Eifel-Connection
stellte er kalt fest. »Ich interessierte mich sofort dafür, weil Norbert Bleckmann plötzlich tot war, und weil Bleckmann in dem Wohnwagen da wohl auch stundenweise diese erwähnte Geliebte untergebracht hatte.«
»Woher wissen Sie das denn?«, fragte Emma.
»Also, wenn er durchdrehte, machte er das sehr gründlich«, antwortete er mit spöttischem Unterton. »Wenn Sie wissen, was ich meine. Wir haben gedacht, er ist geheilt, aber dann hatte er eine Art Rückfall mit der besagten Prostituierten.«
»Sie haben Elvis, den Stier zu Hilfe gerufen, nicht wahr?«, fragte ich.
»Ich gebe Informanten niemals preis«, erwiderte er schnell.
»Das glaube ich Ihnen aufs Wort«, sagte Emma in einem beinahe fröhlichen Sarkasmus. »Das wäre ja auch viel zu gefährlich. Die Glatt-Firmengruppe beruft sich auf einen Kölner Kneipen-, Hotel- und Clubbetreiber, der gleichzeitig viele Pferdchen laufen hat. So etwas darf es nicht geben.«
»Das haben Sie jetzt gesagt«, bemerkte er.
»Ja, ja«, sagte ich. »Sie waren am Ende Ihrer finanziellen Möglichkeiten, als Sie Norbert Bleckmann ins Boot holten. Er garantierte Ihnen frisches Kapital und Verbindungen in internationale Märkte. Er war gut für zwanzig Millionen.«
»Ach, wissen Sie, die Eifel war immer schon für wilde Gerüchte gut.« Er wedelte mit beiden Händen, er signalisierte eine geradezu weise Lebenshaltung. »Wir fangen gar nicht erst an, wilde Vermutungen zu stoppen. Wir sind der Ansicht, dass die Eifeler von selbst darauf kommen werden, welch ein Segen wir für die Region sind. Wir bringen Arbeitsplätze; wir bringen eine Unmasse an Know-how, wir bringen soziale Leistungen, wir bringen der Jugend in der Region die Möglichkeit, hier zu bleiben und auf diese Weise zu verhindern, dass sie dem hiesigen Arbeitsmarkt verloren gehen. Junge Menschen müssen nicht erst auswandern, sie können zu Hause bleiben, sie können bei Glatt zu erstklassigen Konditionen arbeiten.«
»Wie kommt man denn an eine Kerzenfabrik in Pakistan? Wie kommt man an eine Fabrik für künstliche Blumen in Thailand?«, fragte ich.
»Das ist ziemlich einfach, wenn man weiß, wie.« Er lächelte. »Das sicherste Prinzip ist, eine Bank mit starken internationalen Verbindungen auf die Spur zu setzen. Sie bekommen Informationen, Sie können auswählen, Sie können die infrage kommenden Betriebe und die Branche genau untersuchen, Sie können die Übernahmekandidaten genau betrachten und Ihre Entscheidung treffen. Diese Seite des Unternehmens wurde übrigens weitgehend von Bleckmann erledigt, er reiste mehrfach nach Pakistan und nach Thailand, und er machte seine Sache verdammt gut.«
»Das ist geradezu rührend einfach«, bemerkte Emma.
»Wir arbeiten eben eine Spur länger und eine Spur härter. Jeden Tag. Wir lassen uns die Butter nicht vom Brot nehmen.« Er wurde jetzt langsam wütend.
»Was ist mit dem Geologen Dr. Christian Schaad? Wieso saß der bei Ihnen im Vorzimmer? Was wollte er bei der Glatt Firmengruppe?«, fragte ich.
Er nickte. »Dazu kann ich Ihnen Grundsätzliches sagen.
Seit Sie mir gestern Abend sagten, er sei bei uns gewesen, habe ich mich bemüht, herauszufinden, mit wem er gesprochen haben könnte. Ich habe niemanden in der Leitungsebene des Unternehmens finden können, der mit ihm gesprochen hat oder mit ihm sprechen wollte. Niemand bei uns kannte ihn. Schon gar nicht Herr Glatt persönlich. Es gibt keine Notizen oder Computereinträge über seinen möglichen Besuch. Also hat er auch nicht stattgefunden. Es muss sich um eine Verwechslung handeln. Er ist auch nicht an unseren Pförtnern vorbeigefahren. Die lassen niemanden rein, der nicht einen Termin im Hause hat, also angekündigt ist. Es kann also nicht sein, dass der von Ihnen Genannte aus privaten oder beruflichen oder sonstigen Gründen bei uns im Haus war, also vielleicht, um mit jemandem aus der Belegschaft zu sprechen, den er privat kannte. Das kann nicht sein. Ich muss energisch darauf verweisen, dass Herr Dr. Schaad mit niemandem in unserem Hause bekannt war, und dass niemand auf irgendeine Weise mit seinem Tod zu tun hat. Ich betone: niemand!«
»Das haben wir auch nicht gesagt, Herr Werendonk.« Emmas Stimme war eisig. »Sie sollten nicht so krass in Ihren Äußerungen sein. Praktisch kann jeder den Christian Schaad in den Tod gestoßen haben, also auch jeder in Ihrer Firma. Aber dieser Mann saß in Ihrem Haus nicht irgendwo herum, sondern er saß im Vorzimmer der Geschäftsleitung. Diese Information ist
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