod ausgeübt wurde. Und dabei war es ein schwacher Trost, dass Marcus Straubing auch nur eine vorübergehende Erscheinung war.
Ich schloss mein Haus auf. Da war mein Kater Satchmo, miaute lautlos und strich um meine Beine.
»Die Meldung des Tages ist, dass ich die Menschen nicht immer verstehe. Und Katzen sowieso nicht.«
Ich stand in meinem Flur, und hinter mir stand jemand vor der Haustür und klingelte. Es war jetzt halb zehn.
Ich drehte mich und öffnete die Haustür.
Da stand Gerd Bludenz und sagte sehr bescheiden: »Wenn Sie vielleicht zwei Minuten für mich hätten.«
Ich hatte die Gesprächsrunde mit Timo Walbusch hinter mir und war nervös. Ich sagte: »Ja, gut, kommen Sie herein. Aber in der Tasche da sind hoffentlich keine Eierhandgranaten.«
»Nein«, sagte er, lächelte aber nicht. Es war keine Tasche, es war ein Rucksack aus grünem Leinen.
Ich griff in meine Weste und schaltete mein Aufzeichnungsgerät ein.
»Wir setzen uns besser hin«, sagte ich. »Da, in der Sitzgruppe. Wir wollen es schließlich gemütlich haben. Das ist aber ein merkwürdiger Besuch.«
»Ja«, sagte er matt. Er steuerte den Sessel an, auf dem ich immer saß, und setzte sich ganz vorne auf die Kante. Den Rucksack stellte er neben sich auf den Boden. Er trug eine dunkelblaue Allwetterjacke über einem blaukarierten Hemd und blaue Jeans. Dazu dunkelbraune Sneakers. Er hatte über der linken Augenbraue ein ziemlich großes, weißes Pflaster.
»Das ist von dem Holzscheit, nicht wahr?« Als ich mich auf das Sofa setzte, bereitete mir das Schwierigkeiten, denn ich hatte das deutliche Gefühl, es sei besser, fortzulaufen.
»Ja«, nickte er. »Musste genäht werden. War eine Panne.«
»Wollen Sie etwas zu trinken?«
»Nein«, sagte er schärfer als notwendig. »Ich habe nur etwas auszurichten. In dem Rucksack hier ist auch Ihr Manuskript über Holz International. Der Chef findet es sehr gut. Er sagt, es hat noch niemand die Firma so gut beschrieben wie Sie.«
»Das rührt mich zu Tränen«, sagte ich.
Er straffte sich, richtete sich ein wenig auf und erklärte: »Ich soll Ihnen ausrichten, dass wir augenblicklich aus der Interessengemeinschaft mit einem gewissen Herrn aussteigen. Herr Straubing lässt Ihnen ausrichten, dass er hofft, dass Sie ebenfalls aus Ihren Recherchen aussteigen können, und dass wieder Frieden herrscht. Das wäre alles.« Er stand auf, ging durch die Tür in den Flur, zog die Haustür auf und ließ sie hinter sich zuklacken.
Ich saß da – mit dem Rucksack.
Zuerst hörte ich mein Bandgerät ab. Jedes Wort war gut zu hören.
Es hatte keinen Sinn, Angst zu haben. Ich griff mir den Rucksack und öffnete ihn. Oben drauf lag meine gefaxte Geschichte. Straubing hatte in einer sehr akkuraten, kleinen, filigranen Handschrift vermerkt:
Das erspart mir meine Marketingagentur. Hervorragend! Ihr Straubing
.
Der Rest war Geld, sehr viel Geld.
Ich zählte die Bündel. Ich saß da. Ich konnte nicht denken. Ich konnte eine Ewigkeit lang nicht sagen, was ich fühlte. Dann empfand ich das wie einen Angriff.
Ich rief Rodenstock an. Emma war dran.
»Ich habe hier hunderttausend Euro von Marcus Straubing bekommen. Bludenz brachte es mir in einem Rucksack. Wir können jetzt einen Betriebsausflug nach Bali buchen.«
18. Kapitel
Eine Viertelstunde später fuhren sie vor. Emma, Rodenstock und Tessa.
»Kischkewitz kommt auch«, sagte Rodenstock noch im Flur. »Das Geld wird dann zur erkennungsdienstlichen Untersuchung abgeholt. Wie fühlst du dich denn mit deinen Silberlingen?«
»Na ja, ich weiß nicht so recht, was es bedeutet. Ich könnte endlich in die Innere Mongolei reisen. Das wollte ich immer schon mal. Vielleicht bleibe ich dann da und lege mir ein richtiges Wohnzelt zu, so ein rundes mit einem Feuer in der Mitte. Und die Bundespost überweist mir jeden Monat meine Rente in Höhe von 387 Euro. Da bin ich dann ein
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