Eifel-Connection
erwiderte ich. »Schönen Tag auch.«
Dann standen wir in einer Halle. Der Autor Gustav Freytag, der solche Bilder um 1870 beschrieb, hätte wahrscheinlich von einer »Halle für die Edlen des Stammes« gesprochen. In der Mitte hing ein Wagenrad von der Decke, darauf montiert etwa zwölf Schirme mit gelbem Funzellicht. An der Wand stand ein Schrank, mehr als zwei Meter hoch, vier Meter breit, jede Tür edel geschnitzt mit Motiven aus dem bäuerlichen Leben. Auf einem Balken über den Türen das Vaterunser in Latein. Dunkle Eiche das Ganze.
»Herr Seeth ist hier!«, sagte die Bergziege huldvoll und öffnete eine Tür wie zur Besichtigung. »Wenn Sie eintreten wollen …« Dann setzte sie sehr geziert hinzu: »Kaffee oder Tee?«
»Tee bitte«, sagte Emma.
Was wir sahen, war eindrucksvoll. Albert Seeth saß an einem mächtigen Schreibtisch unter dem Licht einer großen Stehlampe. Es wirkte, als habe er sich eine Insel geschaffen, auf der er nur zu erreichen war, wenn er selbst es wollte. Seine Stimme war tief.
»Kommen Sie herein«, sagte er leise.
Das, was als Erstes auffiel, war sein Haar. Es lag wie eine silberne Haube über seinem Kopf. Er war ein mächtiger Mann mit einem großen Kopf und einem eindrucksvollen Gesicht. Seine Augen waren merkwürdig hell und klar.
»Setzen wir uns an den Tisch«, sagte er. »Da haben wir es bequemer. Ich hoffe, ich kann Ihnen helfen.« Dann stand er auf und kam um seinen Schreibtisch herum, ging zu dem Tisch und setzte sich. Es wirkte so, als verweigere sein Körper ihm den Gehorsam. Er ging langsam und zittrig. Als er einen der Stühle erreichte, kam seine Hand rasch nach vorn, um sich festzuhalten.
»Es war wohl Ihr Mann, der mich anrief«, sagte er zu Emma.
»Ja«, nickte sie. »Er hilft uns bei einem Problem, das wir haben. Es gibt Leute, die trotz ihrer Erkenntnisse nicht reden.«
»Ja ja, zu denen gehöre ich auch. Manchmal zumindest. Um welches Problem geht es denn eigentlich?«
»Wir hörten Gerede«, sagte ich. »Zum Beispiel, dass irgendjemand versucht habe, Ihre Firma zu übernehmen. Wir wissen nicht, ob es stimmt, wir wissen nicht einmal sicher, ob es einen solchen Versuch gab.«
Er trug einen einfachen beigefarbenen Kaschmirpullover zu einem weißen Oberhemd, und die schwere goldene Armbanduhr wirkte wie ein Gewicht, das er kaum zu tragen vermochte.
»Oh ja, es gab einen solchen Versuch«, nickte er. »Bisher habe ich nicht darüber gesprochen. Aber nun will ich es tun, da die Gefahr abgewendet wurde. Es passierte gegen Ende des Jahres 2010, es passierte in Luxemburg. Ich hoffe, ich kann mich auf Ihre Diskretion verlassen?«
»Das können Sie sicher«, nickte Emma schnell. Die Haushälterin kam herein. Sie trug ein Tablett mit den Getränken, stellte Tassen vor uns hin. Ich bekam keine, ich hatte mich nicht rechtzeitig gemeldet. Aber immerhin ein Wasserglas, Trostpreis.
»Mach mir einen Pfefferminztee«, sagte er.
»Ja, Herr Seeth«, sagte sie voll Ehrfurcht.
Dann verschwand sie eilig, um Sekunden später zurückzukehren und ihm einen Beutel Tee in die Tasse zu legen, auf den sie dann heißes Wasser gab.
»Tja«, sagte er leicht erheitert. »Das war eine verrückte Geschichte. Manchmal glaube ich, dass der liebe Gott mich mag. Das wäre sonst sehr eng geworden, und ich hätte es noch nicht einmal begriffen. Also, es ging um einen jungen Geologen aus Mainz, der über viele Tage hinweg aufgeregt versuchte, mich zu sprechen. Und die Apollonia, die mich hier umsorgt, hat alles getan, um ein Treffen zu vermeiden. Sie beschützt mich, und manchmal beschützt sie mich zu meinem Schaden. So ist das nun einmal im Leben.« Er nahm seinen Teebeutel am Faden und bewegte ihn durch das heiße Wasser. Seine Hand zitterte sehr stark.
»Der junge Geologe hieß sicher Dr. Christian Schaad«, sagte Emma laut und deutlich.
»So ist es!«, nickte er. »Ein heller Kopf, das muss ich sagen, auch wenn er der Meinung war, ich wäre sein erbitterter Gegner. Er war der Ansicht, ich sei ein Bergdieb, weil ich Lava und Basalt abbaue. Natürlich konnte er nicht wissen, dass ich der Ansicht bin, dass man mit der Natur vorsichtig umgehen muss. Woher hätte er das auch wissen sollen?« Er schüttelte leicht den Kopf. »Leider ist er tödlich verunglückt, was ich sehr bedauere.«
»Vielleicht ist er das nicht«, sagte ich. »Es kann sein, dass jemand ihn vom Berg gestoßen hat. Aber wir wollten Sie nicht unterbrechen.«
Er sah mich mit großen Augen an. »Das ist mir neu«, sagte
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