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Eifel-Connection

Titel: Eifel-Connection Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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da, wie Sie sich denken können.«
    »Das weiß ich. Ich würde trotzdem gern ein paar Fragen stellen.« Ich erklärte ihr, wer ich war und warum mich die Sache interessierte.
    »Dann kommen Sie mal mit.« Kein Misstrauen, kein Zögern.
    Es ging in die Küche. Ein sehr großer Raum, in dem gelebt wurde, der aber sehr aufgeräumt wirkte und hell und freundlich eingerichtet war.
    Am Esstisch saß ein Mann, der langsam aufstand und: »Jaax«, murmelte.
    Er war ebenso schlank wie seine Frau, wirkte etwas behäbiger, war um die Fünfzig, hatte kaum noch Haare, nur ein paar silberne Strähnen über den Ohren.
    »Mein Name ist Baumeister, ich bin Journalist«, sagte ich.
    »Es geht um den Mann, der da oben auf der Wiese starb.«
    »Setzen Sie sich doch«, sagte er. »Wollen Sie einen Kaffee?«
    »Das wäre nett«, nickte ich und nahm Platz.
    Seine Frau erledigte das mit dem Kaffee, setzte den Becher vor mich hin und nahm dann auf dem Stuhl neben ihrem Mann Platz.
    »Ich will Sie nicht lange aufhalten«, begann ich. »Natürlich fragt man sich, warum der Mann so einen langen Weg machte, ehe er starb. Also, durch die ganze Siedlung, dann auf den Wiesen weg und zu der Stelle über dem Hof hier. Ich weiß bereits, dass Sie der Polizei gesagt haben, dass Sie sich gar nicht vorstellen können, was der Mann da auf der Wiese wollte, und dass Sie ihn nicht kennen. Daran hat sich wohl nichts geändert?«
    Die Frau strahlte: »Nein, daran hat sich nichts geändert. Also, wir kennen solche Leute, die solche Edelschlitten fahren, wirklich nicht. Wir sind ja hier schließlich in der Eifel.«
    »Wir haben natürlich darüber nachgedacht«, murmelte er freundlich. »Und in der Zeitung stand ja auch, wer er war und was er so machte, ich meine beruflich. Da fragt man sich ja, was der da oben wollte. Was anderes als unsere Dächer hier konnte er ja auch nicht sehen. Also, nein, wir kannten den nicht.«
    »Es ist geäußert worden, dass Sie nach Neuseeland auswandern wollen«, sagte ich.
    »Wie bitte?«, fragte die Frau sehr schrill. »Neuseeland?«
    »Das ist gesagt worden«, nickte ich. »Stimmt das?«
    Sebastian Jaax lächelte leicht. »Ich kann mir denken, woher das kommt. Also wenn man zu Erntedank oder bei der Kirmes zusammensitzt, dann wird schon mal im Spaß gesagt: Man müsste auswandern. Das wurde schon zu Zeiten meines Vaters gesagt. Das hängt auch immer damit zusammen, dass wir Bauern ja nun mit irdischen Gütern nicht reich gesegnet sind. In der Eifel war das schon immer so, und also wird so was immer mal wieder gesagt. Aber es ist und bleibt ein Scherz.«
    »Wäre gar nicht schlecht, so eine Reise um die halbe Welt«, sagte seine Frau freundlich und lebhaft. »Wäre mal was anderes, mal ganz was Neues. Ja, warum eigentlich nicht?« Sie hatte sehr große, tiefbraune Augen. »Also, wir haben auch überlegt, ob der Mann sich nicht plötzlich elend fühlte und einfach so weit gefahren ist, wie er den Weg erkennen konnte. Vielleicht war ihm schlecht, das hat man ja bei Leuten, die einen Infarkt haben. Und es war mitten in der Nacht.«
    »Aber wenn er das gespürt hat, versucht er doch, das nächste Krankenhaus zu erreichen«, erklärte ich.
    »Da bin ich nicht sicher«, murmelte Sebastian Jaax. »Es gibt ja auch Leute, die sind wie Katzen. Wenn es ihnen dreckig geht, verkriechen sie sich irgendwo. Vielleicht war es so.«
    »Das kann sein«, nickte ich. »Ja, das war es auch schon. Vielen Dank. Und wie viel Kühe haben Sie?«
    »Zur Zeit hundertdreiundzwanzig«, antwortete er. »Aber reich sind wir deswegen noch nicht.« Dazu lächelte er ganz freundlich.
    »Und den ganzen Hof machen Sie allein?«
    »Nicht ganz«, antwortete sie freundlich. »Wir haben noch einen jungen Mann, der aushilft, früher nannte man das Knecht. Manchmal ist hier ganz schön was los, das können Sie glauben.«
    »Vielen Dank noch mal und auf Wiedersehen.«
    Ich marschierte über den Hof zu meinem Auto und hatte das Gefühl, irgendetwas übersehen zu haben. Aber ich wusste nicht, was das sein konnte. Irgendwie war das alles zu glatt und viel zu harmlos, und irgendwie schienen auch die beiden zu glatt und zu harmlos, und viel zu wenig misstrauisch.
    Es konnte aber auch sein, dass ich selbst zu misstrauisch war und Geheimnisvolles dort vermutete, wo ich nichts dergleichen finden würde.
     
    Ich gondelte gemächlich nach Heyroth zu Emma und konnte unsere junge Schwangere begrüßen, die malerisch auf Emmas Sofa lag und einen durchaus fröhlichen Eindruck

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