Eifel-Connection
bemerkte ich erheitert.
»Also gut. Wann?«
»Vielleicht morgen früh? So gegen zehn Uhr bei mir in Brück?«
»Das geht«, sagte er.
Der Mann musste unter einem irrsinnigen Druck stehen, denn normalerweise würde er abstreiten, mich überhaupt zu kennen, normalerweise ging man kritischen Journalisten soweit wie möglich aus dem Weg, es sei denn, sie sängen Jubelchöre. Aber er würde kommen. Er würde schon deshalb kommen, weil er unbedingt erfahren wollte, was bekannt war und was nicht.
Ich rief Emma an, um ihr das mitzuteilen, und hörte im Hintergrund die Zwergin heulen.
9. Kapitel
Erst kam Emma, dann Friedhelm Werendonk. Es gab Kaffee und ein paar Kekse, sowie eine ungemein aufmunternde Freundlichkeit, die ihm die Angst vor dem Unbekannten nehmen sollte.
»In Wahrheit«, so argumentierte Emma zu Beginn strahlend aber völlig verlogen, »in Wahrheit sind doch die Erfolgreichen gar nicht vorstellbar ohne die unermüdliche Schöpferkraft der Manager in ihrem Rücken, die solch eine wirtschaftliche Stärke überhaupt erst umsetzen. Also, ich meine, der Herr Glatt ist ohne Sie gar nicht vorstellbar.«
Werendonk nahm das Gesülze vollkommen ungerührt entgegen. Er griff in seine Weste und holte ein kleines, silbernes Etui daraus. Er klappte es auf und nahm zwei Süßtabletten für seinen Kaffee.
Er war ein Zwei-Meter-Mann in grauem Anzug mit Weste und einem leuchtend blauen Schlips, unter dem sich die ersten Zeichen einer Wampe deutlich machten. Seine Haare wurden an den Schläfen grau, und sein Gesicht war hart und kantig, sehr sauber rasiert. Er wirkte eindeutig erschöpft, die dunklen Ringe unter seinen Augen wiesen auf ein drohendes Burnout-Syndrom hin, seine Haut war grau. Seine ganze Erscheinung besagte allerdings, dass er so etwas wie Müdigkeit oder gar Lustlosigkeit nicht einmal buchstabieren konnte.
»Ich frage mich, was Sie eigentlich von mir wissen wollen«, stellte er kühl fest.
»Das ist ziemlich einfach zu beantworten«, sagte ich. »Da stirbt ein wichtiger Partner des Herrn Glatt, und wir haben die Frage, wie es denn weitergehen könnte. Da stürzt ein Geologe in einer Lavagrube zu Tode, von dem wir mit absoluter Sicherheit wissen, dass er im Vorzimmer Ihres Chefs saß. Warum saß er da? Dann weiten sich Ihre Wirkungs- und Besitzkreise deutlich aus. Sie schlucken zwei, drei deutsche Betriebe, die Lampen herstellen. Sie übernehmen einen großen Kerzenhersteller in Pakistan, dann einen großen Hersteller von künstlichen Blumen in Thailand, dann eine vierte Schuhfabrik, dann ein Anzeigenblatt, von dem der Herr Glatt dauernd behauptet, er mische sich in Angelegenheiten der Redaktion niemals ein, obwohl wir Gegenteiliges wissen. Dann wird das Anzeigenblättchen dem Herrn Bleckmann zugeschustert, damit niemand behaupten kann, es gehöre Glatt. Wissen Sie, das alles würde uns tatsächlich nicht sonderlich interessieren, wenn es lautlos funktioniert hätte. Aber es geschah mit drei Toten. Und die Tote im Wohnwagen hat Sie anscheinend brennend interessiert. Und spätestens dann fragen wir nach. Also frage ich: Kannten Sie die alte Frau, die dort zu Tode stranguliert wurde? Und noch etwas vorab, Herr Werendonk. Sie sollten freundlich in Erwägung ziehen, dass wir niemals ohne Grund fragen.«
Sein Blick war eisig, seine Augen waren harte, dunkle Glasmurmeln.
»Zunächst muss ich feststellen, dass ich diese alte Frau nicht kannte, keine Ahnung von ihrer Existenz hatte. Aber wir wussten, dass Norbert Bleckmann, einer unserer wichtigsten Partner, diese Frau gekannt haben musste. Wenigstens flüchtig. Das liegt darin begründet, dass Bleckmann zeitweise eine, na ja, eine Gespielin hatte, die bei uns nicht zu akzeptieren war. Sie hat eine trübe Vergangenheit, sie war immer eine Prostituierte, oder vielmehr, sie ist auch heute noch eine Prostituierte. Mein Vorsitzender ist der Meinung, dass wir uns solche Mitstreiter nicht leisten können. Wir achten moralisch wie ethisch auf strengste Maßstäbe. Und die Behauptung, dass das Privatleben niemanden Dritten angehe, ist einfach falsch. Unsere Kunden haben strenge Maßstäbe. So gesehen war Norbert Bleckmann zeitweilig eine Belastung, wenngleich er ein hervorragender Kaufmann gewesen ist. Nein, ich kannte die alte Frau nicht, habe sie nie gesehen, weiß aber, dass sie die Mutter der Prostituierten war.«
»Aber warum um alles in der Welt bewegen Sie Ihr Luxusgefährt zur Aufklärung an den Tatort?«, fragte ich weiter.
»Es ist ein Dienstwagen«,
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