Eifel-Connection
räkelte sich und starrte auf das Haus der Bleckmanns.
»Na ja«, fuhr sie gemütlich fort, »zumindest das kann man feststellen. Warte mal.« Sie fummelte ihr Handy aus der Jeans, tippte eine Nummer ein und sagte: »Ja, wir sind es noch mal. Wir möchten kurz mit Elvis sprechen. Hast du die Nummer? … Du bist ein Schatz, Mädchen.« Dann schrieb sie die Zahlenfolge auf, und telefonierte sofort weiter.
»Hier ist das Büro der Polizeibehörde Trier«, erklärte sie munter. »Spreche ich mit dem Mann, der Elvis, der Stier genannt wird? … Das ist schön. Sagen Sie mal, mein Bester, können Sie mir sagen, ob Anna Waclawick noch lebt, Ihr Wasserbett, Ihr Star?« - Es drangen wirre und grelle Laute aus ihrem Handy. Dann säuselte sie: »Ich bin Ihnen sehr verbunden.«
Emma sah mich an. »Anna lebt, und Elvis, der Stier, lacht sich tot.« Sie zerquetschte ihren Zigarillo im Aschenbecher.
»Grandiose Leistung«, sagte ich gelangweilt. »Was hast du in dem Haus eigentlich gemacht, außer Pipi?«
»Gar nichts. Die Türen sind wunderbar geölt, und ich habe in jedes Zimmer gesehen. Ich würde uns jetzt einen Heilschlaf vorschlagen. Das alles ist sehr verwirrend und zu viel für eine alte Frau.«
»Oh ja, ich stimme zu«, pflichtete ich bei. »Ich habe außerdem weitere Fragen. Zum Beispiel: Was machte der Geologe Christian Schaad im Vorzimmer des Eifel-Tycoons Glatt? Was ist da gelaufen? Und was hat der Generalbeauftragte des Herrn Glatt namens Friedhelm Werendonk bei Albert Seeth gewollt? Und wieso ist Seeth dann umgekippt und beinahe gestorben? Und wer hat den Christian Schaad in die Tiefe gestoßen? Und selbst wenn es dich inzwischen anödet: Warum ist Norbert Bleckmann auf eine Wiese gefahren, von der aus er den Hof des Sebastian Jaax beobachten konnte. Warum, zum Teufel, beobachtet man denn einen Bauernhof mitten in der Nacht?«
»Weil da irgendetwas abläuft«, sagte sie. »Nun fahr schon, ich will heim.«
8. Kapitel
»Wie gehen wir vor?«, fragte sie, als ich vor ihrem Haus anlangte.
»Ich würde vorschlagen, mit Friedhelm Werendonk zu sprechen.«
»Was ist, wenn er sich weigert?«
»Er wird sich nicht weigern, es steht zu viel auf dem Spiel. Aber erst einmal eine Nacht Pause. Und grüß mir deinen Mann.«
Ein paar Minuten später hörte ich zu Hause genau diesen Mann auf meinem Anrufbeantworter.
»Grüß dich«, sagte Rodenstock knapp. »Mir geht es gut, auch wenn mir diese Psychiater unheimlich auf die Nerven gehen. Ich habe dich nicht gut behandelt. Über einen langen Zeitraum. Ich will mich entschuldigen. Glücklicherweise ist der Scheißrollstuhl sowieso im Eimer. Aber mich würde interessieren, wie der Fall läuft. Ich will es nur wissen, mich nicht einmischen. Hier ist der Rodenstock in der öffentlichen Telefonzelle im Krankenhaus, weil sie ihm das Handy abgenommen haben. Es ist jetzt 22.11 Uhr.«
Ich war richtig glücklich und überraschte meine Katzen mit einer großen Sonderration Leberwurst. Das tat mir allerdings eine Viertelstunde später leid, denn sie übergaben sich alle drei einträchtig auf meinen hochmodernen schwedischen Teppich. Sic transit gloria mundi.
Als ich am Morgen aufwachte und bei Eins Extra feststellte, dass der Tag keine Katastrophen und Weltuntergänge zu melden hatte, machte ich mich rasch landfein und steuerte erneut den Herrn Schibulski in Blankenheim an.
Die Haustür stand auf, er schlief mit offenem Mund schnarchend in dem Notbett, das ich ihm gebaut hatte. Er wirkte so verloren wie ein kleines Kind, das ohne Mutter ist - und letztlich war er wohl genau das: verloren.
Also setzte ich mich auf die Veranda und stopfte mir eine Pfeife, um dann vor mich hinpaffend in die Gegend zu schauen und zu überlegen, was Antek in den letzten Jahren in diesem Haus erlebt haben mochte. Ich konnte mir gut vorstellen, dass er seiner gesamten Umwelt den letzten Nerv geraubt hatte. Wie soll man denn auch als Normalbürger mit jemandem umgehen, der einfach nur sterben will, und das auch noch unbedingt allein?
Irgendwann wurde er wach und räusperte sich wiederholt. Dann fluchte er laut und schimpfte, wahrscheinlich mit sich selbst. Dann klickte sein Feuerzeug.
Ich ging zu ihm.
»Du musst mir noch einmal helfen. Von wegen Norbert Bleckmann, der dir das Wohnmobil bezahlte und die schöne Blonde dort verstecken wollte. Glaubst du, du kannst das? Und wenn du mich gut behandelst, mache ich dir was zu essen.«
»Du bist ein Spinner!«, krächzte er wütend. »Mach dich vom
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