Eifel-Connection
vollkommen glatte Fläche in einem durchaus gebrauchten Gesicht mit ziemlich vielen, harten Falten. Das Gesicht wirkte dadurch ein wenig schizophren, was aber nicht weiter schlimm war, wenn es ihr selbst gefiel.
Sie machte einen gerührten Versuch, Emma zu umarmen und mir anschließend dieselbe Wohltat anzutun.
Sie sprudelte: »Also, ich habe mich in Daun auf der Burg eingemietet. Es ist ja interessant, dass hier auf dem Lande so ein gutes Hotel überhaupt funktionieren kann. Und dein Vater lässt dich grüßen und dir sagen, es ist alles in Ordnung, und du sollst dich mal wieder zu Hause sehen lassen. Und Tante Hildegard hat sich entschlossen, jetzt ein für allemal auf Ischia zu bleiben. Oh, mein Kind, hattest du denn richtige Wehen?«
»Das weiß ich nicht, Mama«, sagte das Kind brav.
Die Zwergin befreite sich von ihrem Kamelhaarmantel, riss sich das Seidentuch vom Hals, drapierte das alles samt ihrem winzigen Täschchen auf einem Küchenstuhl, wandte sich wieder der Tochter zu und heulte: »Stell dir vor, Onkel Gerd ist doch bei Vater erschienen und hat wieder ziemlich viel Geld für nichts verlangt. Und er war beleidigt, als dein Vater es ihm nicht gegeben hat. Glaubst du denn, mein Kind, dass dieses kleine Krankenhaus in Daun wirklich gut genug für so was Schwieriges ist? Sollen wir dich nicht heimholen und zu Doktor Langgans bringen?«
»Sie haben mir sofort und gut geholfen, Mama. Ich will nicht heim zu Dr. Langgans.«
»Aber Zuhause ist Zuhause, Kind. Und dein Vater sagt auch, dass wir dann immer und schnell an deinem Bett sein können, wenn irgendetwas ist.«
»Es ist aber nicht irgendetwas, Mama«, sagte das Kind.
»Und ich finde es auch wichtig, ob du deine Wohnung in Mainz nicht aufgeben willst, jetzt, wo du alleine bist. Du könntest doch bei uns im alten Kutschenhaus wohnen, und niemand würde dich stören. Wir würden das auch wunderbar für dich herrichten. Ach ja, und ich soll dich herzlich grüßen von Mathilde. Stell dir vor, sie geht nächstes Jahr in Pension, und man kriegt heutzutage überhaupt kein Personal mehr.«
Ich war genervt und murmelte: »Ich muss jetzt los, ich habe noch Arbeit.«
»Ich rufe dich an«, versicherte mir Emma und legte einen Augenaufschlag zum Himmel hin, der jedem Clown Ehre gemacht hätte.
Ich nickte Mutter und Tochter so freundlich wie möglich zu, entkam in die Eifeler Wildnis und atmete erst einmal tief durch.
Diese Mutter war ohne Zweifel schwierig, aber offensichtlich hatte die Tochter sich auch nicht die Mühe gemacht, sich abzunabeln und klare Grenzen zu ziehen. Ja, Mama, nein, Mama …
Plötzlich war ich hundemüde und wollte mich nur noch einigeln. Ich legte mich auf das Sofa und tat mir zehn Minuten RTL mit der Suche nach dem Superstar an. Völlig fasziniert sah ich drei Kandidaten zu, die jung und unverbraucht ein Lied zu singen versuchten und dabei so wenig Talent offenbarten, dass unter normalen Umständen niemand auf die Idee gekommen wäre, sie das Hänschenklein summen zu lassen. Schon gar nicht in der Öffentlichkeit! Dahinter steckte der weltweit beliebteste und zugleich dämlichste Zuspruch: Auch du kannst es schaffen! Natürlich machte es mich auch sauer, dass ein leibhaftiger Fernsehsender auf völliges menschliches Versagen setzte und mit reiner Schadenfreude viel Geld verdiente.
Gegen neun Uhr wollte ich ins Bett gehen, war dann aber so sauer auf Gott und die Welt, dass ich mir doch noch die Mühe machte, den Friedhelm Werendonk aufzutreiben, Glatts Nummer zwei. Ich hatte Schwierigkeiten, seine Telefonnummer zu entdecken, kannte aber jemanden, der jemand kannte, der wiederum von jemandem wusste, der die Nummer unter allen Umständen haben musste. Provinz live.
»Werendonk«, murmelte er verdrießlich.
»Mein Name ist Baumeister, ich bin Journalist, ich würde gern mit Ihnen sprechen. Wir kennen uns flüchtig.«
»Ja, ich erinnere mich. Was gibt’s?«, fragte er mäßig freundlich.
»Sie haben neulich den ausgebrannten Wohnwagen bei Rosi eins inspiziert. Und merkwürdigerweise war ausgerechnet der Geologe Dr. Christian Schaad zu Gast in Ihrem Vorzimmer. Und ein enger Geschäftsfreund Ihres Chefs, nämlich Norbert Bleckmann, starb sehr rätselhaft auf einer Wiese in Hillesheim.«
»Ja, und?«, fragte er.
»Ich würde Sie gern nach auftauchenden Problemen befragen«, sagte ich.
»Wir haben mit der alten Frau aber nichts zu tun.« Das kam schnell und hart, es kam daher wie eine Fanfare.
»Das habe ich auch nicht gesagt«,
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